13.06.2018 09:00 Uhr

WM-Gruppe A im Check: Das Bangen um Salah

Ägypten hofft bei der Fußball-WM auf die Rückkehr von Mohamed Salah
Ägypten hofft bei der Fußball-WM auf die Rückkehr von Mohamed Salah

WM-Gastgeber Russland und die große Erwartungshaltung, Saudi-Arabien und die eigenen Ambitionen, Uruguay und seine Stürmer-Stars und Ägypten und das Bangen um Mohamed Salah. Heute im weltfussball-Check: die Gruppe A.

Russland: Der Gastgeber

Auf den Schultern der russischen Nationalmannschaft ruhen die Hoffnungen und Träume von fast 145 Millionen Landsleuten. Nur zu gerne würde nicht nur Kreml-Chef Wladimir Putin die Sbornaja bei der Heim-WM jubeln sehen.

Doch die Aussichten sind nicht gerade rosig. Selbst in der nicht allzu stark besetzten Gruppe A droht den Russen ein frühes Aus.

Coach Stanislav Cherchesov steht vor einer echten Mammutaufgabe. Die hohen Erwartungen seiner Landsleute muss der frühere Keeper von Dynamo Dresden mit einem Kader erfüllen, dem einfach die Qualität fehlt. "Wir haben keine Krise, nur ein paar Probleme, die zu lösen sind", gab sich der 54-Jährige im Vorfeld nicht gerade optimistisch.

International anerkannte Stars wie einst einen Igor Belanov  oder Andrey Arshavin sucht man im russischen Kader heutzutage vergebens. Mit Igor Akinfeev steht der größte Star der Gastgeber zwischen den Pfosten.

Die von Cherchesov angesprochenen Probleme wurden bereits im Vorfeld der WM deutlich. Kein einziges der vier Vorbereitungsspiele im laufenden Jahr konnte die Sbornaja gewinnen.

Gegen Brasilien, Frankreich und Österreich setzte es Niederlagen. Auch das jüngste Remis gegen die nicht bei der WM vertretenen Türken sorgte nicht gerade für Selbstvertrauen.

Achtelfinal-Chancen: 40 Prozent


Saudi Arabien: Die Ambitionierten

Der dreimalige Asienmeister ist zum fünften Mal bei einer WM-Endrunde dabei und will erstmals seit 1994 wieder die Gruppenphase überstehen. Nominell geht Saudi-Arabien zwar als Außenseiter ins Turnier, doch die Grünen Falken haben mit der souveränen WM-Qualifikation vor Australien und knapp hinter Japan gezeigt, dass sie mithalten können.

Für Coach Juan Antonio Pizzi gibt es nur ein klares Ziel. "Wir wollen unbedingt die Vorrunde überstehen", sagte der Argentinier, der vor allem auf Erfahrung setzt.

Säulen des Teams sind Mittelfeldstratege Taisir Al Jassim (33) und Stürmer Mohammad Al Sahlawi (31), der sich mit drei Wochen Training bei Manchester United auf die WM vorbereitet hat.

In den Testspielen unter Pizzis Regie feierte Saudi-Arabien Erfolge gegen Moldawien, Algerien und Griechenland. Auch bei den knappen 1:2-Niederlagen gegen Italien und Deutschland verkaufte man sich sehr teuer. Herbe Pleiten gegen den Irak (1:4), Belgien (0:4) und Peru (0:3) trüben das Bild allerdings ein wenig.

Um der Gegentorflut Herr zu werden, wurden die saudischen Keeper zuletzt von Oliver Kahns Firma "Goalplay" betreut und ausgebildet. Sollten die Tipps der deutschen Torhüter-Ikone fruchten, kann Saudi-Arabien in dieser Gruppe ein Wörtchen ums Achtelfinale mitreden.

Achtelfinal-Chancen: 40 Prozent


Uruguay: Der Topfavorit

Uruguay geht als klarer Favorit in diese Gruppe A. Mit Luis Suárez (FC Barcelona) und Edinson Cavani (Paris Saint-Germain) haben die Urus eines der schlagkräftigste Sturmduos der (Nationalmannschafts-)Welt zu bieten. Der erfahrene Haudegen Diego Godín (Atlético Madrid) organisiert als Kapitän die Hintermannschaft der Himmelblauen.

Trainer Óscar Tabárez hat sein Team mit Rang zwei hinter Brasilien souverän zu dieser Endrunde geführt. Der 71-jährige Kult-Coach kann zwar aus gesundheitlichen Gründen kaum noch selbst an der Seitenlinie stehen, leitet die Geschicke der Nationalmannschaft aber äußerst erfolgreich. "Gut zu spielen heißt, so weit zu kommen wie möglich", blickte Tabárez optimistisch voraus.

Viele Auftritte hatte Uruguay im Vorfeld der WM nicht. Das Wenige konnte sich dafür aber durchaus sehen lassen. In den drei Vorbereitungsspielen gegen Tschechien (2:0), Wales (1:0) und Usbekistan (3:0) hielten sich die Urus schadlos und kassierten keinen einzigen Gegentreffer.

Ob der Weltmeister von 1930 und 1950 an die ganz großen Zeiten anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Das Achtelfinale ist in dieser Gruppe A auf jeden Fall Pflicht - und sehr wahrscheinlich.

Achtelfinal-Chancen: 80 Prozent


Ägypten: Die Abhängigen

Ägypten wäre wohl der heißeste Anwärter auf den zweiten Achtelfinalplatz in dieser Gruppe A - wenn da nicht das Champions-League-Finale gewesen wäre. Mit der Schulterverletzung von Top-Star Mohamed Salah sind die Chancen der Pharaonen auf die K.o.-Runde deutlich gesunken.

Selbst wenn es der Stürmer des FC Liverpool noch rechtzeitig zurück auf den Platz schafft, wird er kaum auf Anhieb wieder in der Gala-Form sein, die ihn über die Saison ausgezeichnet hatte.

Ohne ihn lief es in den letzten Vorbereitungsspielen nicht gut. Gegen Kolumbien (0:0) und Belgien (0:3) gelang Ägypten kein Treffer.

Die meiste internationale Erfahrung hat der Coach der Pharaonen. Héctor Cúper stand mit dem FC Valencia im Champions-League-Finale und trainierte jahrelang Inter Mailand und andere europäische Topklubs. Seit 2015 ist der 62-jährige argentinische Weltenbummler Nationalcoach am Nil. Er führte Ägypten zur ersten WM-Teilnahme seit 1990.

Ob es sogar zum ersten Achtelfinaleinzug seit 1934 reichen kann, hängt vor allem von der Genesung von "König Mo" Salah ab. Auch ohne ihren Helden müssen sich die Nordafrikaner aber vor der Konkurrenz aus Russland und Saudi-Arabien nicht verstecken.

Achtelfinal-Chancen: 40 Prozent

Lennart Wegner

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