29.08.2010 18:30 Uhr

Derbe Heimpleite für Bayer gegen Mönchengladbach

Leverkusen (dpa) - Böses Erwachen für Bayer Leverkusen und Michael Ballack: Nach vier Pflichtspielsiegen versetzte ausgerechnet der bisherige «Lieblingsgegner» Borussia Mönchengladbach mit einem unglaublichen 6:3 (3:1) der Werkself den ersten heftigen Dämpfer der Fußball-Saison.

Der 19-jährige Youngster Patrick Herrmann mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack (20./44.), Roel Brouwers (40.), Juan Arango (56.), Mo Idrissou (60.) und Marco Reus (69.) besorgten die erste Leverkusener Niederlage in der Bundesliga mit sechs Gegentoren in der Bay-Arena. Zudem endete damit die lange Negativ-Serie der «Fohlen» nach 26 sieglosen Spielen gegen die Bayer-Elf seit 1994.

«Es ist mir völlig unerklärlich, warum wir uns mit diesen Abwehrfehlern das Leben so schwer gemacht haben», war Nationalspieler Simon Rolfes fassungslos, der nach seinem Knorpelschaden im Knie erst vor zehn Tagen wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen war und noch auf der Tribüne Platz nehmen musste. Immer wieder schlichen sich unerklärliche Fehler in die Deckung der Gastgeber ein, die den Gladbachern Tür und Tor zum unerwartet hohen Auswärtssieg öffneten.

«Sechs Dinger darf man nicht kassieren. Das ist eine riesige Enttäuschung», schimpfte Michal Kadlec. «Die ganze Defensive war eine eine Katastrophe», beklagte sich Keeper Rene Adler frustriert. «Wenn man sechs Tor kriegt, will man am liebsten das Stadion verlassen.» Die Bayer-Treffer durch Eren Derdyok (24.), Arturo Vidal (58./Foulelfmeter) und Stefan Kießling (70.) sorgten schließlich nur für Resultats-Kosmetik.

«Für unsere Verhältnisse war das perfekt nach vorne gespielt. Wir mussten als Gladbacher lange auf einen Auswärtssieg in Leverkusen warten, umso mehr freuen wir uns», meinte Borussen-Trainer Michael Frontzeck voller Genugtuung. «Wunderschönes Spiel, wunderschöne Tore», kommentierte Nationalspieler Marco Reus das Sensationsergebnis seines Teams, das bisher in der Fremde nur einmal bei einem 7:1 mehr Tore geschossen.

Patrick Herrmann, der in der Vorsaison erst einmal für die Borussen getroffen hatte, eröffnete im 57. Rhein-Derby den Trefferreigen nach 20 Minuten, doch das Kopfball-Tor von Eren Derdyok ließ die Leverkusener Anhänger schon vier Minuten später jubeln. Dennoch zog keine Ruhe in die Bayer-Aktionen ein, auch wenn Stefan Kießling mit einem Latten-Kopfball das Anfangs-Bemühen der Leverkusener unterstrich, vom Sieger den Platz verlassen.

Nach einem Fernschuss von Thorben Marx wurde Rene Adler von der Unsicherheit seiner Vorderleute angesteckt und musste den Ball nach vorn prallen lassen - Brouwers ließ sich die Chance nicht entgehen. Nachdem Patrick Herrmann noch vor der Pause den Ball aus 18 Metern ins Eck setzte, rieben sich die reichlich 2000 Gladbach-Fans unter den 30 210 Besuchern schon verwundert die Augen, doch ihr Team setzte auch in Halbzeit zwei weiter auf voll Angriff.

Ein Hammer-Freistoß von Juan Arango aus 29 Metern sorgte nach 56 Minuten praktisch für die Entscheidung in einer der torreichsten Partien in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Arturo Vidal verkürzte zwar mit einem an ihm selbst verursachten Foulelfmeter (58.) auf 2:4, doch nur zwei Minuten später beteiligte sich auch Neuzugang Idrissou mit einem verwandelten Abpraller am Gladbacher Trefferreigen. Jung-Nationalspieler Marco Reus krönte den Borussen- Sturmlauf mit dem 6:2 (69.), so dass Trainer Jupp Heynckes auf der Bayer-Bank nur entsetzt den Kopf schütteln konnte. Bisher hatte er noch keines seiner sechs Spiele auf der Bayer-Bank gegen sein einstiges Team verloren. Das 3:6 durch Kießling (70.) konnte seine Stimmung kaum heben.

Deprimierend verlief die Partie aber auch für Nationalmannschaft- Kapitän Michael Ballack, der keinerlei Akzente setzen konnte, den Elfmeter nicht schießen durfte und dann von Heynckes nach 63 Minuten ausgewechselt wurde. Auch Abwehrchef Sami Hyypiä, der gerade seinen Vertrag bis 2012 verlängert hatte, konnte diesmal der Bayer-Deckung keine Sicherheit verleihen.

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