10.10.2023 11:51 Uhr

Nagelsmann auf den Spuren von NFL-Ikone Tom Brady

Bundestrainer Julian Nagelsmann begutachtete das
Bundestrainer Julian Nagelsmann begutachtete das "Practice Field" von Tom Brady

Julian Nagelsmann startet seine EM-Mission auf dem früheren "Practice Field" von NFL-Ikone Tom Brady - und nach dem Vorbild von Rudi Völler.

Julian Nagelsmann staunte nicht schlecht. Im Land der Football-Helden und Basketball-Ikonen sind seine Soccer-Stars auch nur ganz normale Touristen: Bei der Passkontrolle in Boston wurde dem verdutzten Bundestrainer und seiner Nationalmannschaft die VIP-Behandlung verwehrt - alle mussten sich ganz hinten anstellen.

Auf siebeneinhalb Stunden Flug kamen 45 Minuten Wartezeit obendrauf - und eine kleine Spitze der Flieger-Crew: "Wir dachten, ihr seid schon weg?!"

Nagelsmann stand noch da - und er nahm's sportlich. Er nutzte die Zeit für Smalltalk mit Rückkehrer Mats Hummels, Thomas Müller stichelte derweil vergnügt in Richtung DFB-Reiseleitung.

Nach der Weiterreise zum noblen Renaissance Hotel am Gelände des NFL-Teams New England Patriots in Foxborough verordnete Nagelsmann seinen müden Kickern großzügig eine kleine Pause.

Wie einst Tom Brady: Wo Nagelsmann das "Sommermärchen 2.0" vorbereitet

Der neue Chef ließ die viel belasteten Spieler ihren Jetlag ausschlafen. Auf das entspannte Frühstück folgte eine Benefiz-Aktion für Obdachlose im Gillette Stadium der Patriots, erst knapp 24 Stunden nach der Ankunft stand das erste Training unter Nagelsmann an. Dabei hat er acht Monate vor der Heim-EM eigentlich keine Zeit zu verlieren.

Nagelsmann muss der DFB-Auswahl seine Spielidee einbläuen, mit der sie 2024 das erhoffte "Sommermärchen 2.0" wahr machen soll. Zum Einstand ging es auf das "Practice Field" des sechsmaligen Super-Bowl-Champions New England, auf dem Weltstar Tom Brady in Hunderten Übungsstunden den Grundstein für seine Football-Dynastie legte und die kompliziertesten Spielzüge erdachte.

Der einstige "Konzepttrainer" Nagelsmann dagegen hat vor seinem Debüt am Samstag (21.00 Uhr/RTL) gegen die USA gerade mal vier Trainings zur Verfügung - und will es daher simpel halten.

"Ich will nicht zu viel verraten", sagte er zu Beginn der elftägigen USA-Reise. Doch bei seiner Vorstellung als Nachfolger des glücklosen Hansi Flick hatte er einen Einblick gewährt und verkündet: "Einfachheit ist ein wichtiger Punkt."

Nagelsmann folgt damit dem Vorbild von Rudi Völler - und dem Wunsch der Spieler. "Manchmal ist es einfacher, Einfachheit in Perfektion zu machen", hatte Torhüter Marc-Andre ter Stegen nach dem Gastspiel von Interimscoach Völler gegen Frankreich (2:1) fast philosophisch geschwärmt. Völlers Plan bestand vor allem im Fokus "auf die Basics", wie er erläuterte.

Nagelsmann: DFB-Sportchef Völler fordert "gesunde Aggressivität"

"Schöner Fußball", meinte Völler jetzt, sei zwar "erstrebenswert, aber Zweikämpfe oder das Gewinnen der Kopfballduelle" nunmal die Basis. Wer wüsste das besser als er? "Als wir 2002 Vize-Weltmeister wurden, hatten wir nicht die beste Mannschaft, aber wir waren stabil und kompakt."

So geht auch Nagelsmann seine Aufgabe an. "Die Überschrift" für seine Idee, sagte er, laute "gesunde Aggressivität". In Richtung des gegnerischen Tores, aber auch beim bissigen Zurückerobern des Balles. Wichtig sei: "Es wird nichts verkompliziert! Es geht darum, den Spielern Halt zu geben - an Dingen, die leicht umzusetzen sind."

Wie das konkret aussehen soll, "sieht man hoffentlich schon bei den nächsten beiden Länderspielen" gegen die USA und am 18. Oktober gegen Mexiko. Bei aller Einfachheit will Nagelsmann "Stress beim Gegner erzeugen, dass es ihm weh tut, gegen uns zu spielen".

Doch inklusive des USA-Trips bleiben ihm nur sechs Länderspiele bis zur Nominierung seines EM-Kaders. Wie sind seine Pläne in so kurzer Zeit umzusetzen? "Mit einer Kombination aus der Stabilität und Bereitschaft im Zweikampf, die wir im September gegen Frankreich gesehen haben", erläuterte Vorbild Völler, "und dem kreativen Ansatz von Julian."

Der stets zupackende Nagelsmann geht dabei voran. "Seine Art, die Leute mitreißen zu können, gepaart mit seiner Fußball-Kompetenz und seiner Fähigkeit, Spiele zu lesen", sagte Völler, "machen ihn zu einem außergewöhnlichen Trainer und zu einem Glücksfall für uns."

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