28.10.2017 20:00 Uhr

Nagelsmann mit Hoffenheim in der "Bayern-Krise"

Julian Nagelsmann war nach der Niederlage gegen Gladbach angefressen
Julian Nagelsmann war nach der Niederlage gegen Gladbach angefressen

1899 Hoffenheim hat erstmals seit Mai 2016 wieder ein Heimspiel verloren. Trainer Julian Nagelsmann reagierte zunächst ungehalten, dann gewohnt souverän. Dennoch ist klar: Sein Team steckt in der "Bayern-Krise".

Julian Nagelsmann eilte nach dem Abpfiff auf die Tribüne, sprang im Hürdenläufer-Stil über die Sitzreihen und brachte mit einer Umarmung alles wieder ins Lot.

"Es war eine dumme und dämliche Aktion, die mir nicht passieren darf und die mir nicht mehr passieren wird", kommentierte der Trainer von 1899 Hoffenheim seinen Plastikflaschen-Wurf während des 1:3 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach: "Ich habe mich entschuldigt, es tut mir leid."

Da war sie also wieder - die Souveränität, die Nagelsmann zu einem besonderen Coach in der Bundesliga macht. Der "Trainer des Jahres" gab ohne lange Umschweife seinen Fehler zu, leistete Abbitte und sprach das Thema von sich aus an.

Seine Authentizität verliert Nagelsmann eben nicht einmal nach Niederlagen - auch wenn er nach eigener Aussage ein ganz schlechter Verlierer ist.

Dieser schlechte Verlierer wollte nach dem Gegentor zum zwischenzeitlichen Ausgleich (61.) die Flasche in Richtung seiner Trainerbank werfen - was in den vergangenen Wochen fast schon ein Frust-Ritual war. Diesmal blieb die Flasche aber an seinem Pullover-Ärmel hängen und schnellte auf die Tribüne.

Dort traf sie einen TSG-Anhänger seitlich am Kopf. "Ich hätte auch einen Gladbach-Fan umarmt - auch wenn da die Gefahr für mich größer gewesen wäre", sagte der 30-Jährige mit einem Augenzwinkern.

"Es war eine verdiente Niederlage"

Gute Laune war bei Nagelsmann kurz zuvor nicht zu erkennen gewesen. In den letzten Spielminuten saß der Coach mit verschränkten Armen auf der Bank, hatte die Augen zusammengekniffen und malträtierte mit den Zähnen seine Unterlippe.

Schon da war Nagelsmann klar, dass die TSG nach 22 Heimspielen ohne Niederlage wieder eine Pleite im eigenen Stadion kassieren würde. Zuletzt hatte Hoffenheim am 14. Mai 2016 zu Hause verloren - 1:4 gegen Schalke 04.

Der Belgier Thorgan Hazard, Weltmeister Matthias Ginter (79.) und der Ex-Hoffenheimer Jannik Vestergaard (81.) sorgten vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena für den verdienten Sieg der Gladbacher. Die Borussia (17 Punkte) betrieb damit Wiedergutmachung für das zurückliegende 1:5 gegen Bayer Leverkusen.

Zuvor hatte Confed-Cup-Sieger Kerem Demirbay (25.) unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw für die Hoffenheimer getroffen, die am Donnerstag in der Europa League beim türkischen Vize-Meister Istanbul Başakşehir antreten müssen.

"Es war eine verdiente Niederlage", sagte Nagelsmann, dessen Team (16 Zähler) schon in sieben Pflichtspielen eine 1:0-Führung aus der Hand gegeben hat.

Nagelsmann will nichts von Krise wissen

Die ungewohnte Mehrfachbelastung für den Europacup-Neuling und die lange Verletztenliste wollte der Trainer, der die angeschlagenen Mark Uth und Pavel Kaderabek vorzeitig auswechseln musste, aber nur bedingt als Entschuldigung gelten lassen.

"Grundsätzlich ist es so, dass wir die Belastung verkraften können", sagte Nagelsmann: "Aber irgendwann wird es schon schwer, alles zu kompensieren. Dennoch wollen wir in Zukunft versuchen, es wieder besser zu machen."

Von einer Krise wollte der Trainer schon vor der Begegnung nichts wissen. Die Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache: Seit Nagelsmann als möglicher Nachfolger von Jupp Heynckes bei Rekordmeister Bayern München gehandelt wird, hat die TSG in sieben Pflichtspielen nur einen Sieg gefeiert.

Dem stehen vier Niederlagen und zwei Unentschieden gegenüber.

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