22.10.2005 18:30 Uhr

«Club» nach 2:3 gegen Bielefeld am Tiefpunkt

Nürnberg (dpa) - Am Tag nach der schlimmsten Niederlage seiner Trainer-Karriere überstand Wolfgang Wolf wenigstens den eilig anberaumten Krisengipfel beim 1. FC Nürnberg schadlos.

Präsident Michael A. Roth sprach dem Chefcoach des «Schlusslichts» der Fußball-Bundesliga nach mehrstündiger Sitzung mit der versammelten Vereinsspitze das Vertrauen aus. «Der Trainer ist schuldlos an der Situation. Es gibt keinen Grund, ihn in Frage zu stellen. Wolf bleibt Trainer», sagte der einst als «Trainer-Killer» verschriene Roth nur 17 Stunden nach dem bitteren 2:3 des «Club» gegen Arminia Bielefeld.

Wolf selbst schien nach dem missratenen Start in die «Woche der Wahrheit» mit seinem Latein am Ende. «Das war die die bitterste Niederlage, so einen Nackenschlag habe ich noch nie bekommen», sagte der Fußball-Lehrer. «Vieles ist bei uns zusammengebrochen. Ich muss diese Niederlage jetzt erst einmal verdauen», gestand er geknickt.

Roth bat das gesamte Präsidium mit Manager Martin Bader sowie den Aufsichtsrat und Wolf zu einer Krisensitzung, doch wer einen Rauswurf des Trainers erwartet hatte, wurde von Roth überrascht. Der Präsident stärkte Wolf trotz der bedrohlichen Lage den Rücken. Selbst bei weiteren Niederlagen im DFB-Pokal gegen Dynamo Dresden und in der Liga beim FSV Mainz 05 werde sich das nicht ändern. «Wir machen unsere Entscheidungen nicht von einzelnen Ergebnissen abhängig. Ein anderer Trainer stünde vor der gleichen Situation», sagte Roth. Wolf dankte dem Präsidenten für das Vertrauen mit einer erstaunlichen Aussage. Beim hinlänglich für Turbulenzen und Querelen bekannten «Club» sei «so offen und ehrlich wie bei keinem anderen Verein» über die Lage gesprochen worden.

Bis kurz vor Schluss der Partie gegen Bielefeld hatte es so ausgesehen, als wenn der FCN mit dem zweiten Saisonerfolg alles Krisengerede erst einmal vertreiben könnte. In der 83. Minute hatte Ivica Banovic mit dem 2:1 das vermeintliche Siegtor erzielt, doch mit dem furiosen Schlussspurt und Treffern von Diego Leon (88.) und Sibusiso Zuma (90.) drehten die Ostwestfalen die Partie.

«Das ist sehr, sehr bitter. Der Sieg war drin», sagte Wolf. Doch selbst nach dem Traumstart durch das frühe Tor von Dominik Reinhardt (2. Minute) war den Franken die Verunsicherung nach der jüngsten 2:6- Pleite beim SV Werder Bremen anzumerken. Nach und nach übernahmen die Gäste das Kommando im Frankenstadion, der Ausgleich durch den satten Fernschuss von Michael Fink (35.) war hoch verdient.

Wolf machte die erneut schlechte Defensivleistung für die Niederlage verantwortlich: «So kommen wir da unten nicht raus. Mit dem Abwehrverhalten steigen wir ab», zog er ein drastisches Fazit, muss aber dennoch an seiner jungen Abwehr festhalten: «Mir fehlen die Alternativen». Sportdirektor Martin Bader betonte vor der Richtung weisenden Woche: «Wir sind immer noch felsenfest davon überzeugt, dass wir auch gemeinsam mit Wolfgang Wolf da unten raus kommen.»

Arminia-Trainer Thomas von Heesen konnte sein Glück angesichts des Erfolgs in letzter Minute dagegen kaum fassen: «Ich habe es selten erlebt, dass man so ein Spiel auswärts noch dreht», sagte er und atmete nach dem ersten Auswärtssieg tief durch. «Es ist unheimlich wichtig, diese drei Punkte eingefahren zu haben.» Und Heiko Westermann befand nach dem Sprung in die obere Tabellenhälfte: «Das war heute ein Sechs-Punkte-Spiel. Je weiter wir uns von da unten entfernen, desto besser für uns.»

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