20.06.2018 11:44 Uhr

Bitterer Abgang: Salah schweigt nach nächster Pleite

Mohamed Salah konnte die Pleite der Ägypter nicht verhindern
Mohamed Salah konnte die Pleite der Ägypter nicht verhindern

Mohamed Salah schüttelte seinen Lockenkopf von links nach rechts und wieder zurück. Nein, an diesem so enttäuschenden Abend hatte der große Hoffnungsträger einer gesamten Nation nichts zu sagen. Salah, der König der Pharaonen, wollte einfach nur noch weg. So schnell wie möglich. In ein paar Tagen wird sich sein Wunsch endlich erfüllen.

Denn nach der 1:3 (0:0)-Niederlage seiner Ägypter im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Russland ist die Chance auf den Einzug in die K.o.-Runde nur noch theoretischer Natur. Gegen Saudi-Arabien werden die Nordafrikaner am kommenden Montag (16:00 Uhr) deshalb ziemlich sicher ihren letzten Auftritt auf der großen Bühne haben. Und Salah? Der kann dann endlich seine lädierte Schulter pflegen.

"Salah allein trug die Last eines gesamten Landes. Es war unmöglich, die Erwartungen zu erfüllen", schrieb der britische "Mirror" und stand damit stellvertretend für die vorherrschende Meinung - nicht nur in Salahs Wahlheimat. Das Problem: Genau das allerdings, Salah wollte und sollte eine ganze Nation glücklich machen. Mit aller Macht. Auf Kosten der Gesundheit.

Salah körperlich in "blendender" Verfassung

Dass der so begnadete Angreifer des FC Liverpool nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, sahen 64.468 Fans im Stadion von St. Petersburg und Millionen an den TV-Bildschirmen. Gut drei Wochen nach der Verletzung im Champions-League-Finale überraschte das nicht, es hinterließ jedoch die Frage, warum der 26-Jährige überhaupt in die Startelf beordert worden war.

"Wir alle wissen, wie wichtig er für diese Mannschaft und dieses Land ist", rechtfertigte der ägyptische Nationaltrainer Hector Cuper seine Entscheidung für Salah. Der Argentinier, über dessen Zukunft nach dem schwachen Auftritt bereits spekuliert wurde, meinte sogar allen Ernstes: "Was die körperliche Verfassung angeht, sah Mo blendend aus."

Es bedurfte keiner medizinischen Untersuchung, um diese These zu widerlegen. Der Blick allein genügte. Salah, mit seinen 1,75 m Körpergröße ohnehin nicht für physische Präsenz bekannt, scheute die Zweikämpfe mit seinem beinharten Gegenspieler Yuri Zhirkov bewusst. Nur wenn ihm mal ein bisschen Raum gestattet wurde, blitzte seine Qualität auf.

"Er musste extrem kämpfen"

Das reichte insgesamt für eine nette Einzelaktion in der 42. Minute und den Ehrentreffer (73.) per Foulelfmeter - den er natürlich selbst erzwungen hatte. "Salah war vielleicht zu 60 Prozent fit. Solch einen Abgang hat er nicht verdient", analysierte Englands Sturm-Idol Alan Shearer: "Er musste extrem kämpfen. Man kann seine Einstellung nur loben."

Denn die WM hätte eigentlich ohne ihn stattfinden müssen. Noch vor dem ersten Spiel war er von keinem Geringeren als dem tschetschenischen Despoten Ramsan Achmatowitsch Kadyrow als Schmuckstück missbraucht worden. Sportlich hätte er in diesem Zustand wohl auf jedes Ligaspiel verzichtet.

"Es ist mühselig zu diskutieren, was passiert wäre, wenn er keine Verletzung gehabt hätte", sagte Cuper: "Fakt ist, dass er dem Land Genugtuung und Zufriedenheit geschenkt hat." Aber für welchen Preis?

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