21.09.2018 08:56 Uhr

Marco Reus beim BVB außer Form: Verloren im System

Marco Reus ist beim BVB seit Wochen außer Form
Marco Reus ist beim BVB seit Wochen außer Form

Marco Reus ist bei Borussia Dortmund vor dem Bundesliga-Kracher bei Angstgegner 1899 Hoffenheim am Samstag weit entfernt von seiner Normalform. Das liegt auch an Trainer Lucien Favre, der bislang nicht die ideale Position für den BVB-Kapitän findet.

Die auffälligste Szene von Marco Reus beim Champions-League-Auftaktspiel des BVB in Brügge ereignete sich bezeichnenderweise im eigenen Fünfmeterraum.

In der 20. Spielminute grätschte Reus eine flache Hereingabe kurz vor der Torlinie ins Aus. Mindestens eine riesige Chance für Brügge verhinderte der 29-Jährige mit seinem beherzten Einsatz.

Im Angriffsspiel seines Teams war Reus nahezu unsichtbar. Keinen einzigen gefährlichen Abschluss verbuchte der Nationalspieler, der ohnehin nur einmal auf das gegnerische Tor schoss.

"Wir haben nach vorne ehrlich gesagt richtig schlecht gespielt. Wir haben uns wenig bis gar keine Torchancen herausgespielt", sagte Reus nach der Partie bei "Sky" und ergänzte: "Wir spielen momentan nicht den Fußball, den wir von uns selbst erwarten."

Reus beim BVB seit Wochen außer Form

Das gilt auch und insbesondere für Reus persönlich. Zu Saisonbeginn im DFB-Pokal bei Greuther Fürth erzielte er in der Nachspielzeit der Verlängerung den vielumjubelten 2:1-Siegtreffer. Beim 4:1 zum Liga-Auftakt gegen RB Leipzig traf er ebenfalls.

In den drei Pflichtspielen danach, die er allesamt über die volle Spielzeit bestritt, war Reus an keinem weiteren Tor mehr beteiligt.

Im Auswärtsspiel bei Hannover 96 vergab der gebürtige Dortmunder zwei dicke Chancen. Gegen Eintracht Frankfurt erarbeitete er sich genauso wie in Brügge nicht einmal mehr Möglichkeiten.

Obwohl der Seuchenvogel der vergangenen Jahre endlich fit ist, war er in den letzten Wochen ein Schatten seiner selbst. Reus' Aktionen fehlt die Präzision, sogar einfachste Dinge wollen ihm nicht gelingen.

"Er ist der Spieler, der mich bislang am meisten enttäuscht hat", polterte "Sky"-Experte Dietmar Hamann. "Reus gefällt mir momentan überhaupt nicht."

Reus als Mittelstürmer beim BVB seiner Stärken beraubt

Eine Mitschuld an der Misere seines auf dem Papier besten Offensivspielers trägt ausgerechnet Lucien Favre. Der Schweizer tut sich in Dortmund bislang schwer, seinen Lieblingsschüler aus Gladbacher Zeiten richtig einzusetzen.

Mehrfach beorderte er Reus auf die Mittelstürmerposition - eine Rolle, die dem achtbesten Torjäger der Bundesligageschichte des BVB nachweislich nicht liegt.

Seine Qualitäten hat Reus nicht im Spiel mit dem Rücken zum Tor. Mittendrin in engmaschigen Abwehrreihen, ständig den Atem der Gegenspieler im Nacken spürend, fühlt er sich sichtlich unwohl.

Auf dem Flügel oder hinter einem zentralen Angreifer könne der dynamische Rechtsfuß "naturgemäß viel mehr am Spiel teilnehmen und gefährlich werden, wenn er Platz hat, seine Geschwindigkeit ausspielt und mit dem Ball nach vorne stößt", erklärte Sebastian Kehl, Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung, im Interview mit dem "kicker".

Alternativen für Reus im BVB-Sturm sind rar gesät

Auch Favre, als extrem akribischer Vertreter des Trainerfachs bekannt, dürften Reus' Probleme in den letzten Wochen nicht entgangen sein. Sein Dilemma: Die Alternativen auf der Problemposition ganz vorne sind rar gesät.

Maximilian Philipp blieb wie Reus zuletzt den Beweis schuldig, dort eine hochkarätige Option zu sein. Youngster Alexander Isak ist aktuell völlig außen vor.

Neuzugang Paco Alcácer feierte gegen Frankfurt zwar ein starkes Debüt im BVB-Trikot und erzielte prompt sein erstes Tor, fiel in Brügge aber wegen Oberschenkelproblemen aus.

Dass der Spanier fit bleibt und seine angedeuteten Qualitäten dauerhaft auf den Platz bringt, ist Grundvoraussetzung dafür, dass Favre Reus adäquat in sein 4-3-3-Grundgerüst einbauen kann.

Auf dem linken Flügel beispielsweise, wo der WM-Fahrer die meisten Partien im schwarz-gelben Dress absolvierte. Oder als hängende Spitze, wie in seiner statistisch besten Bundesliga-Saison 2011/2012 unter Favre in Gladbach. Denn beim BVB ist Reus momentan verloren im System.

Tobias Knoop

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