04.03.2006 18:30 Uhr

Affäre Calmund überschattet 1:1 gegen Werder

Leverkusen (dpa) - Die Affäre um dubiose Finanz-Machenschaften des einstigen Managers Reiner Calmund hat Bayer Leverkusen erschüttert und das 1:1 (1:1) gegen Werder Bremen fast zur Nebensache werden lassen.

Schlechte Stimmung gab es nach der verpatzten Doppel-Chance aber auch bei den Hanseaten. Mit einem Sieg hätte der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga nicht nur der Jagd auf die gegen den Hamburger SV gestolperten Bayern aus München (1:2) neue Würze geben können. Überdies wäre eine gelungene Generalprobe ein deutliches Zeichen für das Champions-League-Rückspiel am Dienstag bei Juventus Turin (Hinspiel: 3:2) gewesen.

Werder-Trainer Thomas Schaaf wollte nach dem Unentschieden, das keinem nutzt, von den Wenns und Abers nichts hören. «Wir haben nicht gewonnen», stellte er fest und fügte mürrisch an: «Insgesamt waren wir nicht frei genug im Kopf, um das Spiel zu dominieren.»

Die Konzentration auf das Spiel fiel auch auf Leverkusener Seite nach Bekanntwerden der wahren Gründe von Calmunds Rücktritt im Sommer 2004 schwer. «Ich kann mir das in dieser Form nicht vorstellen. Davon habe ich erst vor ein paar Tagen erfahren», sagte Calmund-Intimus und Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Der Ex-Nationalspieler hofft, dass der Ärger den sportlichen Aufwärtstrend unter Trainer Michael Skibbe nicht beeinträchtigt.

Nachdem sich Bayer gerade erst von den vor Gericht geklärten Auseinandersetzungen um Lohnfortzahlungen für Abwehrchef Jens Nowotny, der im Spiel durch ein rüdes Foul gegen Tim Borowski auffiel, und Rentenansprüche von Calmund erholt hat, werfen die neuerlichen Enthüllungen wieder dunkle Schatten auf den Werksclub. «Das ist ein Rückschritt», sagte Völler.

Die Hektik in der BayArena nach dem Bericht des «Spiegel» über sonderbare Bargeld-Transaktionen in Höhe von 580 000 Euro von Calmund an den Spielervermittler Volker Graul schien sich auf die Partie übertragen zu haben. «Wir hatten nach dem frühen 1:0 eine schöne Situation», sagte Schaaf zum Elfmetertor von Torsten Frings nach 180 Sekunden. Unverständlich war ihm, dass danach keine Ruhe ins Spiel kam. «Nonstop ging es hin und her. Wir haben ohne Souveränität und die Klarheit gespielt, die uns kennzeichnet», kritisierte er. Deshalb sei er zufrieden mit dem Remis, das Bayer-Stürmer Dimitar Berbatow (41.) mit seinen fünften Tor im fünften Spiel hintereinander für die Gastgeber sicherstellte.

Verärgert war Torwart Tim Wiese, dass Werder den Bayern nicht auf sechs Punkte näher gerückt ist: «Das Unentschieden war schon wie eine gefühlte Pleite. In der zweiten Halbzeit haben wir nichts mehr zu Stande gebracht.» Bei Juventus dürfe man sich so einen Durchhänger nicht leisten. «Da müssen wir volle Kanne spielen», forderte Wiese. Bremens Sportdirektor Klaus Allofs wusste nicht so recht, wie er das Ergebnis einordnen sollte: «Auf einer Skala von zufrieden bis sehr, sehr enttäuscht, ist die Gefühlslage irgendwo in der Mitte.»

Nicht glücklich war Leverkusens Coach Michael Skibbe mit dem 1:1. «Am Ende bin ich mit dem Punkt nicht zufrieden», sagte er, fügte aber versöhnlich an: «Es verfestigt sich der Trend, dass wir als Mannschaft homogener werden, einen Rückstand wegstecken können und weiter mutig nach vorne spielen.» Da Bayer mit 17 Toren, vier Siegen - so viele wie in der ganzen Hinrunde - und dem Aufstieg ins erste Tabellen-Drittel die schlagkräftigste Rückrunden-Elf ist, hofft Skibbe, das Ziel UEFA-Cup noch zu packen. «Wir wollen uns da etablieren, wo wir jetzt sind», sagte der Trainer.

Bei der sportlichen Stabilisierung könnte sich allerdings der Wirbel um den früheren Manager Calmund auch auf die Profi-Truppe auswirken. «Ich denke, Calli wird Aufklärung geben», hofft Skibbe auf ein schnelles Ende des Trubels. Für Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hat die Aufregung um das rätselhafte Finanz-Manöver nichts mit dem Bundesliga-Team zu tun: «Gewisse Auseinandersetzungen sind im Geschäftsleben typisch und normal.»

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