17.07.2011 23:45 Uhr

Japan Weltmeister im Elfmeterschießen

Frankfurt/Main (dpa) - Auch das Daumendrücken von US-Präsident Barack Obama aus der Heimat nutzte nichts: Japan ist Weltmeister. Das Überraschungsteam der stimmungsvollen Frauenfußball-Weltmeisterschaft gewann das dramatische Endspiel gegen die USA im Elfmeterschießen mit 3:1 (2:2, 1:1, 0:0).

Die Asiatinnen eroberten sich damit erstmals den Titel. Den Amerikanerinnen versagten vom Punkt die Nerven, gleich drei Spielerinnen verschossen. Aya Miyama hatte mit dem 1:1 (81. Minute) die Extraspielzeit erzwungen, Homare Sawa (117.) auch die zweite amerikanische Führung ausgeglichen. Schließlich machte die Neu-Frankfurterin Saki Kumagai in einem Elfmeter-Krimi alles klar. Nie zuvor hatte Japan zuvor gegen den zweimaligen Weltmeister USA gewonnen.

«Das kann man nicht erklären, manchmal gehen sie rein, manchmal nicht. Wir hätten unsere Chancen nutzen müssen», sagte eine enttäuschte US-Trainerin Pia Sundhage. Shannon Boxx, Carli Lloyd und Tobin Heath scheiterten im Nervenduell.

Die US-Frauen dominierten in Frankfurt (Main) über weite Strecken das Endspiel deutlich. Doch die Treffer der eingewechselten Alex Morgan (69.) und von Abby Wambach (104.) reichten am Ende nicht. Japan, im Viertelfinale 1:0-Sieger über WM-Gastgeber Deutschland, löste damit das DFB-Team auch als Titelträger ab. Sawa krönte sich mit fünf Treffern zudem zum WM-Torschützenkönigin. Die 32-Jährige wurde auch als beste Spielerin des Turniers geehrt.

«Amazing Goal», hatte Obama nach dem ersten Tor über Twitter gejubelt. Doch der Präsident wurde wie die US-Girls am Ende von nie aufsteckenden Japanerinnen geschockt. Ohne Probleme brachte Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aus Hannover die Partie über die Bühne - zumindest ein Erfolg für den WM-Gastgeber. In der Nachspielzeit der Verlängerung schickte sie die Japanierin Azusa Iwashimizu wegen einer Notbremse mit Rot vom Platz.

Vor 48 817 Zuschauern im ausverkauften Frankfurter Stadion schockte der dreimalige Olympiasieger USA die Asiatinnen mit einem Blitzstart. Lauren Cheney Cheney (1., 8., 34.), Wambach (9.), Carli Lloyd (11.) und Megan Rapinoe (12., 18.) hatten gleich mehrere sehr gute Chancen zur Führung. Und bei Wambachs Scharfschuss verhinderte nur die Latte die Belohnung für den US-Sturmlauf (29.).

Auf der Tribüne erlebte Kanzlerin Angela Merkel, die ihren 57. Geburtstag beim Finale feierte, auch Bundestrainerin Silvia Neid und viele deutsche Nationalspielerinnen, wie Japan nur mit größter Mühe ins Spiel kam. Zunächst Angsthasenfußball statt mutiger Kombinationen - von den Leistungen aus Viertel- und Halbfinale war lange nichts zu sehen. Die DFB-Spielerinnen auf der Tribüne wie Kim Kulig, Nadine Angerer oder Alexandra Popp rieben sich verwundert die Augen.

Allerdings verpassten die wieder mit der im Halbfinale gesperrten Rachel Buehler und dazu Offensivkraft Rapinoe angetretene USA in der einseitigen ersten Hälfte eine mögliche Vorentscheidung. So blieb Japan im Rennen, am auffälligsten mühte sich Shinobu Ohno. Zweimal tauchte zumindest Kozue Ando in verheißungsvollen Situationen vor dem Tore von Hope Solo auf.

Die Mehrzahl der Fans in Frankfurt sympathisierten mit den mutigeren Amerikanerinnen und quittierten das passive Spiel der «Nadeshiko» (Prachtnelke) sogar mit Pfiffen. Dabei hatte Trainer Norio Sasaki im Finale derselben Elf vertraut, die sich ins Finale gespielt hatte. Und die hatte sich so viel vorgenommen, wollte ihre Landsleute im durch Tsunami, Erdbeben und Atomkatastrophe so gebeutelte Land stolz machen. So kämpften die Japanerinnen bis zur Erschöpfung.

Die amerikanischen Überlegenheit blieb. Die für die angeschlagene Cheney nach der Pause ins Spiel gekommene Morgan führte sich mit einem Pfostenschuss (49.) ein. Und die 22-Jährige von Western New York Flash traf mit einem straffen Schuss schließlich zur verdienten Führung. Japan aber gab nicht auf, kam nach einer ganzen Fehlerkette in der US-Abwehr durch Miyama zum Ausgleich. Und auch nach Wambachs 2:1 schlugen die Asiatinnen nochmals zurück.

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