21.04.2018 14:12 Uhr

Bickel: "Hier kann etwas Großes heranwachsen"

Auf Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel wartet ein intensiver Sommer
Auf Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel wartet ein intensiver Sommer

Rapid ist im Cup draußen und hatte zu keiner Zeit ein Wörtchen um den Meistertitel mitzureden. Zusätzlich droht im Sommer zwangsweise ein Neubeginn. Fredy Bickel, Geschäftsführer Sport, verliert aber dennoch nicht den Optimismus und nahm sich gegenüber weltfussball ausführlich Zeit, um über die Kaderplanung, die Akte Schwab und die wenig erfolgreiche Leihpolitik zu sprechen. Außerdem verriet er, wann der neue Stürmer kommen soll. 

Herr Bickel, wie haben sie die Niederlage im Cup verdaut? Rapid ist jetzt zehn Jahre ohne Titel, ein Saisonziel wurde verfehlt.
Daran nage ich immer noch, das ist völlig logisch, weil das Cupfinale ein großes Ziel gewesen wäre. Man muss aber vorwärts schauen und die guten Dinge sehen. 

Was sind die guten Dinge, die sie mitnehmen?
Das ist eine Mannschaft, die bewiesen hat, dass da etwas Großes heranwachsen kann. Ich habe viel Charakter gesehen. Die Mannschaft hat Tore weggesteckt und wollte überhaupt nichts dem Zufall überlassen und hat bis zur letzten Minute den Sieg gesucht. Sie ist nicht belohnt worden, das ist traurig. Seit dem Cup weiß ich, dass das Spiel gegen die Admira das schwierigste Spiel in dieser Saison wird. Man hat ein großes Ziel verpasst. Das in zwei oder drei Tagen wegzustecken, ist unglaublich schwierig. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft und der Trainerstab reagieren werden. 

Sie sagen, dass da etwas Großes am Entstehen ist. Mit Verlaub, das haben sie vor einem Jahr auch schon gesagt.
Ich habe immer nur gesagt, dass Potenzial in dieser Mannschaft ist. Wie weit es dann wirklich reicht, wird man sehen. Das was ich in Graz gesehen habe, ist ein klarer Schritt nach vorne und hat mir gezeigt, dass es etwas Großes werden kann.

Im Sommer laufen bei etlichen Spielern die Verträge aus. Petsos, Hofmann, Pavelic, Joelinton, Kuen. Zusätzlich wird es vielleicht schwer, Schaub, Galvao oder Bolingoli zu halten. Wenn man jetzt einmal nur von diesen acht Spielern ausgeht, dann schreit das doch nach einem Neuanfang, oder?
Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Bei fünf Personalien ist es relativ klar, dass es Veränderungen geben wird. Das wissen wir seit einigen Monaten und konnten uns dementsprechend vorbereiten. Dadurch würde es keine entscheidenden Änderungen in der Stärke der Mannschaft geben. Bei anderen Spielern gibt es immer wieder Gerüchte, das macht mir aber keine schlaflosen Nächte. Von einem Gerücht bis zum Vollzug ist es noch ein langer Weg. Ich habe keine große Sorge, dass wir acht, neun oder zehn Spieler ersetzen müssen. Das Gerüst der Mannschaft ist sehr gut.

Es tauchen jetzt sogar Gerüchte um Stefan Schwab auf. Bei der Pressekonferenz hat er gesagt: "Ich fühle mich hier sehr wohl, das weiß jeder. Das Thema stelle ich hinten an, man wird sehen, was im Sommer passiert." Ein hundertprozentiges Dementi sieht anders aus. Wäre sein Abgang eine absolute Horrorvorstellung für sie?
Ich bin einer, der sich schwer tut, sich von lieb gewonnenen Menschen zu trennen. Wenn ich mich so weit herauslehne - es würde mich sehr treffen. Ich schätze ihn unheimlich, man kann ihn nicht genügend mit Komplimenten überhäufen.

Gehen sie davon aus, dass er irgendwann den nächsten Schritt machen möchte?
Ich kann nicht für ihn sprechen. Wir sind offen zueinander, ich weiß, was er sich sportlich vorstellt. Ich weiß, in welchem Moment eine Gefahr kommen könnte. Ich bin bei ihm auch zwischen den Stühlen. Du wünscht es dir einerseits für ihn, dass er vielleicht seine Ziele erreichen kann. Auf der anderen Seite hoffst du natürlich, dass du solche Spieler behalten kannst.

Wie angespannt sind sie in dieser Transferperiode im Vergleich zu anderen?
Ich kann immer relativ schlecht abschalten. Es macht mich nervös, wenn du dir denkst, dass du die Dinge nicht völlig unter Kontrolle hast. Egal ob es viele Personalien gibt, oder wenige. Das ist ein Problem von mir, ich habe immer gedacht, dass man mit dem Alter etwas ruhiger wird. Das scheint bei mir aber nicht der Fall zu sein.

Lehne ich mich mit weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass ihr Plan mit den von Rapid verliehenen Spielern nicht aufgegangen ist? Also dass Sobczyk, Entrup, Leovac, Bosnjak und Oppong enttäuscht haben?
Damit liegen sie völlig richtig. Für die meisten war es leider ein verlorenes Jahr. Das ist ein Punkt, den wir uns genau anschauen müssen. Wo haben wir die Situation anders eingeschätzt, etc.? Man muss immer bei sich selbst anfangen. Aber natürlich liegt es auch an den Spielern. Da muss man sich der Kritik stellen.

Dass man auf Mert Müldur setzt, ist mehr als nur ein offenes Geheimnis, oder?
Das kann man schon so sagen. Unser Ziel ist es immer, ein bis drei Spieler heraufzuziehen. Mert hat sich das verdient, jetzt muss man schauen, dass wir ihm diese Chancen auch geben. Wir werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und gemeinsam die Zukunft planen.

Die Leidensgeschichte von Ivan Močinić ist lange. Wie sieht es bei ihm aus?
Jeder im Verein unterstützt ihn. Ich bin kein Arzt, es gibt aber ganz sicher begründete Hoffnungen. Es wurde entdeckt, wieso er immer wieder Schmerzen hat. Man ist sich sicher, dass es eine relativ kleine Angelegenheit ist, die man ohne große Probleme korrigieren kann. Das versuchen wir bis Ende Mai zu machen und haben allergrößte Hoffnung. Eine Zeitangabe ist allerdings unmöglich.

Joelinton hat man schon aufgegeben? Sie waren schon einmal euphorischer in dieser Angelegenheit.
Das kann man so sagen. Wir haben ihn nicht aufgegeben, aber die Hoffnung ist nur noch an einem kleinen Ort.

Das liegt an ihm? Oder an Hoffenheim?
Es sind vier Parteien involviert. Der Spieler, die beiden Klubs, die Berater. Das Problem liegt bestimmt nicht bei uns, außer wir hätten soviel Geld, dass wir ihn fix verpflichten könnten.

Das leidige Thema Stürmer wird dadurch nicht behoben. Haben sie schon jemanden im Auge?
Es wird ein Stürmer kommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir es vor Saisonende bekanntgeben können. Es wird jemand sein, der sofort helfen kann.

Vielen Dank für das Gespräch.

>> Rapid: Sturm verdauen, Admira abschütteln

Johannes Sturm

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