22.04.2009 00:00 Uhr

"Wir geben niemals auf"

Aus vier Hochzeiten wurde eine. Aber auf dieser einen wartet die große Sehnsucht. Ligapokal, FA Cup, Champions League - der Liverpool FC hat sich mittlerweile aus allen europäischen und nationalen Pokalwettbewerben verabschiedet und nun nur noch ein einziges Ziel vor Augen: den Meistertitel. Ziemlich einzigartig in Europa dürften wohl auch die Prioritäten sein, die die Wettbewerbe im roten Lager an der Mersey genießen. Die wohl überwältigende Mehrheit der Anhängerschaft der Reds würde diesen Meistertitel einem Champions-League-Gewinn jederzeit vorziehen. Und so erfüllte sie das Aus gegen Chelsea in diesem formidablen Halbfinalrückspiel an der Stamford Bridge (4:4) weniger mit Gram als mit Stolz. Das spürte man auch tags darauf auf Gedenkfeier zum 20. Jahrestag der Katastrophe von Hillsborough, als das Team mit viel Applaus bedacht wurde.
Doch die kommende Aufgabe im Titelkampf ist alles andere als eine leichte Hürde, wartet doch mit den Gunners der nächste Vertreter der Big Four. Und das Team von Arsene Wenger befindet sich – trotz der 1:2-Niederlage gegen Chelsea im FA Cup-Halbfinale – sicherlich gerade im Aufwind und hat im Gegensatz zu den Reds den Sprung ins Champions-League-Semifinale geschafft.


Sechs auf einen Streich?


Sechs Spiele sind es noch für die Reds, eins weniger als der Erzrivale und Titelkonkurrent aus Manchester. Auf dem Papier stellen die Gunners in dieser Reihe schon den dicksten Brocken dar, doch es waren in dieser Saison oftmals die kleineren Clubs, die den Roten Probleme bereiten konnten ( >> Ergebnisübersicht Liverpool). Wie die vollständige Marschroute auszusehen hat, wenn es denn etwas werden soll mit der nun schon 19 Jahre auf sich warten lassenden 19. Meisterschaft, gibt Torhüter Reina vor: "Es stehen noch sechs Spiele an, die müssen wir alle gewinnen", so der Spanier unmissverständlich. Er dürfte aller Voraussicht nach Recht behalten, denn auf gleich mehrere Patzer Man Uniteds braucht angesichts deren Restprogramms sicher niemand hoffen. Auf eine vorzeitige Kapitulation seitens des Rekordmeisters sollte allerdings auch in Manchester niemand setzen. Und auch für diese Annahme kann noch einmal Liverpools Keeper als Kronzeuge bemüht werden: "Wir geben niemals auf, wir sind Liverpool."


Rückkehr einer Legende?


Dass man sich nicht wirklich bemüht, alles für den Erfolg zu unternehmen, will man sich in Liverpool nicht nachsagen lassen. Nach jüngsten Informationen plant Trainer Rafa Benitez aktuell den Mann wieder mit in die Geschicke des Clubs einzubinden, der wie kaum ein anderer für die erfolgreichste Ära der Reds steht: Niemand geringeres als Kenny Dalglish soll im zuletzt nicht gerade erfolgreichen Nachwuchsbereich das Zepter schwingen. Dass es der bis heute als "King Kenny" zutiefst verehrte Schotte war, der den LFC 1990 als Trainer zum letzten Meistertitel führte, kann in Liverpool, der Stadt, in der Sentimentalität und Fußball Hand in Hand gehen wie sonst nirgends, kaum als Nebensächlichkeit angesehen werden. Hier gibt man viel auf so etwas wie ein gutes Omen. Für Dalglish war es seinerzeit als Trainer der dritte Meistertitel. Als Spieler gewann er mit den Reds dazu in acht Jahren zuvor nicht weniger als fünf Meisterschaften und drei Mal den Europapokal der Landesmeister – eine Quote, die seine "Krönung" mehr als legitimiert.


Ausfälle auf beiden Seiten


Mit Arsenal kommt nun ein Team an die Anfield Road, das einige Zeit in dieser Saison seine Schwierigkeiten hatte und eher belächelt wurde. Doch das Zwischentief, in dem man wochenlang gegen alles und jeden am liebsten 0:0 spielte, ist Geschichte. Die Gunners sind nun bereits seit 18 Spielen unbesiegt, konnten sogar die letzten fünf Ligaspiele allesamt für sich entscheiden und schossen in diesen nicht weniger als 16 Tore. Nun allerdings sind sie der beiden treffsichersten Spieler ihrer Offensive beraubt, denn sowohl Emmannuel Adebayor als auch Robin van Persie fallen verletzungsbedingt aus. Die beiden erzielten zusammen 19 der 54 Ligatreffer Arsenals. Zudem wird der im jüngsten Pokalspiel nicht immer sicher wirkende Lukasz Fabianski weiter Stammkeeper Almunia ersetzen.
Doch auch die Reds haben einen sicher nicht minder schweren Ausfall zu verkraften, denn Steven Gerrard muss weiter mit einer Leistenverletzung passen. So scheint es gut möglich, dass Benitez die gleiche Startelf wie zuletzt gegen Chelsea ins Rennen schickt.


Arsenal das Zünglein an Wage?


Liverpool kann mit der stolzen Bilanz von 28 ungeschlagenen Ligaheimspielen in Serie in diese Partie gehen. Doch der Respekt vor den formstarken Gunners dürfte gehörig sein. Zudem hat in der Historie der Premier League seit 1992 kein Team mehr Punkte (52) und Siege (14) gegen Liverpool eingefahren als Arsenal. Aber auch in Manchester wird man sicherlich ein ganz wachsames Auge auf die Londoner haben. Denn United trifft nicht nur im Halbfinale der Königsklasse noch auf diese, sondern am vorletzten Spieltag auch noch in der Meisterschaft. Da liegt es nahe, dass nicht wenige Arsenal als das womöglich entscheidende Zünglein an der Waage sehen, das in diesem spannenden Titelkampf den Ausschlag geben könnte.

- Larsson -

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