"Bremen ist immer eine Reise wert", hat der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau einmal gesagt. Recht hat er, sagt zum Beispiel die Tourismuszentrale der Hansestadt, die in den letzten Jahren neue Rekorde bei den Hotelübernachtungen vermeldete. Oder Werders Innenverteidiger Naldo, der geraden seinen Vertrag vorzeitig verlängerte, weil er und seine Familie sich an der Weser "sehr wohl" fühlen. Jeder, der hingegen etwas mit Hannover 96 am Hut hat, findet Bremen blöd. Weil man Derbygegner blöd finden muss. Und weil Bremen für die 96er eben oft keine Reise wert ist.

Für die Niedersachsen nämlich gab es zumeist nichts zu holen in der Hansestadt. Allein in den letzten fünf Spielen kassierte Hannover 21 Gegentore (bei zwei eigenen Treffern) und holte keinen einzigen Punkt. Für das Aufeinandertreffen am Sonntag stehen die Vorzeichen aber für 96 gar nicht so schlecht, denn die Defensive der Niedersachsen präsentierte sich in dieser Saison auffallend stabil. Zwar kostete eine schlechte Chancenverwertung Punkte, hinten aber sah es durchaus ordentlich aus, was Hannover bisher gezeigt hat. Dass ihnen beim Spiel in Bremen Keeper Robert Enke fehlt, dürfte sich darauf nicht negativ auswirken: Die Werderfans erinnern sich noch mit Grausen an das letzte Auseinandertreffen mit Ersatzkeeper Florian Fromlowitz, der seine 96er in der letzten Saison mit herausragenden Paraden vor einer Heimniederlage gegen den SVW bewahrte.

Wiederholt Fromlowitz einen solchen Auftritt, dürfte das Ergebnis weitaus enger ausfallen als in den Vorjahren. Dies gilt umso mehr, wenn die Bremer ihren Lieblingsfehler machen: mutmaßlich leichte Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Das kostete in der Vorsaison bereits zahlreiche Punkte und deutete sich auch in dieser Spielzeit beispielsweise gegen Frankfurt oder Aktobe an... Auf der Statistik, so viel ist sicher, dürfen sich die Bremer ebenso wenig ausruhen wie sich die Hannoveraner durch sie vom Reisen abhalten lassen sollten.