Turin - Spannender geht es nicht: Einen Tag nach dem Halbfinale Argentinien – Italien in Neapel (5:4) wird im Stadio Delle Alpi auch der Klassiker Deutschland gegen England erst im Elfmeterschießen entschieden.
Teamchef Franz Beckenbauer hat sein Mittelfeld umgestellt und bringt Thomas Häßler (1. FC Köln) und Olaf Thon (Bayern München) für den Frankfurter Uwe Bein und Häßlers Clubkollegen Pierre Littbarski. Das Konzept, mit dem 1,66 m kleinen Häßler und dem vier Zentimeter größeren Thon zwei »Zwerge« gegen die Engländer zu stellen, geht überraschend auf.
Zwar kurbelt der 23-jährige Paul Gascoigne im englischen Mittelfeld das Spiel seiner Mannschaft an, doch auch die deutsche Elf erspielt sich Chancen, hat allerdings Pech: Rudi Völler (AS Rom) muss in der 38. Minute wegen Verletzung dem Bremer Karlheinz Riedle weichen.
In der 59. Minute bringt Andreas Brehme (Inter Mailand) die Deutschen in Führung. Sein abgefälschter Freistoß senkt sich über dem 40-jährigen Torwart Peter Shilton ins Netz. Gary Lineker nutzt in der 80. Minute einen Fehler in der deutschen Deckung zum Ausgleich.
Auch nach 120 Minuten steht es 1:1. Der Stuttgarter Guido Buchwald und auf der Gegenseite Chris Waddle treffen nur den Pfosten, einem Tor von David Platt versagt der sichere brasilianische Schiedsrichter Jose Ramiz Wright wegen Abseitsstellung die Anerkennung.
Dann folgt das Elfmeterdrama: Die ersten drei Schützen auf jeder Seite treffen. Es ist 22.41 Uhr, als beim Spielstand von 4:4 Englands linker Außenverteidiger Stuart Pearce zum Schuss antritt; der Kölner Keeper Bodo Illgner reagiert richtig und wehrt den Ball mit dem Knie ab. Thon bringt Deutschland in Führung, zwei Minuten nach dem Fehlschuss von Pearce drischt Waddle den Ball über das Tor in die Zuschauerränge – Deutschland steht um 22.43 Uhr zum sechsten Mal in einem WM-Finale.

Der Spielbericht stammt aus "Die Chronik des deutschen Fußballs", die Ihr mit vielen zusätzlichen Infos und Hintergründen auch online bestellen könnt: Chronik des deutschen Fußballs.