25.02.2006 18:30 Uhr

Köln taumelt Richtung 2. Liga - Bayer optimistisch

Köln (dpa) - Maßlose Enttäuschung, tiefe Frustration, wachsende Ratlosigkeit - das Karnevals-Debakel beim 0:3 (0:0) gegen Bayer Leverkusen lässt die Fußball-Profis des 1. FC Köln immer schneller in Richtung Zweitklassigkeit stürzen.

«Mit solchen Auftritten hat man keine Chance. Das muss ich deutlich feststellen», sagte FC-Trainer Hanspeter Latour und machte seine Resignation offenkundig: «Einzelne brechen fast zusammen.» Der anfängliche Optimismus des Schweizers ist der bitteren Erkenntnis gewichen, dass es allen Anstrengungen zum Trotz wohl nicht für den Klassenverbleib reichen wird.

Es war der Offenbarungseid, den Latours Mannschaft den 50 000 Zuschauern im ausverkauften RheinEnergieStadion bot. «Das ist uns völlig missraten, das war das schlechteste Spiel, seit ich hier verantwortlich bin», kritisierte der eigentlich als Retter verpflichtete Nachfolger von Uwe Rapolder den Auftritt seines Teams. Kölns Nationalstürmer Lukas Podolski war so gefrustet, dass er die Stätte der Niederlage nach einem knappen Fernseh-Kommentar wortlos verließ: «Mit so einer Leistung können wir in der Bundesliga nicht bestehen», schimpfte er.

Nach dem 18. Spiel hintereinander ohne Sieg weiß auch Latour kaum noch weiter. Er flüchtete sich in Durchhalteparolen: «Wir sind noch nicht abgestiegen.» Seine Mannschaft hatte sich so viel vorgenommen, wollte die Wende erzwingen. «Dann ist uns mehr oder weniger alles missraten», bilanzierte der FC-Trainer nach den Leverkusener Treffern durch Dimitar Berbatow (68. Minute), den ehemaligen Kölner Andrej Woronin (70.) und den kurz zuvor eingewechselten Jacek Krzynowek (83.). Woronin hatte Mitleid: «Ich hoffe nicht, dass wir den FC in die zweite Liga geschossen haben. Das würde mir sehr Leid tun.»

Wie angeschlagen die Kölner sind, machte der Platzverweis für den Türken Özalan Alpay klar. Erst stritt er sich mit dem auf der Ersatzbank sitzenden Leverkusener Roque Junior um den Ball und bekam Gelb. Dann baute er sich in Drohgebärde vor Bayer-Nationalspieler Paul Freier auf - und musste vom Platz. «Man sollte sich zusammen nehmen können», kritisierte Latour den als unbeherrscht geltenden Abwehrspieler nach dem zweiten Feldverweis für die Kölner innerhalb einer Woche: «Wenn man es erzwingen will, verliert der eine oder andere die Nerven.» Es sei «ein ganz schlechter Tag» gewesen, hielt Kölns Keeper Alexander Bade fest. Manager Michael Meier wollte «nichts verniedlichen: Wir haben wie ein Abstiegskandidat gespielt.»

Für Köln geht es rapide abwärts, für Bayer momentan nur noch nach oben. Wie schon beim glücklichen 3:2 gegen Duisburg zeigten die Leverkusener phasenweise schönen Kombinationsfußball und schlugen unerbittlich zu, als sie die Chance dazu hatten. «Wir haben toll kombiniert und verdient gewonnen», meinte Trainer Michael Skibbe. Dass sein Team die UEFA-Cup-Plätze immer mehr ins Visier nimmt, bewertete der Bayer-Chefcoach als fast nebensächlich: «Das sagt noch nicht viel aus. Viel mehr erkenne ich aus dem Auftreten meiner Mannschaft.» Und das war in Köln tadellos.

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