19.02.2018 06:38 Uhr

Michael Ballack: "Ich bin enttäuscht worden"

Hat sich zur Lage in der Liga geäußert: Michael Ballack
Hat sich zur Lage in der Liga geäußert: Michael Ballack

Chemnitz, Kaiserslautern, Leverkusen, Bayern, Chelsea: Michael Ballack hat eine breitgefächerte Historie an Klubs in seiner Vita. Seit seinem Rücktritt aus dem aktiven Fußball ist der Ex-Kapitän der deutschen Nationalmannschaft allerdings nur noch selten in der Öffentlichkeit aufgetreten. Weder als Trainer noch als Spielerberater machte der 41-Jährige bislang Schlagzeilen.

Ein Grund dafür ist wohl unter anderem das angekratzte Innenleben des ehemaligen Mittelfeldmannes. "Es hängt [...] auch mit der Gesamtsituation zusammen, wie ich den Fußball verlassen habe, dass ich Dinge verarbeiten musste", berichtete Ballack im "kicker". Gewisse Werte und Verhaltensregeln seien für ihn immer sehr wichtig gewesen, doch nicht jeder schien sich daran gehalten zu haben.

"Ich bin ein bisschen enttäuscht worden am Ende meiner Karriere", gab der ehemalige Leverkusen-Profi zu und fügte an: "Vielleicht hat das meinen Weg mit geprägt in den letzten fünf Jahren, dass ich noch nicht wieder ins aktive Geschäft zurückgefunden habe."

Er sei sehr "menschenbezogen", so Ballack. "Ich muss ein gutes Gefühl haben, mit Leuten zusammenzuarbeiten", erklärte der damalige Weltklasse-Fußballer: "Diese Konstellationen haben sich noch nicht ergeben." Auch von Seiten des DFB gebe es nur wenig Kontakt. 

"Wenn ich Bundesliga schaue, interessieren mich die Bayern"

Ohnehin besitzt Ballack bislang keinen Trainerschein. Die entsprechenden Kurse möchte der 41-Jährige erst dann belegen, wenn er sich tatsächlich dafür entscheidet, den Weg als Fußballlehrer zu gehen. "Eine Trainerlizenz zu erwerben, nur um sie zu haben, strebe ich nicht an", sagte der gebürtige Görlitzer. 

Zur Zeit ist der "Capitano" vor allem als TV-Experte aktiv und beobachtet auch abseits von seinen dortigen Aufgaben das Fußballgeschehen. "Wenn ich Bundesliga schaue, interessieren mich die Bayern", sagte der ehemalige Münchner: "Dahinter ist das Niveau überschaubar." Für den Ex-Chelsea-Profi ist die Premier League "das Maß aller Dinge": "Ich sehe einfach einen großen Qualitätsunterschied. Den habe ich aber schon vor Jahren gesehen. Auch die Mannschaften hinter den Spitzenteams spielen dort unterhaltsamer", betonte Ballack. 

Die Bundesliga hingegen verliere an Attraktivität. Das liege auch an der Vormachtstellung des deutschen Rekordmeisters, der sich im Zweifel auch bei anderen Klubs in Deutschland bediene, um an der Spitze zu bleiben. "Vor ein paar Jahren haben wir gedacht, andere Klubs wie Dortmund könnten zumindest diese Lücke schließen, aber es scheint eher so, dass sie weiter auseinanderklafft", analysierte Ballack.

Neuers Können? "Unbezahlbar"

Mit Blick auf die kommende WM in Russland und die mögliche Titelverteidigung der DFB-Elf gibt sich der Ex-Nationalspieler verhalten. Der erneute Triumph sei nicht planbar. "Bei der WM 2014 hatten wir den einen oder anderen Moment, in dem du das Quäntchen Glück brauchtest. Das brauchst du immer, neben der Qualität", sagte der 41-Jährige.

Einer, der besagte qualitative Fähigkeiten mitbringt, ist laut Ballack Mats Hummels, der eine ähnlich wichtige Rolle einnehmen könnte wie Bastian Schweinsteiger 2014. "Ein intelligenter Typ, der schnell reflektiert", so Ballack, der als "Capitano"-Nachfolger Manuel Neuer sieht. "Oliver Kahn hat widerlegt, dass es von der Position des Torhüters aus nicht geht. Kahn überstrahlte natürlich alles", erläuterte Ballack und fügte an: "Auch Thomas Müller ist eine besondere Persönlichkeit. Das entwickelt sich durch Situationen."

Neuer sei zudem sportlich extrem wichtig. "Er hatte 2014 erheblichen Anteil am Titelgewinn." Es wäre "ein Riesenverlust", wenn der Bayern-Keeper ausfallen würde, so der Ex-Bayer, daran ändere auch die gute Form von Marc-André ter Stegen nichts. "Nichts gegen das Leistungsvermögen der anderen. Aber rein von der Ausstrahlung in den entscheidenden Momenten her ist Neuers Können unbezahlbar."

Unabhängig von der Torhüter-Frage: Genug Typen habe "Die Mannschaft" definitiv. "Man muss sie dann aber auch mal was sagen lassen, Fehler machen lassen, ohne dass die Medien sich gleich wieder drauf stürzen", appellierte der 41-Jährige an die Öffentlichkeit

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