09.02.2014 11:58 Uhr

Monaco vs Paris: Millionenspiel im Zwielicht

Showtime in der Ligue 1: Am Sonntag Abend bittet der AS Monaco den Spitzenreiter aus Paris zum Tanz. Tabellarisch wie sportlich ein Leckerbissen. Das alles beherrschende Thema ist und bleibt aber ein anderes.

Das Flutlicht wird strahlen, die Ränge im ansonsten spärlich besetzten Stade Louis II bis unters Dach gefüllt sein. Sogar Fürst Albert hat sein Kommen angekündigt. Zumindest in diesen 90 Minuten geht es ausnahmsweise mal nur um Fußball und das Duell zwischen der besten und zweitbesten Mannschaft Frankreichs (ab 21 Uhr bei uns im Liveticker).

Weitaus interessanter als das sportliche Kräftemessen ist die Frage, ob die beiden Vereine und ihre schwerreichen Besitzer auch in Zukunft mit den Millionen um sich schmeißen dürfen ohne eine Sanktion befürchten zu müssen. Noch legt ihnen weder die UEFA noch der französische Verband Steine in den Weg.

Al-Khelaifi kontert Kritiker

Hans-Joachim Watzke ("Ich habe ein Problem mit Klubs wie Monaco"), Karl-Heinz Rummenigge ("Ich kann mir nicht vorstellen, dass Paris das Financial-Fair-Play einhält") und Olympique Lyons Präsident Jean-Michel Aulas ("Mir wird schlecht, wenn ich sehe, wie viel Geld dort investiert wird") sind nur einige von vielen Gegnern, die sich klar gegen die Geschäftspolitik der Klubs positioniert haben.

PSG-Präsident Scheich Al-Khelaifi lässt das kalt: "Ich kann versichern, dass wir keine Probleme mit dem Financial Fairplay bekommen werden. Es gibt Regeln, und an die halten wir uns." Damit der Verein die oberste Regel des FFP einhält und die Ausgaben die Einnahmen nicht übersteigen, hat man sich in der Hauptstadt einen Vier-Punkte-Plan zurecht gelegt.

Fans und Konkurrenten sollen zahlen

Zunächst einmal werden die Fans zur Kasse gebeten. Das Prinzenpark-Stadion soll bis 2017 auf eine Kapazität von 60000 Zuschauern ausgebaut werden. Die Eintrittspreise übersteigen die der nationalen Konkurrenz schon jetzt um ein Vielfaches. Während die günstigste Dauerkarte in Monaco "nur" 200 Euro kostet, zahlen die Fans in Paris mindestens 980 Euro für ein Saisonticket. Eine weitere Preiserhöhung ist bereits beschlossen.

Zudem soll auch der Verkauf von Spielern weitere Millionen bringen. Auf ein Schnäppchen dürfen mögliche Interessenten aber nicht hoffen. Denn wer, wann zu welchem Preis verkauft wird, entscheidet Scheich Al-Khelaifi. Sollte jemand nicht nach seinen Regeln spielen, droht ein Gegenangriff: "Wir respektieren alle Klubs. Aber wenn sie versuchen, einen unserer Spieler zu verpflichten, können sie mit Konsequenzen rechnen. Dann werden wir ihre Spieler kontaktieren."

Nike und QTA füllen die Kasse

Eine hübsche Summe kassieren die Hauptstädter in Zukunft wohl auch von Ausrüster Nike. Der Sportartikelhersteller bietet dem amtierenden Meister laut Medienberichten rund 16,5 Millionen Euro jährlich. Paris fordert die für Spitzenklubs marktüblichen 25 bis 30 Millionen. Der Verein sitzt dabei am längeren Hebel, denn nach dem Wechsel des Arsenal FC von Nike zu Puma wird sich der US-Gigant genau überlegen, ob er sich den Verlust eines weiteren Global Players leisten kann.

Die vierte und letzte Punkt im Finanzierungsplan der Pariser ist die Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor QTA, Katars Tourismusbehörde. 600 Millionen Euro hat diese dem Verein über einen Zeitraum von vier Jahren zugesichert. 150 Millionen Euro pro Saison. Eine unverhältnismäßig hohe Summe, die einerseits den Wettbewerb gefährdet. Außerdem ein Deal, der dem Financial-Fair-Play widerspricht, argumentieren die Kritiker. Der Ball liegt bei der UEFA. Sie muss nun entscheiden, ob der Vertrag rechtens ist.

AS Monaco: Freifahrtschein für 50 Millionen Euro

In Monaco werden sie jedenfalls ganz genau hinschauen, wie und ob der Dachverband den Vertrag zwischen PSG und QTA durchwinkt. Schließlich gibt es auch im Bekanntenkreis von Besitzer und Multimilliardär Dmitri Rybolowlew (geschätztes Privatvermögen: 9,1 Mrd.) genügend Kandidaten, die großzügig in den europäischen Fußball investieren würden.

Einen ersten wichtigsten Sieg feierte der AS Monaco schon im vergangenen Monat. Bis zum Juni 2014 sollte der Klub seinen Firmensitz nach Frankreich verlegen. Gleiches (Steuer)Recht für alle, forderte die französische Fußballliga (LFP) Anfang 2013. Kommt der Verein der Forderung nicht nach, droht eine Strafzahlung von 200 Millionen Euro, ein Punktabzug und im schlimmsten Fall sogar der Ausschluss. So war es gedacht.

Rybolowlew begrüßt "intelligente Lösung"

Jetzt kam die Wende: Die LFP und der AS Monaco einigten sich auf die Zahlung einer Vertragsstrafe in Höhe von 50 Millionen Euro. Im Gegenzug darf der Verein weiter im Fürstentum residieren – und durch die Steuervorteile weiterhin astronomische Gehälter zahlen. Eine "intelligente Lösung für beide Seiten", sagt Rybolowlew.

Warum sich die LFP zu diesem Vergleich hat hinreißen lassen, liegt auf der Hand. Zwei Zugpferde, die regelmäßig Top-Stars in eine Liga locken, deren Image und Qualität in den letzten Jahren gelitten hat, sind besser als eins. Zwei Jahre vor der EM im eigenen Land soll die Ligue 1 endlich wieder in einem Atemzug mit der Serie A, Premier League, Primera División und der Bundesliga genannt werden. Oder um es anders zu sagen: Schlechte PR ist besser als gar keine.

Christian Schenzel

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