29.06.2018 11:11 Uhr

"Fair-Play-Poker": Japan zockt sich ins Achtefinale

Japan nur dank Fair-Play-Wertung im WM-Achtelfinale
Japan nur dank Fair-Play-Wertung im WM-Achtelfinale

Japan pokerte bei der Fußball-WM 2018 in Russland hoch - und gewann: Das Team um Shinji Kagawa und Co. zog nur wegen der Fair-Play-Wertung ins Achtelfinale ein.

Bei der Mannschaft aus dem "Land des Lächelns" herrschte nach dem Achtelfinaleinzug gute Laune. Doch die unrühmliche Zitterpartie war Japans am Ende so gar nicht mehr kämpferischen Blauen Samurai dann doch ein bisschen unangenehm.

"Am Schluss sieht es natürlich nicht so gut aus. Das Publikum hat dann auch gepfiffen. Aber für uns ist das Wichtigste, dass wir weiter sind", sagte der Hamburger Gotoku Sakai. Und der Frankfurter Makoto Hasebe ergänzte: "Das war schon ein komisches Gefühl. Aber ich denke, dass wir alles richtig gemacht haben."

Mit einem in den Schlussminuten an die "Schande von Gijon" erinnernden Nichtangriffspakt schlichen sich die Japaner zum dritten Mal in ein WM-Achtelfinale. Eine 0:1-Niederlage gegen Polen reichte dafür, allerdings nur, weil erstmals in der Geschichte die Fair-Play-Wertung über das Weiterkommen entschied.

Zwei Gelbe Karten gaben letztendlich den Ausschlag für Japan - und gegen den punkt- und torgleichen Senegal. Die Afrikaner verloren zeitgleich gegen Kolumbien ebenfalls 0:1. Am Montag geht es nun in Rostow gegen Belgien.

Japan-Coach: "Bin nicht glücklich darüber"

Die "Schuld" für das am Ende nicht mal mehr an eine lockere Trainingseinheit erinnernde Auftreten seines Teams nahm Trainer Akira Nishino auf sich.

"Ich bin nicht glücklich darüber, aber es ist eine WM - und da passieren so Dinge eben", sagte der 63-Jährige, der seine Spieler angewiesen hatte, jegliche Offensivbemühungen einzustellen: "Sie waren loyal. Die Situation hat mich dazu gezwungen, die riskante Entscheidung zu treffen, sich auf das andere Spiel zu verlassen."

Ein Tor für Senegal oder ein weiterer Treffer für Polen hätte das Aus bedeutet. Nishino zockte - und gewann. "Weiterzukommen ist wichtiger, als das Spiel zu gewinnen. Am Ende zählte es", sagte Sakai. "Es hätte auch sein können, dass es schiefgeht. Zum Glück hatte Polen auch nicht so viel Lust, dass 2:0 zu machen."

Japans Rotation überrascht die eigenen Spieler

Dabei spielte Nishino bereits mit seiner Aufstellung Vabanque. Er rotierte gleich sechsmal, ließ Stammkräfte wie Shinji Kagawa, Yuya Osako und Kapitän Hasebe auf der Bank. Und überraschte damit auch seine eigenen Spieler.

"Ich habe mit ihm gesprochen, warum er sechs Spieler austauscht, aber er wollte Risiko gehen. Er hat bereits an das nächste Spiel gedacht", sagte Altstar Keisuke Honda und fügte anerkennend: "Das war eine großartige Entscheidung. So etwas habe ich noch nicht gesehen."

Der Vorteil: Für das Achtelfinale gegen Belgien sind noch wichtige Akteure ausgeruht. Denn in Rostow soll noch lange nicht Endstation sein. "Unsere Mentalität ist, dass wir niemanden fürchten", sagte Honda.

Ohnehin, so Sakai, habe das bisher Erreichte schon jetzt für das ganze Land "große Bedeutung". "Ich hoffe, wir können überraschen", sagte der nicht eingesetzte Kagawa - und im fernen Kobe gratulierte auch Lukas Podolski den Blauen Samurai.

Nishino kündigte mit Blick auf das Achtelfinale an: "Wir wollen aggressiver und offensiver sein." Denn gegen Belgien wird nur noch ein Sieg zum Weiterkommen reichen. Und nicht mehr die Fair-Play-Wertung...

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