01.04.2009 23:45 Uhr

Geduldsspiel im Millennium

Erst wenige Tage ist es her, dass die deutsche Nationalmannschaft ihre erste Qualifikations-Pflichtaufgabe gegen Liechtenstein löste. Sie gewann in Leipzig 4:0 - ohne Glanz und Gloria, aber durchaus souverän. Der Hauptgegner um den ersten Platz, Guus Hiddinks Russland, mühte sich da schon deutlich mehr. Doch auch für die Russen reichte es für einen Dreier, 2:0 siegte man gegen Aserbaidschan. Da Hiddinks Team noch ein Spiel mehr ausstehen hat, läuft momentan alles auf den großen Showdown zwischen Russland und Deutschland hinaus. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass beide Mannschaften die so genannten kleinen Gegner schlagen. Mit Wales steht nun die nächste Mannschaft dieser Kategorie bereit.


Die Vergangenheit als Warnung


Dass das Spiel in Cardiff nicht einfach werden dürfte, zeigt schon die Vergangenheit: In 16 Aufeinandertreffen gewannen die Waliser zwar nur zwei Mal, trotzten dem Favoriten aus Deutschland aber sechs Unentschieden ab. Bis auf wenige Ausnahmen in grauer Fußballvorzeit - Ende der 1980er gab es mal ein 4:1, zehn Jahre vorher ein 5:1 - waren die Duelle immer äußerst knapp. Wales ist damit zwar kein klassischer Angstgegner. Doch die defensive Spielweise der Insulaner brachte deutsche Mannschaften regelmäßig an den Rand der Verzweiflung. Wie sagt man so schön: Wales liegt Deutschland einfach nicht.

Das Erfolgsgeheimnis für die Mannschaft von Jogi Löw ist daher eigentlich ganz einfach: Wenn Deutschland es schafft, den Ball souverän zu kontrollieren und viel, viel Geduld aufzubringen, dann sollte das eine, entscheidende Tor irgendwann fallen. Im Hinspiel funktionierte diese Taktik bereits, erst zwanzig Minuten vor Schluss erlöste Trochowski Löws Truppe. Geduld ist auch das Stichwort für Deutschlands derzeitiges Problemkind Nummer eins: Mario Gomez trifft im Dress des VfB Stuttgart beinahe nach Belieben. Sobald er aber das Nationaltrikot überstreift, ist der Torriecher wie weggeblasen. Wie wenig einem solch überragenden Spieler gelingt, wenn der Kopf nicht mitmacht, durfte man gegen Liechtenstein bestaunen. Gomez war wahrscheinlich der deutsche Spieler, der sich am meisten anstrengte. Doch seine Verkrampfung konnte man förmlich riechen, es gelang ihm nichts. Dennoch macht Trainer Löw das einzig Richtige und lässt ihn auch in Wales von Beginn an ran.


Wales hofft auf Bellamy


Der walisische Fußball hat seit jeher zwei Probleme: Zum Einen steht der Sport in dem kleinen Land im Schatten des Nationalsports Rugby. Zum Anderen hat Wales fast schon traditionell das Problem der One-Man-Show. Jahrelang prägte Superstar Ryan Giggs als Lichtgestalt unter vielen Amateuren die Nationalelf. Nach seinem Rücktritt übernahm Craig Bellamy die Rolle des einsamen Stars. Aber der Stürmer von Manchester City befindet sich nach einer Knieverletzung in der Reha, sein Einsatz ist recht unwahrscheinlich. Wie wichtig er für Coach Toshack ist, zeigt die Tatsache, dass er trotz der schlechten Aussichten im Kader steht. Ebenfalls berufen wurde Premier League Kollege James Collins von West Ham United, obwohl auch er noch verletzt ist. Für dessen Teamkameraden Jack Collison kommt das Spiel dagegen auf jeden Fall zu früh, er reiste gar nicht erst an. Sollten die drei in der englischen Premier Leauge aktiven Spieler alle ausfallen, haben die Waliser ein großes Problem.

Derlei Sorgen muss sich Toshacks Kollege Löw im Moment nicht machen. Im Gegenteil: Piotr Trochowski musste die letzten Wochen wegen einer Innenbanddehnung pausieren, bestand aber noch vor dem Abflug nach Cardiff seinen Härtetest. Auch der zweite Mittelfeldmotor Marko Marin meldete sich nach einer kleineren Blessur aus dem Liechtenstein-Spiel inzwischen wieder fit. Die größten Sorgen musste sich Löw noch um Bastian Schweinsteiger machen, der sich im Training eine Adduktorenverletzung zuzog. Aber auch beim Münchner ist alles halb so schlimm, auch er wird spielen können. Die deutsche Elf geht also ohne große Verletzungssorgen als hoher Favorit in das nächste "Unternehmen Pflichtsieg".

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