01.03.2023 11:15 Uhr

Ehemalige BVB-Sorgenkinder auf dem Höhenflug

Emre Can überzeugt beim BVB
Emre Can überzeugt beim BVB

Marius Wolf, Emre Can, Julian Brandt - unwahrscheinliche Helden sind der Treibstoff des BVB-Höhenflugs.

Die Angst kam in der Nacht. Im November schreckte Marius Wolf mit Vorhof-Flimmern aus dem Schlaf, über seine Gedanken in diesem Moment, sagt er, spreche er "lieber nicht" zu genau: "Das war nicht schön." Drei Tage später ließ er sich Teilgewebe am Herzen veröden - und im neuen Jahr ist der lange recht unauffällige Rechtsverteidiger als einer von mehreren unwahrscheinlichen Helden Treibstoff des Höhenflugs von Borussia Dortmund.

Ob Wolf, Emre Can oder Julian Brandt: Weil einstige Sorgenkinder oder Ergänzungsspieler unverhofft über sich hinauswachsen, befreit sich der BVB aus ewigen Mentalitätsdebatten und wird zum Titelanwärter. "Wir werden niemandem auf der Welt verbieten, zu träumen", sagt Trainer Edin Terzic nach neun Siegen in neun Pflichtspielen 2023.

Da ist einerseits Marius Wolf. Der Inbegriff des Mittelmaßes, eigentlich einer, den man halt reinwirft, wenn der Stammspieler ausfällt. Plötzlich ist er es selbst: "Er hat bewiesen, dass man sich bei uns mit Arbeit und Fleiß alles erarbeiten kann", sagt Terzic.

Emre Can geht beim BVB voran

Die Sache mit dem Herzen ist selbstverständlich nicht ganz aus dem Kopf. Ihm sei schon "mulmig" gewesen, sagte er den Ruhr Nachrichten, jedoch: "Dann kommt der Gedanke: Du hast 90 Minuten Fußball gespielt, so schlecht kann es dir nicht gehen." Für die Topspiele gegen RB Leipzig (Freitag, 20:30 Uhr/DAZN) und in der Champions League beim FC Chelsea (7. März) gilt er als gesetzt.

Da ist Emre Can. Ein Gesicht des neuen, unbarmherzigen, kämpfenden, effizienten BVB. Auch bei ihm hatte damit kaum jemand gerechnet: Can war außen vor, wirkte über Jahre langsam, und, wenn er dann mal kam, ungestüm. Im ersten Saisonteil habe er sich "runterziehen lassen", gesteht er ein, doch dann: neues Jahr, neues Glück.

"Egal, was ist, Emre", sagte er sich: "Du gibst Gas, egal, ob du spielst." Dieser sportliche Vorsatz geht glänzend auf - Emre Can ist neben Jude Bellingham die dringend benötigte zweite ordnende Hand im Mittelfeld. Urgewaltig und kompromisslos. Das Stadion stand kopf, als er gegen Chelsea mit letzter Kraft den Ball von der Linie kratzte.

Julian Brandt beim BVB plötzlich Führungsspieler

Da ist auch Julian Brandt. Lange schon abgeschrieben als einer, der nie sein volles Talent wird ausschöpfen können - zu faul, zu ehrgeizarm für Höheres. Plötzlich: Führungsspieler, Zauberer und Torschütze, einer, der mitreißt und jetzt die schmerzhaften Wege geht. Er ist in der Form seines Lebens.

"Julian hat sich in dieser Saison extrem entwickelt. Er ist einer unserer konstantesten Spieler", schwärmt Terzic, Sportdirektor Sebastian Kehl sieht Brandt "stabiler, robuster und präsenter".

Nicht über Nacht, sondern als Ergebnis einer Metamorphose: "Es gab jetzt nicht den einen Tag, an dem ich aufgewacht bin und dachte: Jetzt habe ich einen Schritt nach vorne gemacht", sagt Brandt.

Doch es ist wie beim gesamten BVB, derzeit: Die Dinge fügen sich. Es hat lange genug gedauert.

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