18.03.2006 18:30 Uhr

1:2-Heimpleite für Leverkusen gegen Mainz

Leverkusen (dpa) - Beim FSV Mainz 05 kann man wieder singen und lachen. Der Fußball-Bundesligist aus der Karnevalsstadt entwickelt ausgerechnet in der Fastenzeit neue Energien und gewann durch ein 2:1 beim Krisenclub Bayer 04 Leverkusen wichtige drei Punkte im Abstiegskampf.

«Es war ein Erfolg der Leidenschaft», meinte 05-Chefcoach Jürgen Klopp, dämpfte aber zugleich jedweden Überschwang: «Ansonsten ist nichts passiert. Wir stehen drei Punkte besser da als vorher. Es ist eine Zwischenmeldung, nicht mehr.»

Sieben Zähler in drei Partien, der erste Auswärtssieg seit neun Spielen, Platz 14 und drei Punkte Abstand zum ärgsten Rivalen 1. FC Kaiserslautern dokumentieren den Aufschwung der Pfälzer. «Der Kampf wird bis zum Ende weitergehen», erwartet FSV-Manager Christian Heidel. Zumal Schalke 04 und Bayern München Gäste der letzten beiden Heimspiele sind. «Wir müssen deshalb jeden Tag hundert Prozent bringen», forderte Klopp im Gleichklang mit den 05-Fans, die noch eine halbe Stunde nach Abpfiff feierten wie im Karneval. Präsident Harald Strutz fand dies in Leverkusen erfüllt: «Wir kämpfen wieder Fußball.»

Für das Wiedererstarken der Mainzer gibt es weitere Gründe. «Es entspricht unserem Naturell, immer nach vorne spielen zu wollen. Wir haben das jetzt gezügelt, agieren defensiver», sagte Klopp, der auch das 4-4-2-System umstellte. Dies kam Werder-Leihgabe Mohamed Zidan zu Gute, der mit einem Traumtor das 1:0 (34.) schoss und auch das 2:0 (64.) erzielte. «Es war der erste Kopfballtreffer meiner Karriere», freute sich der Ägypter. Für Bayer verkürzte Paul Freier auf 1:2 (85.).

Vielleicht der wichtigste Faktor für die Wende ist, dass sich das FSV-Team zusammengerauft hat. «Seit dem 1:1 in Dortmund vor drei Wochen herrscht wieder Teamgeist in der Mannschaft. Wir haben uns eingeschworen, sind wieder voll bei der Sache», sagte Michael Thurk. Auch Neu-Nationalspieler Manuel Friedrich war begeistert vom neuen Spirit: «Es lohnt wieder, sich 90 Minuten den Hintern aufzureißen.»

Gelassen blickt er seinem ersten Auftritt im DFB-Team beim Länderspiel gegen die USA am Mittwoch in Dortmund entgegen. «Ich baue mir keinen Druck auf. Das ist ein schönes Bonbon», meinte er. Bundestrainer-Assistent Joachim Löw sagte zu seiner Einsatzchance: «Ich möchte es nicht ausschließen.» Dies gilt auch für ein Comeback von Leverkusens Abwehrchef Jens Nowotny, der jedoch mit einer Knieprellung nach 16 Minuten ausgewechselt wurde. «Wir wissen, was er kann. Nowotny kann noch ein Thema für die WM werden», so Löw.

Immer mehr abhaken kann eine desolate Bayer-Elf das Ziel UEFA-Cup. «Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, so haben wir nichts im UEFA-Pokal zu suchen», schimpfte Kapitän Bernd Schneider. Chefcoach Michael Skibbe war maßlos enttäuscht über diese Kapitulation: «Das Hauptübel war, dass meine Mannschaft kein Rezept gegen das Mainzer Team mit seiner Disziplin, Zweikampfstärke und Laufbereitschaft gefunden hat.» Dabei habe er noch vor dem Anpfiff bei seinen Solisten ohne Gemeinsinn Kampf statt Schönspielerei eingefordert.

Dass der Wirbel um die Finanzaffäre um Ex-Manager Reiner Calmund mit zur sportlichen Pleite bei getragen hat, verneinte Skibbe strikt: «Dies hat die Spieler nicht belastet und man darf es nicht als Ausrede gelten lassen.» Die Fans wünschen sich nach dem Trauerspiel dagegen den einstigen Macher zurück. «Calmund ist unser bester Mann», skandierten die frustrierten Anhänger in der BayArena.

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