26.11.2006 21:00 Uhr

Bayer-Profis zeigen Fans nach Sieg kalte Schulter

Leverkusen (dpa) - Das Abstrafen der eigenen Anhänger war eine Frage der Ehre für die Fußball-Profis von Bayer 04 Leverkusen nach dem 3:1 gegen Energie Cottbus. «Das ist eine Reaktion auf die Reaktion der Fans gegen Tottenham Hotspurs gewesen», sagte Simon Rolfes zum Protest.

«Wir fanden es nicht gut, wie sie uns behandelt haben.» Nach dem Medien-Boykott bei Schalke 04 ist diese Trotzreaktion eine neue Variante der Selbstverteidigung von Bundesliga-Kickern gegen vermeintlich ungerechtfertigte Kritik.

Die Werkself war nach dem ersten Erfolg in der BayArena nach drei Niederlagen schnurstracks in den Katakomben verschwunden - ohne nach dem Abpfiff wie üblich vor die Fans zu treten. Beim 0:1 im UEFA-Cup-Spiel gegen Tottenham hatten die Bayer-Getreuen ihr Team ausgepfiffen und eine Ablösung von Trainer Michael Skibbe und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser gefordert.

Allerdings hatte der missratene, schlaffe Europacup-Auftritt der Bayer-Profis auch den sonst so konzilianten Sportdirektor Rudi Völler auf die Palme gebracht und zum Eingreifen animiert. «Es war ein unwahrscheinlich wichtiger Sieg nach schlechten Leistungen. Jetzt haben wir uns in der Tabelle erstmal im Mittelfeld festgesetzt», meinte Völler, der die Partie gegen Cottbus zum «Charaktertest» und «Champions-League-Finale» hochstilisiert hatte. «So etwas kann man nicht so oft machen», sagte er, «wichtig ist aber, dass verstanden wurde, dass wir ohne Sieg ganz unten fest gesessen hätten.»

Als eine Art der überzogenen Selbsteinschätzung erscheint die übertrieben positive Beurteilung der Bayer-Leistung. «Wenn wir bei Dinamo Bukarest so auftreten, wie in den 70 bis 80 Minuten gegen Cottbus, dann werden wir in Rumänien einen Punkt einfahren», erwartet Völler vom UEFA-Cup-Gastspiel. Abgesehen von den drei exzellenten Treffern durch Sergej Barbarez (19.), Rolfes (66.) und Andrej Woronin (79.) - das Gegentor erzielte Vlad Munteanu (51.) - gab es tatsächlich auch viel Leerlauf und Unproduktives.

Davon wollte aber Chefcoach Skibbe nach den Sprung auf Platz zehn nichts wissen. «Wir sind so stark, dass wir eine Serie starten und uns vorne ranpirschen können», sagte der Ex-Bundestrainer.

Energie Cottbus, das seit fünf Spielen ohne Sieg ist, muss sich nach dem unerwartet guten Bundesliga-Start nun voll auf den Abstiegskampf konzentrieren. «Wir haben noch ein bisschen Luft bis Platz 16, aber in der Bundesliga kann das schnell gehen», sagte Energie-Trainer Petrik Sander, der aber nicht verhehlte: «Wir haben es einem Gegner, der merklich angeschlagen war, zu einfach gemacht.»

Die Niederlage bei Bayer würde einen Aufsteiger wie Cottbus jedoch nicht umhauen. «Wer sind wir denn in der Bundesliga, da müssen wir die Kirche im Dorf lassen.» Allerdings kündigte er auch an, mit den Spielern vor allem über die Ordnung in der Defensive sprechen zu wollen: «Wir wollen nicht mit zehn Mann hinten drin stehen, bekommen aber auch keinen Schönheitspreis für guten Konterfußball.»

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