18.11.2006 18:30 Uhr

Heimkomplex bringt BVB-Ziele in Gefahr

Dortmund (dpa) - Die deutsche Nationalmannschaft freut sich auf Spiele im größten Bundesliga-Stadion, die Profis von Borussia Dortmund fürchten sich davor. «Auswärts sind wir stark, aber zu Hause machen wir uns in die Hose», klagte Angreifer Valdez nach dem 1:2 (1:2) gegen Hertha BSC.

Aus der oft bestaunten Heimstätte der Borussia ist ein Selbstdienungsgeschäft für Gäste geworden. Das bringt die eigenen Saisonziele mehr und mehr in Gefahr und Trainer Bert van Marwijk wieder in Erklärungsnöte. «Wir brauchen keinen Psychiater, sondern einen Heimsieg», flehte Torjäger Alexander Frei.

Selbst ein Lieblingsgegner wie die Hertha, die seit über 34 Jahren nicht in Dortmund und in dieser Saison noch kein Auswärtsspiel gewinnen konnte, deckte die Schwächen des BVB schonungslos auf. Nach einem Traumstart mit Treffern von Andreas Schmidt (10.) und Gilberto (15.) genügte den Gästen eine solide Abwehrleistung, um den ideenlosen BVB zu kontrollieren. Ein von Torhüter Christian Fiedler unnötig verursachter und von Alexander Frei (23.) verwandelter Foulelfmeter brachte sie zwar kurz ins Wanken, aber nicht zu Fall. Zur Freude von Trainer Falko Götz: «Das gibt uns Selbstbewusstsein. Jetzt liegt es an uns, aus dieser Situation etwas zu machen.»

Ausgerechnet Standby-Profi Schmidt leitete den ersten Saisonsieg in der Fremde ein. Der Mittelfeldspieler, der auf Grund der Personalnot zum zweiten Mal in dieser Saison ausgeholfen hatte und noch kurz zuvor für die Hertha-Amateure in der Regionalliga gegen den BVB im Einsatz gewesen war, verdiente sich nicht nur als Torschütze ein Extralob des Trainers: «Ich habe ihm nachher gesagt, dass der Verein sehr stolz auf ihn ist.»

Um die gute Ausgangslage dürfte van Marwijk seinen Berliner Kollegen beneiden. Doch wer in acht Pflichtspielen vor eigener Kulisse nur einmal gewinnt, ist eines Platzes im oberen Tabellendrittel nicht würdig. Alle Hoffnungen, mit dem 3:1 eine Woche zuvor in Bremen endgültig Kurs auf UEFA-Cup-Regionen genommen zu haben, entpuppten sich als Wunschdenken. Vor allem bei Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war die Enttäuschung groß: «Wir haben in den vorigen drei Heimspielen lediglich zwei Elfmetertore erzielt. Das stimmt mich besonders nachdenklich.»

Zum Leidwesen von Watzke wird sich der Applaus der Mitglieder für die beachtliche finanzielle Konsolidierung des Vereins auf der Jahreshauptversammlung am kommenden Sonntag angesichts der anhaltenden Heimflaute in Grenzen halten. Immerhin verkündete die Geschäftsführung vor wenigen Tagen einen Gewinn vor Steuern in Höhe von acht Millionen Euro für das 1. Quartal des am 1. Juli 2006 angelaufenen Geschäftsjahres. Von vergleichbaren sportlichen Fortschritten kann jedoch nicht die Rede sein: Wie vor einem Jahr weist das Team nach dem 13. Spieltag nur 18 Punkte auf.

Insbesondere das wenig kreative Spiel im Mittelfeld und die mangelnde Chancenauswertung bereiten Kopfzerbrechen. Noch immer wartet der als Spielmacher geholte Steven Pienaar auf seinen Durchbruch, noch immer der für 4,5 Millionen Euro als Torjäger verpflichtete Valdez auf sein erstes Bundesliga-Tor für den BVB. Inständig hofft Torhüter Roman Weidenfeller auf mehr Durchschlagskraft: «Wir suchen einen, der vorne die Dinger reinmacht - einen mit Drecksau-Mentalität.»

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