26.06.2004 23:45 Uhr

Holland überwindet Elfmetertrauma und Schweden

Estádio Algarve, 23:30 Uhr. Das Spiel ist aus. Ein eher mäßiges Viertelfinalespiel endet mit 5:4 nach Elfmeterschießen für die Niederlande. Aber ebenso finden heute ein paar andere Dinge ihren Abschluß. Zum Beispiel der EM-Traum der Elche, die uns mit einer erfrischend neuen Form des schwedischen Offensivfußballs begeisterten. Oder die gelebte Antipathie des kickenden Holländers vor dem freien Schuß aus 11 Metern Entfernung. Oder die mediale Heftigkeit im Spießrutenlauf des Dick Advocaats. Das alles findet heute sein Ende, aber wir, wir beginnen am Anfang:

Halbzeit eins offenbart Verbesserungspotentiale

In der ersten Hälfte entwickelt sich zu Beginn ein flottes Spielchen, bei dem es aber bis zur zehnten Minute dauert, bis die Holländer gefährlich vor dem gegnerischen Kasten auftauchen: Nach einem starken Solo von Clarence Seedorf, kommt Jungstar und Neu-Chelsea-Kicker Arjen Robben frei zum Schuß und zwingt Schweden-Schlußmann Andreas Isaksson zu einer Glanzparade. Die Advocaat-Elf hat sich inzwischen ein optisches Übergewicht erarbeitet, kann sich aber in der Folgezeit keine nennenswerten Chancen herausspielen. Die Schweden bleiben offensiv völlig blass und kommen nur bei zwei Schüssen – Larsson in der 10. und Mellberg in der 44. Spielminute - halbwegs in die Nähe des holländischen Tores. Zwei gute Teams haben sich vollständig neutralisiert.

Oranje will nicht nachsitzen

Die zweite Halbzeit beginnt gleich mit einem Paukenschlag. 30 Sekunden nach Wiederanpfiff kommt der niederländische Wunderstürmer Ruud van Nistelrooy frei zum Kopfball, zielt aber nicht genau genug. Zehn Minuten später hat Schwedens Ibrahimovic die wohl größte Chance des Spiels, als er nach einem Stam-Fehler den Ball aus acht Metern am geschlagenen Holland-Keeper van der Sar vorbeischiebt. Doch gerade noch rechtzeitig kann Cocu, der inzwischen vom ausgewechselten de Boer die Kapitänsbinde übernommen hat, den Ball vor der Linie wegschlagen. Dann greifen wieder die Advocaat-Mannen an: Nach knapp einer Stunde und einem langen Paß von Cocu nimmt van Nistelrooy den Ball lehrvideohaft mit der Brust an, lässt ihn kurz auftropfen und hält dann aus spitzem Winkel drauf. Diesmal klärt Keeper Isaksson - aber mit viel Glück.

Das Spiel hat jetzt deutlich an Niveau gewonnen, obwohl immer noch viele kleine Fouls und eine beiderseitig hervorragende Abwehrarbeit den Spielfluss beeinträchtigen. Die letzten fünf Minuten gehören wieder den Holländern, die den Druck stark erhöhen und nun endlich zu einigen guten Einschussmöglichkeiten kommen. Am ehesten hätte wohl Seedorf die Verlängerung verhindern können, aber Isaksson ist sowohl bei dessen Schuss als auch beim Nachschuss von Reizinger auf dem Posten.

Die Überstunden sind zwar unbezahlt aber die Mühe wert

Eine wahre Leistungsexplosion erlebt die Partie erst in der Verlängerung, die mit einer tollen Aktion des Jungstars Arjen Robben beginnt, der mit einem 25 Meterschuss aber nur den rechten Pfosten trifft. Bei den Abwehrreihen lassen mit zunehmender Spieldauer wohl Kondition und Konzentration nach, so dass nach vorne hin mehr möglich ist. In der zweiten Hälfte der Verlängerung treffen auch die Drei-Kronen-Kicker das Aluminium, einmal Larsson mit einem Kopfball und dann Ljungberg mit einem strammen 18-Meter-Schuß. Für ein Tor sollte es aber trotzdem nicht reichen.

Die Kapitäne versagen

Dann kommt das Elfmeterschießen - Schweden fängt an. Bei den ersten fünf Durchgängen verfehlen sowohl die Gelb-Blauen (Ibrahimovic) als auch die Holländer (Kapitän Cocu) je einmal. Den sechsten Schweden-Schuß aus 11 Metern soll Kapitän Mellberg im Netz unterbringen, scheitert aber an van der Sar. Anschließend bleibt Robben eiskalt und schießt Oranje ins Halbfinale.
Schweden hat eine tolle EM gespielt, muss nun aber die Heimreise antreten. Auf die Niederlande wartet am Mittwoch mit Gastgeber Portugal die nächste schwere Aufgabe.

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