20.09.2023 13:01 Uhr

Britta Carlson: Die Kurzzeit-Chefin wider Willen

Carlson vertritt die erkrankte Voss-Tecklenburg bei den Länderspielen
Carlson vertritt die erkrankte Voss-Tecklenburg bei den Länderspielen

Britta Carlson steht eigentlich lieber in der zweiten Reihe. Durch die Erkrankung von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg rückt sie nun ungewollt ins Rampenlicht.

Wie es sich als Kurzzeit-Chefin wider Willen anfühlt, erlebte Britta Carlson gleich hautnah. Kritische Fragen zum WM-Desaster prasselten auf sie ein, die Kameras klickten bei ihrem ersten großen Auftritt, selbst bei den Autogrammjägern stand die 45-Jährige am Dienstagabend plötzlich im Fokus. Schnellstmöglich muss sich Carlson in einer Position zurechtfinden, die sie so eigentlich gar nicht einnehmen wollte.

"Es ist auch eine neue Situation für mich", sagte die eigentliche Co-Trainerin der deutschen Fußballerinnen, bevor sich beim öffentlichen Training im Stadion am Brentanobad in Frankfurt etliche Blicke auf sie richteten. Sie sei "nicht der Mensch, der gerne in der ersten Reihe steht". Denn eigentlich, so beschrieb sie es im vergangenen Herbst im kicker, erkenne sie in der Öffentlichkeit keiner, und dies sei "gut so".

DFB will WM-Aus der Frauen weiter analysieren

Spätestens nach den Nations-League-Partien am Freitag gegen Dänemark in Viborg (18.00 Uhr) und gegen Island in Bochum (26. September, 18.15 Uhr) wird sich das wohl ändern. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fällt erkrankt aus, Eingewöhnungszeit bleibt Carlson aber kaum, schließlich geht es Schlag auf Schlag. Keine zwei Monate nach der WM-Schmach steht die Olympia-Qualifikation auf dem Spiel.

Dabei ist das Vorrunden-Aus in Australien nicht einmal final aufgearbeitet, die Analyse lässt aufgrund der Erkrankung von "MVT" auf sich warten. Ob die Bundestrainerin überhaupt zurückkehrt, ist offen - und damit auch Carlsons Zukunft. Dass sie den Posten bei einem möglichen Ende der Zusammenarbeit mit Voss-Tecklenburg übernehmen könnte, scheint jedoch ausgeschlossen.

"Im Verein" könne sie sich das Vorrücken in die erste Reihe vorstellen, "auf nationaler Ebene kommt das für mich nicht infrage", betonte die gelernte Bankkauffrau, die zuvor als Assistentin beim VfL Wolfsburg und bei den deutschen U17-Fußballerinnen stets im Hintergrund gearbeitet hatte. Wegbegleiter wie DFB-Manager Joti Chatzialexiou schätzen ihre "Loyalität".

Gab es Ärger zwischen Voss-Tecklenburg und Carlson

Als der TV-Sender "Sky" kürzlich berichtete, sie hätte eine Umfrage unter den Spielerinnen zur Bereitschaft zur Fortsetzung der Zusammenarbeit durchgeführt, schaltete sich Carlson blitzschnell ein und widersprach vehement. Ihre Beziehung zu Voss-Tecklenburg (Vertrag bis 2025) habe sich nicht verändert, stellte die Ex-Nationalspielerin nun noch einmal klar: "Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, das wird auch in Zukunft so sein."

Anlaufschwierigkeiten hatte es rund um die WM 2019 dennoch gegeben. Bei der EM 2022 harmonierte es dafür, ehe nach der Blamage von Brisbane mehr Kritik denn je auf das Duo einprasselte. Über Verstimmungen im Team wurde berichtet, über Beschwerden von Spielerinnen aufgrund mangelnder taktischer Vorbereitung. Auch die Position der meinungsstarken Carlson, primär für die Taktik zuständig, steht auf dem Prüfstand.

"Britta ist jemand, der gar nicht so sehr im Mittelpunkt stehen möchte", sagte Nationalspielerin Giulia Gwinn nach den ersten Einheiten mit Carlson als Chefin. In den nächsten Tagen wird sie jedoch weiter im Fokus bleiben - ob sie will oder nicht.

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