20.11.2020 16:52 Uhr

Corentin Tolissos letzte große Chance beim FC Bayern

Will den frei gewordenen Platz im Mittelfeld des FC Bayern erobern: Corentin Tolisso
Will den frei gewordenen Platz im Mittelfeld des FC Bayern erobern: Corentin Tolisso

Knapp 42 Millionen Euro nahm der FC Bayern im Sommer 2017 in die Hand, um Corentin Tolisso von Olympique Lyon loszueisen. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den damaligen Rekordtransfer, der seither zwar nicht enttäuschte, aber auch nie unverzichtbar wurde. Nach der schweren Verletzung von Joshua Kimmich winkt dem zentralen Mittelfeldmann nun eine Bewährungschance - möglicherweise seine letzte in München.

Weltmeister, Champions-League-Sieger, dreifacher Deutscher Meister und zweimaliger Pokalsieger - mit gerade einmal 26 Jahren hat Corentin Tolisso bereits fleißig Trophäen gesammelt. Von Trainern wie Teamkollegen wird der Franzose für seine geduldige Art geschätzt.

"Er ist nie niedergeschlagen. Wenn es kompliziert wird, wartet er bis zum Ende des Sturms. Er wartet auf seine Chance und arbeitet hart", zitierte "Le Parisien" im Frühjahr eine Quelle aus Tolissos Umfeld.

Dennoch reichte es für den Box-to-Box-Spieler bislang nie zu einem Stammplatz beim FC Bayern. Immer wieder machten ihm monatelange Verletzungspausen einen Strich durch die Rechnung, doch auch fit kam Tolisso kaum an der namhaften Konkurrenz vorbei.

Dabei lesen sich die nackten Zahlen des Nationalspielers gar nicht schlecht: In 82 Einsätzen für den FC Bayern traf er 17 Mal und bereitete darüber hinaus zwölf Tore vor. Trainer Hansi Flick bevorzugte trotzdem meist andere Kräfte. Bis jetzt.

FC Bayern in der Zwickmühle: Tolisso und Goretzka zu ähnlich?

So hart der monatelange Ausfall von Joshua Kimmich, der sich im Top-Duell beim BVB am rechten Außenmeniskus verletzte hatte und bereits operiert wurde, den FC Bayern getroffen haben mag, so sehr bietet er auch Chancen für die lauernden Herausforderer, allen voran Tolisso.

Gesucht wird ein Partner für den unumstrittenen Leon Goretzka, der sich im vergangenen halben Jahr zu einer ungemein wichtigen Säule entwickelt hat.

Mit Kimmich ergänzte sich der frühere Bochumer perfekt, über einen zweiten Spielertypen dieser Art verfügt der Kader allerdings nicht.

Tolisso streitet nun mit Javi Martínez, Marc Roca und voraussichtlich auch David Alaba um den vakanten Posten im Mittelfeld. Auf den ersten Blick spricht einiges für den Franzosen: Spielstärke, ein ausgeprägter Offensivdrang und das vielzitierte "beste Fußballalter".

Problem: Platzhirsch Goretzka verfügt über ein sehr ähnliches Profil, ist jedoch deutlich zweikampfstärker als Tolisso. Kritiker glauben, dass zwei Spieler der Kategorie "Achter mit Vorwärtsdrang" in der Schaltzentrale des FC Bayern nicht funktionieren.

Tolissos letzte Bewährungschance beim FC Bayern

Wie Coach Flick die Situation bewertet, ist unklar. Erst im Heimspiel gegen Lieblingsgegner Werder Bremen am Samstag wird eine erste Tendenz erkennbar sein.

Tolissos Hauptkonkurrent dürfte Javi Martínez sein, der eigentlich längst weg sein wollte, aber immer noch da ist und tatsächlich wieder eine ernsthafte Alternative für die Startelf geworden ist.

Sein Landsmann Marc Roca benötigt noch mehr Eingewöhnungszeit, Alaba wird derweil in der Abwehr dringender gebraucht.

Für Tolisso bieten die kommenden Wochen die womöglich letzte große Bewährungschance an der Säbener Straße. Bleibt der erhoffte Durchbruch auch im vierten Jahr aus, könnte in absehbarer Zeit die Trennung folgen.

Der Vertrag des Weltmeisters läuft noch bis 2022, folglich bestünde im nächsten Sommer letztmalig die Gelegenheit für einen lukrativen Wechsel.

An Bewerbern mangelte es in der Vergangenheit nicht: Der FC Barcelona, Paris Saint-Germain und Manchester United galten als interessiert, die Red Devils sollen nach "kicker"-Informationen im vorigen Januar gar einen konkreten, wenn auch erfolglosen Vorstoß gewagt haben.

"Man spürt, dass er Spaß am Fußballspielen hat"

Sollte Tolisso nun aber die Gunst der Stunde nutzen und sich im Mittelfeld etablieren, dürfte die Gerüchteküche schnell erkalten. Dass er das uneingeschränkte Vertrauen seines Trainers genießt, dürfte dem 26-Jährigen sicher nicht schaden.

"Man spürt, dass er Spaß am Fußballspielen hat. Man merkt im Training, dass eine Last von ihm gefallen ist. Das ist für ihn enorm wichtig, weil er dann eine gewisse Lockerheit hat. Dann kann er mit seiner ganz eigenen Klasse spielen", verriet Hansi Flick unlängst.

Jetzt ist es an Tolisso, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen.

Heiko Lütkehus

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