08.02.2021 12:05 Uhr

"Gündooogoal" wird zum Helden, Klopp zum "One hit wonder"

Ilkay Gündogan will trotz des Sieges in Liverpool noch nicht über die Meisterschaft sprechen
Ilkay Gündogan will trotz des Sieges in Liverpool noch nicht über die Meisterschaft sprechen

In seinem riesigen Frust über die wohl entscheidende Niederlage im Titelkampf übersah Jürgen Klopp sogar seinen einstigen Lieblingsschüler Ilkay Gündogan. Ohne den Matchwinner von Manchester City eines Blickes zu würdigen, stapfte der ernüchterte Teammanager nach dem deprimierenden 1:4 (0:0) seines FC Liverpool am zweifachen Torschützen vorbei vom Platz.

"Das war nicht das letzte Saisonspiel", sagte Klopp später tapfer, doch mit einem Hauch von Resignation fügte er an: "Aber es ist kein Wunschkonzert, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen." 27 Punkte weniger als zum selben Zeitpunkt in der Meistersaison, zehn Punkte Rückstand auf dieses überragende City - das dürfte zu viel sein.

"Der Titel gehört noch nicht uns", betonte Gündogan, doch die Presse sieht dies nach dem ersten City-Sieg an der Anfield Road seit 2003 (!) völlig anders. "Nach allem menschlichen Ermessen: Es ist vorbei", kommentierte die "BBC". Der "Independent" sah Klopps Träume "in Fetzen" liegen. Und die "Manchester Evening News" verspottete dessen Reds genüsslich als "One hit wonder".

Der "Star des Abends" ("Mirror") widersprach. "Es war ein big win", sagte Gündogan bei "Sky", aber die Saison sei noch lang: "Wir versuchen, Hürde für Hürde zu nehmen und demütig zu bleiben."

Gündogan hatte nach seinem verschossenen Foulelfmeter (37.) - er sprach anlässlich des Super Bowl augenzwinkernd von einem "Fieldgoal" - per Doppelpack (49./73.) die Weichen auf Sieg gestellt. "Ich musste nicht viel mehr machen als einzuschieben", sagte er gewohnt bescheiden, "diesen Torriecher habe ich momentan." In der Tat: Mehr Ligatore als Gündogan (neun) hat keiner in Citys Star-Truppe. "Gündooogoal", schrieb Kumpel Leroy Sané bei Instagram.

"Er sieht das Spiel mit anderen Augen"

Woher der starke Lauf kommt? "Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich weiß es nicht", sagte der Nationalspieler schmunzelnd. Teamkollege Phil Foden hat da eine Ahnung: "Er ist ein brillanter Fußballer, so intelligent. Er sieht das Spiel mit anderen Augen. Er ist in der Form seines Lebens."

Die ebenfalls herausragenden Raheem Sterling (76.) und Foden (83.) besorgten den Endstand, City gelangen damit erstmals seit 1937 vier Tore in einem Pflichtspiel in Anfield. Es war der zehnte Ligasieg in Serie, wettbewerbsübergreifend sogar der 14. - das haben auf der Insel vorher nur Preston 1892 und Arsenal 1987 geschafft.

Der erste "Verfolger" Manchester United hat fünf Punkte Rückstand auf den Lokalrivalen, aber wie Liverpool ein Spiel mehr bestritten. War's das? "Ich kann nicht in die Zukunft schauen", sagte Teammanager Pep Guardiola, dessen taktische Umstellung nach der Pause gute Reds aus dem Konzept gebracht hatte, "aber fünf Punkte im Februar - das ist nichts!"

Kritik an Klopp-Erklärung

Liverpool verlor erstmals seit 1963 (!) dreimal hintereinander zu Hause, Klopp haderte danach mit den Fehlern von Torwart Alisson vor Gündogans Toren. Seine Erklärung, der Brasilianer habe womöglich "kalte Füße" gehabt, brachte Roy Keane auf die Palme.

"Sie suchen immer nach Ausreden", schimpfte der "Sky"-Experte, "sie sind ein unwürdiger Meister. Wenn sie so weitermachen, dauert es bis zum nächsten Titel wieder 30 Jahre."

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