09.08.2023 12:33 Uhr

Zecira Musovic: Die "ewige" Nummer 2 lässt Schweden träumen

Zecira Musovic spielt bei der Frauen-WM für Schweden ein ganz starkes Turnier
Zecira Musovic spielt bei der Frauen-WM für Schweden ein ganz starkes Turnier

Zecira Musovic lässt Schweden mit ihren atemberaubenden Paraden gegen die USA vom WM-Thron träumen. Dabei war die Tochter jugoslawischer Kriegsflüchtlinge in ihrer Karriere fast immer die Nummer zwei.

Ein einziges Mal wirkte Zecira Musovic auf ihrer Heldenreise dann doch schwer irritiert. Ob sie Zlatan Ibrahimovic kenne, wollte tatsächlich ein Reporter wissen. "In Schweden weiß jeder, wer Zlatan ist", antwortete die 27-Jährige schroff. Die bosnischen Wurzeln hat sie mit dem in Rente gegangenen Superstar gemein. Aber seit ihrer atemberaubenden Gala gegen die USA ist Musovic selbst bei Fußballfans weltweit in aller Munde.

Ausgerechnet die Torfrau lässt Schweden vor dem Viertelfinale gegen Japan am Freitag (9.30 Uhr MEZ/ARD) vom ersten WM-Titel träumen, ausgerechnet die spöttisch bereits als "ewige" Nummer zwei Verschriene. Bei der WM 2019, Olympia 2021 oder der EM 2022 blieb sie als Ersatz der schwedischen Ikone Hedvig Lindahl ohne Einsatzminute. Bei ihrem Verein FC Chelsea muss sich Musovic hinter der deutschen Nummer zwei Ann-Katrin Berger anstellen.

Keine Spielpraxis? Kein Problem! Musovic hat in ihrem Leben früh gelernt mit Hindernissen umzugehen. "Hartnäckig zu sein und einen starken Willen zu haben, sind Eigenschaften, die mir in die Wiege gelegt wurden", beschreibt sich die Torfrau selbst. Ihre Eltern waren in den 90er Jahren wegen der Jugoslawienkriege aus dem heutigen Bosnien geflohen, Musovic wuchs als jüngstes Kind mit zwei Schwestern und einem Bruder in der südschwedischen Provinz Schonen auf.

Ihr Bruder nahm sie mit zum Fußball - und wurde zur unverzichtbaren Stütze. "Denn ich bin auf viele Widersprüche gestoßen, weil ich Fußball spiele und von großen Dingen träume. Die meisten Leute in meinem Umfeld stellten das in Frage und fragten mich, wann ich damit aufhören und etwas tun würde, was eher für ein Mädchen geeignet ist." Musovic machte einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften - doch ihre Leidenschaft galt immer dem Ball.

"Es hat mir Spaß gemacht. Und wenn das der Fall ist, kann mich niemand wirklich aufhalten", erzählte die sich mittlerweile extrem für Gleichberechtigung einsetzende Torfrau. Mit nur 17 Jahren wechselte sie zum schwedischen Topklub Rosengard, kam dort nach Anfangsschwierigkeiten auf 108 Einsätze in acht Jahren. 2021 ging es nach London, wo sie trotz Reservistenrolle ihren Platz im Kader der Nationalmannschaft verteidigte.

Und für das Turnier in Australien und Neuseeland gab ihr Trainer Peter Gerhardsson überraschend gar den Vorzug als Nummer eins vor Jennifer Falk. Beim Sensationserfolg im Achtelfinale gegen die USA wehrte Musovic elf Schüsse ab, zeigte zahlreiche Glanzparaden - und ließ Megan Rapinoe und Co. verzweifeln. "Wir haben mit Zesse eine Superfrau im Tor", schwärmte Kapitänin Kosovare Asllani: "Es ist ein magisches Spiel, das sie spielt."

Deshalb dürften ihre Tage als Nummer zwei nun auch endgültig gezählt sein. "Für mich zählt nicht, wie gut ich bin, sondern wie hart ich bereit bin zu arbeiten, um die Beste zu werden", sagte Musovic unmissverständlich. An interessierten Klubs wird es nach ihrer (bisherigen) Gala-WM bestimmt nicht mangeln.

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