14.10.2013 12:48 Uhr

Mit "Wut im Bauch" in Schweden - Löw schon im WM-Modus

Joachim Löw beim Training der Nationalmannschaft
Joachim Löw beim Training der Nationalmannschaft

Revanche und Lerneffekt: Mit dem Abflug nach Schweden hat Joachim Löw sofort in den WM-Modus geschaltet. In den verbleibenden acht Monaten bis zum Turnierstart in Brasilien will der Bundestrainer vor allem die Defizite im deutschen Nationalteam bekämpfen.

Begonnen werden soll damit schon in Stockholm. "Ich erwarte in Schweden eine hochmotivierte Mannschaft", erklärte Löw vor seinem 99. Länderspiel als DFB-Chefcoach seinem Personal. Nach der Gelb-Sperre von Sami Khedira saßen am Montag noch 19 Spieler im DFB-Charter LH 342 in die schwedische Hauptstadt, wo Sonnenschein und zehn Grad die Löw-Gruppe empfingen.

Auf Training und theoretische Schulung hatte der Chefcoach nach der perfekten WM-Qualifikation am Wochenende in Köln verzichtet. "Es war gut, die Köpfe freizubekommen", meinte der kurz vor der Vertragsverlängerung stehende Löw. "Wir wollen ohne Niederlage die Qualifikation abschließen", benannte der Bundestrainer das vorrangige Ziel für das letzte Pflichtspiel vor der Weltmeisterschaft.

4:4 soll Lerneffekt erzeugen

Löw setzt nach dem schockierenden 4:4 im Hinspiel auf einen Lerneffekt bei seinen Spielern. Immerhin neun Akteure, die damals mit auf dem Rasen gestanden hatten, könnten bei der Revanche von Beginn auflaufen. Nur Miroslav Klose und Holger Badstuber fehlen verletzt. Aussetzer wie in Berlin werden bei der WM nicht verziehen. Und Vertrag hin oder her: Bei Löws vielleicht finaler Titelmission muss sein Team noch besser funktionieren als in der souverän gewonnenen Ausscheidungsrunde.

Helfen soll am Dienstag in der Friends Arena von Solna die Erinnerung an den verspielten und danach heiß diskutierten 4:0-Vorsprung im Oktober vergangenen Jahres in Berlin auch in Sachen Motivation. "Völlig überraschend" habe man im Olympiastadion das Spiel nach einer Stunde Weltklassefußball noch aus der Hand gegeben. "Das wurmt mich heute noch ein bisschen. Die Spieler haben es nicht vergessen. Wir gehen mit einer kleinen Portion Wut im Bauch nach Schweden, das ist auch gut so", erklärte der DFB-Chefcoach im ZDF und ergänzte zu dem 4:4-Trauma: "Das hat uns wehgetan."

"Wird nicht noch einmal passieren"

Lange hatte Löw gegrübelt, warum sein ratloses Team in Berlin gegen die Schweden mit dem beim Rückspiel wegen einer Gelbsperre fehlenden Zlatan Ibrahimovic auseinandergebrochen war. "Das wird uns nicht noch einmal passieren", unterstrich der damals ebenso passive Bundestrainer. Einen Beweis wollen Manuel Neuer und Co. nun antreten: "Man hat es schon im Kopf. Aber in erster Linie geht es jetzt darum, jedes Spiel zu nutzen, um uns auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten", meinte der Münchner Torwart.

Selbst beim 3:0-Sieg gegen die Iren, mit dem das Brasilien-Ticket gebucht wurde, ließ das deutsche Team mehrere klare Torchancen des biederen Kontrahenten zu. "Wir haben Verbesserungspotenzial in unser ganzen Defensivarbeit", gestand Löw: "Das ist eine Sache der Kompaktheit, das beginnt vorne, geht über das Mittelfeld nach hinten. Die ganze Mannschaft muss die Arbeit verrichten, immer am Limit." Auch in der mit 31 Qualifikationstoren überzeugenden Offensive sieht Löw noch eine Steigerungspflicht: "Unser Spiel im letzten Drittel kann noch besser sein."

Auch Bastian Schweinsteiger, der in Stockholm in den Club der Hunderter aufrückt, weiß, vom 12. Juni 2014 an muss in Brasilien das System perfekt funktionieren, um den Traum vom vierten WM-Titel Wirklichkeit werden zu lassen. "Da sind so Kleinigkeiten, die wir noch besser machen müssen, wo wir aufpassen müssen", bemerkte der 29 Jahre alte Münchner, der "stolz" auf sein 100. Länderspiel ist. "Es sind nur Nuancen, aber die entscheiden manchmal Spiele", betonte Löw.

Vertragsverlängerung steht an

Zu seiner anstehenden Vertragsverlängerung ist zunächst genug gesagt. Bei einer großen WM-Blamage am Zuckerhut wäre die Ära Löw unabhängig von Verträgen oder Klauseln am Ende, hat der Bundestrainer selbst eingeräumt. Der DFB-Präsident hält am eingeschlagenen Zeitplan dennoch fest, um die Laufzeit von Löws neuem Arbeitspapier schon jetzt bis 2016 auszudehnen: Nach dem Schweden-Spiel würde man nochmals "die Köpfe zusammenstecken", sagte Wolfgang Niersbach: "Wir wollen das sorgfältig und gewissenhaft lösen. Das ist kein künstliches Versteckspiel."

Über personelle Änderungen in seiner Startelf im 36. Duell gegen die Skandinavier - 14 Siege stehen zwölf Niederlagen gegenüber - hielt sich Löw zunächst zurück. Max Kruse könnte erstmals bei einem Pflichtspiel beginnen, Mesut Özil würde dann wieder seine angestammte Spielmacherrolle übernehmen. Mario Götze, den Löw in der vergangenen Woche in Absprache mit seinem Bayern-Kollegen Pep Guardiola ein spezielles Aufbauprogramm verordnet hatte, könnte auch länger als die vier Minuten gegen Irland spielen. Und auch der enttäuschte Dortmunder Mats Hummels, Schalkes Defensivmann Benedikt Höwedes und dessen Clubkollege Julian Draxler erhoffen sich eine Chance.

dpa

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