18.11.2006 18:30 Uhr

Nullnummer in Mainz: HSV verpasst Befreiungsschlag

Mainz (dpa) - Für Thomas Doll war das Maß voll. Nach der enttäuschenden Nullnummer bei der «Schießbude» FSV Mainz 05 und dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz attackierte der Coach des Hamburger SV seine Offensivabteilung heftig.

«So können wir keine Mannschaft in der Fußball-Bundesliga erschrecken. Es spricht ja Bände, dass Mainz in der Saison gegen uns das erste Mal zu Null spielt», sagte der sichtlich um innere Ruhe bemühte Trainer nach dem 0:0: «Das gehen wir die Woche durch. Wir müssen den Finger in die Wunde stecken. Ich möchte irgendwann mal Reaktionen sehen. Wir alle.»

Viel Zeit bleibt Doll nicht, nachdem auch das kurzfristig anberaumte Trainingslager im Taunus nicht den zweiten Sieg im 20. Pflichtspiel brachte. Bereits am Dienstag tritt die Mannschaft gegen den FC Arsenal an, am kommenden Samstag kommt Rekordmeister Bayern München zum HSV. «Mir ist jetzt egal, gegen wen wir spielen», meinte Doll, der ein paar Stunden nach dem höchst bescheidenen Auftritt seiner «Jungs» im ZDF-Sportstudio betonte, keinen Spieler öffentlich an die Wand zu nageln. Er stellte aber auch klar, dass «wir Charaktere brauchen, die den Karren wieder aus dem Dreck ziehen».

Namen hatte Doll, der keinesfalls vorzeitig aufgeben will, auch zuvor nicht genannt. Doch dass seine Schelte der Offensive galt, war klar. Denn so gut wie nichts war in der Partie vor 20 300 Zuschauern im ausverkauften Bruchwegstadion von Danijel Ljuboja zu sehen gewesen. Dasselbe galt für Sturmpartner Boubacar Sanogo. Kapitän Raphael van der Vaart konnte der Tristesse auch keine Glanzpunkte entgegensetzen, David Jarolim blieb ohne Akzente, kassierte seine fünfte Gelbe Karte und fehlt gegen die Bayern. Nationalspieler Piotr Trochowski war sehr bemüht und rettete kurz vor dem Ende auf der Linie nach einem Kopfball von Nikolce Noveski, doch unterliefen auch dem versierten Techniker eine Reihe von Flüchtigkeitsfehlern.

In Rage brachte das ideenlose Angriffsspiel aber nicht nur den Trainer, sondern auch die Mitspieler. Der HSV droht in ein Zwei- Klassen-Team zu zerfallen. Es sei nicht besonders aufbauend, wenn «Du hinten den Laden sauber hältst und siehst, dass den Jungs nach vorne überhaupt nichts einfällt», kritisierte der wieder zurückgekehrte Manndecker Bastian Reinhardt. «Wir üben die Sachen, aber nicht jeder scheint sie umsetzen zu können. Ich will ja nicht sagen, dass sie nicht arbeiten wollen, aber es ist einfach zu wenig.»

Zu wenig war der Punkt auch für die Mainzer, die sich mit einer über die Stadion-Lautsprecher eingespielten Rede von Trainer Jürgen Klopp aus dem Aufstiegsjahr (2004) auf etwas eigenwillige Art eingestimmt hatten. Doch emotional werteten die FSVer die Nullnummer als Gewinn. «Es ist der erste Schritt», meinte der beste Mainzer Markus Feulner, nachdem sich die Mannschaft in der Vorwoche beim 0:4 in Schalke noch in einem desolaten Zustand präsentiert hatte.

«24 ist eine dreckige Zahl, was unsere Gegentore angeht. Wir mussten zu Null spielen. Dementsprechend bin ich teilweise zufrieden», sagte Klopp, dem Präsident Harald Strutz selbst für den Fall des Abstiegs Treue schwor: «Wir werden Jürgen Klopp niemals in Frage stellen, auch nicht für die Zweite Liga.» Doch so weit soll es gar nicht kommen. «Wir werden im Traininig weiter üben, es wird die nächste Woche aber nicht unbedingt so viel Spaß machen», so Klopp.

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