26.06.2020 12:11 Uhr

S04 "wie sein Schlachthof": Fans wettern gegen Tönnies

Clemens Tönnies hat bei den Fans des FC Schalke 04 einen schweren Stand
Clemens Tönnies hat bei den Fans des FC Schalke 04 einen schweren Stand

Die desaströse Rückrunde hat für den FC Schalke 04 ein Ende. Trainer David Wagner soll trotz Horrorserie bleiben, und die Fans machen ihrem Ärger Luft.

Den Spaß an seiner Arbeit hat David Wagner längst verloren, und auch die Fans wollen gar nicht mehr hinsehen. Der angekündigte Protest mit einer Menschenkette um die Arena von Schalke 04 - zeitgleich mit dem letzten Saisonspiel 500 Kilometer entfernt in Freiburg - sagt alles: Um die sportliche Horrorserie und den dramatischen Absturz in der Rückrunde allein geht es beim Traditionsverein nicht mehr, die Wut der Anhänger richtet sich vor allem gegen die Klubführung um Clemens Tönnies.

"Er führt Schalke wie seinen Schlachthof", sagte Katharina Strohmeyer, die die Fan-Demo am Samstag pünktlich zum Spielbeginn um 15:30 Uhr mitorganisiert, dem "WDR". Aufsichtsratschef Tönnies ist seit dem massiven Corona-Ausbruch in seinem Fleischimperium ins Zentrum der Kritik gerückt, immer lauter wird sein Rücktritt gefordert. Transparente auf dem Vereinsgelände waren schon in den vergangenen Tagen unmissverständlich: "Kein Kumpel, kein Malocher - Tönnies raus" oder "Keine Ausbeuter bei S04".

Trainer Wagner findet es "absolut in Ordnung, seinen Unmut, seinen Frust kundzutun". Dass dies ausgerechnet zeitgleich mit dem letzten Spiel beim SC Freiburg passiere, sei "natürlich ein Zeichen". Ob sein abgestürztes Team am Samstag zum 16. Mal in Folge nicht gewinnt und möglicherweise noch auf den 15. Tabellenrang, die schlechteste Platzierung seit dem dritten Bundesliga-Abstieg 1988, abrutscht, interessiert die Fans nur noch am Rande.

Ultras kritisieren "blanken Dilettantismus" beim FC Schalke 04

Auch Wagner selbst, der in der Hinrunde seine Mannschaft mit attraktivem Fußball in die Spitzengruppe führte, gab zu: "Der Spaß ist in den letzten Wochen und Monaten sicherlich weniger da als zuvor." Seit dem 17. Januar hat Schalke kein Bundesligaspiel mehr gewonnen, ist von Platz fünf auf elf abgestürzt und verpasst zum dritten Mal in vier Jahren den Europapokal.

Dennoch darf Wagner aller Voraussicht nach in seine zweite Saison als königsblauer Chefcoach gehen. Sportvorstand Jochen Schneider, der ihn vor einem Jahr verpflichtete, steht weiter zu seinem Wunschtrainer. Er hatte "nie das Gefühl", dass er seinen Job verlieren würde, sagte Wagner, der zwischenzeitlich zehn verletzte Spieler ersetzen musste. Die mehrmals erneuerte Jobgarantie von Schneider gebe ihm "ein gutes Gefühl".

Auch wenn der Trainer, der in der desaströsen Rückrunde zunehmend ratlos wirkte, bei den Fans durchaus umstritten ist - der Protest richtet sich vor allem gegen Tönnies und Co.: Nach dem Ärger um den Härtefallantrag für Ticketerstattungen in der Coronakrise und die Kündigung langjähriger Fahrer der Nachwuchsabteilung "Knappenschmiede" sehen die Ultras einen "Ausverkauf der Schalker Werte" und "blanken Dilettantismus" in der Klubspitze.

"Die einzigen Härtefälle sitzen in der Führungsetage unseres Vereins", war vor der Geschäftsstelle zu lesen. Damit durften sich neben Tönnies auch die Vorstände Schneider und Alexander Jobst angesprochen fühlen. Nach dem überraschenden Abschied des Finanzchefs Peter Peters nach 27 Jahren befürchten viele Fans die Ausgliederung der Profiabteilung und den Einstieg von Investoren. Tönnies hatte diesen Weg angesichts von knapp 200 Millionen Euro Schulden und fehlenden Europacup-Einnahmen schon kurz nach der Corona-Pause angedeutet.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten