09.02.2005 23:45 Uhr

Dämpfer für Klinsmann vor Argentinien-Spiel

Düsseldorf (dpa) - Die Hoffnung der deutschen Nationalmannschaft auf ein Ende der «schwarzen Serie» gegen große Fußball-Nationen hat mit der Absage von Michael Ballack einen herben Dämpfer erhalten.

Der DFB-Kapitän musste seine Teilnahme am Länderspiel-Hit gegen Argentinien, bei dem Jens Lehmann im Tor stehen wird, wegen einer Grippe absagen und kehrte bereits nach München zurück. «Solch einen Leader, solch eine wichtige Figur kann man nicht ersetzen», erklärte Bundestrainer Jürgen Klinsmann.

Beim Abschlusstraining vor 4000 Zuschauer brach auch noch Miroslav Klose die Übungseinheit frühzeitig wegen eines blockierten Nackenwirbels ab. Zwar meldete Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, man werde das Problem in den Griff bekommen, doch auch im Fall Ballack hatte die Teamleitung bis zuerst nur von einem geringfügigen Problem gesprochen. Zuvor mussten bereits Robert Huth, Philipp Lahm, Lukas Podolski und Oliver Neuville für das Prestige-Duell in Düsseldorf passen.

«Ich glaube dennoch, dass wir mit einer schlagkräftigen Truppe ins Spiel gehen werden und den Argentiniern Probleme bereiten können», gab sich Klinsmann kämpferisch. Von einem Sieg wie an den Tagen zuvor aber sprach der Bundestrainer 24 Stunden vor dem Duell gegen den zweimaligen Weltmeister nicht mehr. «Da kommt ein schwerer Brocken auf uns zu. Da müssen wir hellwach und konzentriert sein», sagte Klinsmann. Wie er den Ausfall seiner Führungsfigur in der mit 52 000 Zuschauern ausverkauften, neuen Düsseldorfer LTUarena ausgleichen will, darauf gab Klinsmann noch keine Hinweise: «Wir wollen uns nicht in die Karten schauen lassen.»

Dafür legte sich der Bundestrainer auf die Besetzung der Torhüter-Position fest. «Im Tor wird Jens Lehmann spielen», verkündete er mit dem zusätzlichen Hinweis, dass Konkurrent Oliver Kahn nach Absprache mit allen Beteiligten beim nächsten Auswärtsspiel am 26. März in Slowenien auflaufen werde. Auch Timo Hildebrand soll in diesem Jahr weitere Einsatzchancen bekommen. «Die Rotation im Tor wird so weitergehen. Das ist absolut unproblematisch. Wie beide den Konkurrenzkampf annehmen und damit umgehen, verdient großes Lob», erklärte der ehemalige Weltklasse-Stürmer zum Duell Kahn gegen Lehmann, der für Arsenal erstmals nach zehn Spielen Pause wieder eine Partie in der Premier League bestritten hatte.

Auf Lehmann, der von seinem Einsatz bei einem Hallentraining erfuhr, wird gegen die «Gauchos» eine Menge Arbeit zukommen. «Wahrscheinlich sind sie derzeit sogar noch einen Tick besser als Brasilien», stufte Klinsmann die Südamerikaner als seine bisher höchste Hürde als Bundestrainer ein. Dennoch will er an seiner Philosophie vom offensiven Fußball auch gegen Argentinien festhalten, und er versprach: «Das wird eine packende Begegnung.» Der letzte Sieg des Vizeweltmeisters gegen einen so genannten Großen gelang im Oktober 2000 in England (1:0), danach misslangen elf Versuche.

In den bisherigen 14 Spielen gegen die «Albiceleste», darunter die WM-Endspiele 1986 und 1990, gab es auch nur fünf deutsche Siege. Der letzte liegt fast 15 Jahre zurück, in Rom gelang der DFB-Elf mit dem jetzigen Bundestrainer Klinsmann als Stürmer dabei der dritte WM-Triumph. Ein möglicher vierter Titel in 17 Monaten in Deutschland genießt bei allen Maßnahmen und Konzeptionen der neuen sportlichen Leitung «erste Priorität», verkündete der Bundestrainer. Aus den in Düsseldorf unterbrochenen Verhandlungen um die WM-Prämien, die Ende März fortgesetzt werden sollen, will sich der Bundestrainer aber raushalten: «Das macht die Mannschaft ganz allein mit dem Präsidium.»

Im erweiterten Klinsmann-Konzept, das bereits der DFB-Führung vorgestellt wurde, spielt auch der Name Berti Vogts wieder eine Rolle. Der 58-Jährige steht vor einer Rückkehr zum Deutschen Fußball- Bund. Offenbar hat er für den Alt-Bundestrainer die vakante Stelle als Chefscout für die WM 2006 reserviert. Vogts habe ein «unglaubliches Know-how, ein großes Fachwissen und internationale Anerkennung», schwärmte Klinsmann: «Wenn der DFB die Möglichkeit hat, Berti Vogts in irgendeiner Form für Planungen in der Zukunft einzubinden, dann sehe ich das als absolut positiv an.» Für den Hit in Düsseldorf hat Vogts sein Kommen als Tribünengast signalisiert.

Die Argentinier mit ihrem neuen Chefcoach José Pekermann sehen die Partie ebenfalls als wichtige Standortbestimmung in Richtung Confederations Cup in diesem Sommer und WM 2006. «Ohne Zweifel: Deutschland ist eine der großen Mannschaften der Welt», betonte Stürmer Hernán Crespo vom AC Mailand. Und sein Kollege Juan Pablo Sorin, Torschütze zum 1:0-Sieg beim letzten Vergleich beider Teams im April 2002 in Stuttgart, ergänzte: «Das ist ein internationaler Klassiker.»

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