24.09.2005 18:30 Uhr

Schalker 2:0-Befreiungsschlag gegen Hannover

Gelsenkirchen (dpa) - Angestachelt von öffentlicher Kritik und Angriffen auf Trainer Ralf Rangnick hat der FC Schalke 04 Geschlossenheit demonstriert und den ersehnten Befreiungsschlag gelandet.

Der 47 Jahre alte Fußballlehrer des Revierclubs zeigte sich nach dem hoch verdienten 2:0 (0:0)-Sieg gegen Hannover 96 nicht nur «froh und erleichtert» über den wichtigen «Dreier», sondern freute sich insbesondere über die demonstrative Rückendeckung durch seine Spieler. Die seiner Ansicht nach gezielten Störmanöver durch Teile der Boulevardpresse geißelte Rangnick als «schäbige» Kampagne: «Das steht mir bis hier oben. Es ist schon sehr bedenklich, was da alles geschrieben wurde. Aber wir haben die richtige Antwort gegeben.»

Angesprochen auf den Jubelkreis, den die Knappen nach Lincolns erlösender Führung (59.) um ihren Coach bildeten, zischte Rangnick in der Pressekonferenz zunächst mit beißender Ironie: «Das war ein Zeichen, dass die Arbeitsatmosphäre wirklich schlecht ist.» Die Reaktion zeigte, wie verletzlich der sonst eher selbstbewusst und abgeklärt auftretende Trainer ist. Die nach vier Bundesliga-Remis und der 0:1-Schlappe in Eindhoven laut gewordene Kritik an Taktik, Einstellung und Auftreten der Elf sowie die Berichte über «Zoff» zwischen Manager Rudi Assauer und Rangnick und einen angeblichen Spieler-Aufstand hatten Spuren hinterlassen. So war es kein Wunder, dass der aufgestaute Druck nach dem Ende der Misserfolgsserie bei Trainer und Profis wie durch ein Ventil entwich. Lincoln verweigerte dem Reporter einer Boulevardzeitung sogar die Aussage.

Man habe ja nicht ein paar Mal hintereinander verloren, auch wenn es teilweise so dargestellt worden sei, grantelte Rangnick. «Es war wichtig, den Knoten endlich zu durchschlagen.» Nicht zuletzt habe die unfaire Berichterstattung dazu geführt, dass alle noch ein Stück enger zusammengerückt seien. Das habe «unheimlich Kraft» gegeben und eine «Wagenburg-Konstellation» provoziert, glaubt der Schalke-Coach, der sich über die «schöne Geste» der Elf freute: «Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon mal irgendwo eine so gute Arbeitsatmosphäre erlebt habe wie hier.»

Der immer besser in Fahrt kommende Lincoln bestätigte den guten Zusammenhalt und lobte Rangnick über den grünen Klee: «Der Trainer tut alles für uns, er ist ein Freund von jedem Spieler. Für uns ist es super, dass er hier ist.» Selbst sein verschossener Elfmeter nach dem Foul von Steven Cherundolo nur zwei Minuten nach dem 1:0 konnte Lincoln die Laune nicht vermiesen: «Ich hatte ein gutes Gefühl. Aber ich habe auch kein Problem, wenn mal ein anderer schießt.» Die gelungene Generalprobe für das Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen den AC Mailand machte Kevin Kuranyi mit dem 2:0 (66.) perfekt.

Anders als zuletzt ging Schalke von Beginn an aggressiv, engagiert und zielstrebig zur Sache, erspielte sich Chance um Chance. Eigene Abschlussschwäche, Pech bei drei Aluminium-Treffern und Hannovers Schlussmann Robert Enke verhinderten ein mögliches Debakel der 96er. Unverblümt gab Trainer Ewald Lienen den Klassenunterschied zu. «Wir mussten gegen einen Gegner spielen, der unter Druck stand und eine Topleistung abgerufen hat. Wir waren heute nicht in der Lage, solch eine Spitzenmannschaft zu gefährden.»

Nach dem Fehltritt von Bayern München, dem eigenen Erfolg und dem Lob von allen Seiten ist die Stimmung bei den noch ungeschlagenen Schalkern enorm gestiegen. Und sogar Assauer, der das Verhältnis zu Rangnick im ZDF-Sportstudio als «gut» beschrieb, zeigte sich etwas versöhnt: «Heute haben die Jungs gezeigt, was die drauf haben.»

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