30.04.2005 18:30 Uhr

Herthas Träume in Gefahr - Rostock hofft weiter

Rostock (dpa) - Herthas Trainer Falko Götz war stinksauer. Nach der bitteren 1:2-Niederlage beim abstiegsbedrohten FC Hansa Rostock und dem verpassten Sprung auf einen Champions-League-Platz versuchte der 43-Jährige gar nicht erst, seinen Unmut zu verbergen.

«Wir haben 60 Minuten gar nichts gemacht, und dann verlierst du halt so ein wichtiges Spiel», kommentierte Götz die sechste Saisonniederlage und monierte nach dem «herben Rückschlag» vor allem die mangelnde Lauf- und Kampfbereitschaft seiner Mannen. «Wir sind erst nach dem 0:2 aufgewacht, aber da war es schon zu spät.»

Bei den Rostockern, die durch die jeweils ersten Bundesligatreffer von Tim Sebastian (45.) und Jari Litmanen (70.) zum verdienten Erfolg kamen, regiert nach dem ersten Sieg gegen Hertha seit mehr als sieben Jahren weiter das Prinzip Hoffnung. «Wir haben uns noch nicht aufgegeben», wurde Hansa-Coach Jörg Berger trotz nach wie vor fünf Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz der schon seit Wochen propagierten Durchhalteparolen nicht müde. «Jetzt gibt es nur noch einen Befehl: Alles oder nichts.»

Einziger Wermutstropfen nach einer der besten Saisonleistungen war nur der Sieg von Abstiegskontrahent Borussia Mönchengladbach (2:0 gegen VfB Stuttgart). «Das ist schade, aber es kann nicht immer alles nach Wunsch gehen», meinte Berger. Doch der leidenschaftliche Auftritt macht den Rostockern, die drei Spieltage vor Saisonende zum Drittletzten VfL Bochum nach Punkten (29) aufgeschlossen haben, Mut, das Wunder zu schaffen. «Wir erhalten uns immer wieder die letzte Chance, das spricht für die Moral der Mannschaft», sagte Premieren- Torschütze Sebastian, der erst sein fünftes Bundesligaspiel bestritt.

Die bis dahin in drei Spielen in Serie siegreichen Berliner, die zuvor bei den Erfolgen gegen Werder Bremen und Schalke 04 teilweise Zauber-Fußball zelebriert hatten, schwanken derweil als Fünfter zwischen Champions League und UI-Cup. «In der letzten Woche habe ich nur Champions League gehört. Aber es ist kein Selbstläufer, auch nicht der Einzug ins internationale Geschäft», erklärte Herthas Manager Dieter Hoeneß und warnte nach dem Ende der Erfolgsserie vor einem tiefen Fall: «Wir sind nicht weit weg von Platz sieben. Wer jetzt zu viel träumt, wacht böse auf.»

Vor den 25 100 Zuschauern im Ostseestadion fanden die Hauptstädter, die durch Yildiray Bastürk (73.) nur zum Anschlusstreffer kamen, nie die richtige Einstellung, taten zu wenig für die Offensive und überließen den leidenschaftlich kämpfenden Gastgebern über weite Strecken das Feld. «Wir hätten heute Stunden lang spielen können und nicht gewonnen», resümierte Herthas Keeper Christian Fiedler ernüchtert.

Die Ursachen für die indiskutable Leistung Herthas waren leicht auszumachen. Der zuletzt überragende Spielmacher Marcelinho war ein Schatten seiner selbst, tauchte wie sein Landsmann Gilberto völlig ab. Die auffälligste Aktion der brasilianischen «Diva» war ein Gerangel mit Hansas Kapitän Mathias Schober, wofür Marcelinho eine von insgesamt sieben gelben Karten kassierte. Zudem hinterließ die Hintermannschaft oft alles andere als einen sattelfesten Eindruck. «Wir haben den Kampf nicht angenommen. Hansa hat uns vorgeführt, wie es geht», meinte Fiedler.

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