11.02.2006 18:30 Uhr

Schalke verzückt Fans beim 7:4 gegen Bayer

Gelsenkirchen (dpa) - Jeder Schuss ein Treffer: Mit dem torreichsten Bundesligaspiel seit fast 24 Jahren haben der FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen die Fans von den Sitzen gerissen und für den bisherigen Saison-Höhepunkt gesorgt.

«Wahnsinn, ein völlig verrücktes Spiel», schwärmte nicht nur der zweifache Schalker Torschütze Sören Larsen nach dem denkwürdigen 7:4 (3:1) gegen den rheinischen Rivalen. 61 524 Zuschauer in der ausverkauften Veltins-Arena wurden für lange vermisste Freuden entschädigt und verabschiedeten die Protagonisten des ungewöhnlichen Tor-Spektakels mit tosendem Beifall. Ein ähnliches Schützenfest gab es zuletzt am 6. November 1982 zwischen Borussia Dortmund - Arminia Bielefeld (11:1).

Noch nie zuvor hatte Leverkusen in der Liga so viele Gegentreffer hinnehmen müssen, und doch konnte selbst der Verlierer der deftigen Schlappe etwas Positives abgewinnen. «Wenn man sieben Tore kassiert, kann man mit der Defensivleistung sicher nicht zufrieden sein», so Trainer Michael Skibbe, «aber es war toll, wie meine Elf immer wieder zurück gekommen ist und bis zum 4:6 alles versucht hat. Wir haben unseren positiven Beitrag zu einem denkwürdigen Spiel geleistet.»

Schon nach gut einer halben Stunde lag Bayer nach Toren des Dänen Larsen (9.), der in der Rückrunde erstmals Landsmann Ebbe Sand aus der Startelf verdrängt hatte, Mladen Krstajic (17.) und Zlatan Bajramovic (34.) praktisch k.o. am Boden. «Wir haben die ersten 25 Minuten verschlafen und bis zum 0:3 Pate gestanden», bemängelte Skibbe das katastrophale Fehlverhalten der Abwehr. Gegen die agile Abteilung Attacke der Schalker wirkten Carsten Ramelow, Juan und Ahmed Madouni wie Statisten.

Selbst der bedauernswerte Schlussmann Jörg Butt, bis dato ohne Fehl und Tadel, leistete seinen Beitrag zum Debakel. Nachdem Andrej Woronin (40.) und Dimitar Berbatow (50.) auf 2:3 verkürzt und zur Aufholjagd geblasen hatten, verhalf Butt dem Kollegen Kevin Kuranyi (55.) aus der Krise. Schalkes Nationalstürmer überraschte Butt aus 25 Metern mit einem Aufsetzer zum 4:2 und beendete nach 604 Minuten seine Torflaute. Kuranyi reckte nach seinem achten Saisontor erleichtert die Arme gen Himmel: «Ich habe Gott gedankt, dass er mir die Kraft gegeben hat. Zuletzt habe ich viel nachgedacht. Ich hoffe, der Knoten ist jetzt geplatzt.»

Mit Larsens zweitem Treffer zum 5:2 (63.) schien endgültig alles entschieden. Doch das muntere Toreschießen nahm kein Ende: Leverkusen spielte «Harakiri» (Skibbe), schlug durch Woronin (64.) und den eingewechselten Jacek Krzynowek (70.) zurück, ehe Lincoln (76.) per Freistoß und Gerald Asamaoh (81.) in dem grandiosen Schlagabtausch für das furiose Finale sorgten. Selbst der 61-jährige Schalke-Manager Rudi Assauer musste im Gedächtnis kramen, um sich an ein vergleichbares Spektakel zu erinnern: «1963 haben wir mit Dortmund mal nach 25 Minuten 6:0 gegen Schalke geführt. Zum Glück habe ich damals für Borussia gespielt.»

Zwei «Nullnummern» gegen Dortmund und Mönchengladbach hatten nicht nur die Schalke-Offensive in die Kritik gebracht, sondern auch erste Zweifel am neuen Coach Mirko Slomka aufkommen lassen. Nach seinem ersten Heimsieg strahlte er erleichtert, zumal im Kampf um die Champions-League-Plätze Boden gut gemacht wurde. «Wir haben sieben Tore erzielt, das ist im Vergleich zu den vorigen Partien eine ganze Menge», sagte Slomka nach dem «Erlebnis-Nachmittag». Dass seine Elf mit der bis dato besten Abwehr der Liga (12 Gegentore in 20 Spielen) erstmals in der Rückrunde nicht zu Null spielte und gleich vier Tore kassierte machte Slomka vor dem UEFA-Cup-Spiel gegen Espanyol Barcelona kaum Sorgen.

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