01.10.2017 10:47 Uhr

Schalke und die Angst vor dem Mittelmaß

Wohin geht die Reise für Königsblau?
Wohin geht die Reise für Königsblau?

Nicht nur Heiko Herrlich wunderte sich. "Ich hatte Schalke mutiger erwartet", sagte der Trainer von Bayer Leverkusen nach dem 1:1 (0:1) im Duell der Europacupanwärter bei den Königsblauen.

Die Angst vor der dritten Niederlage in Folge war lange größer als der Wille zum Sieg, auch unter dem neuen Coach Domenico Tedesco ist Schalke 04 noch nicht reif für die Rückkehr ins internationale Geschäft - obwohl der Klub die Europapokal-Millionen dringend braucht.

"Die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb wird immer wichtiger, um unsere mittelfristige Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten", betonte Finanzvorstand Peter Peters, der vor dem Spiel ein Minus von 14 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr prognostiziert hatte. Nach sieben Jahren in Folge in Champions League und Europa League fehlen Schalke nach dem enttäuschenden zehnten Platz in der vergangenen Saison die gewohnten Zusatzeinnahmen.

Auf dem Weg zurück sind die Gelsenkirchener aber noch nicht so weit wie erhofft. Gegen Bayer, ebenfalls in der Vorsaison gescheiterter Europacup-Stammgast, verhielten sie sich lange sehr passiv - aus Angst vor den "Vollsprintern" in den Bayer-Reihen, wie Tedesco erklärte: "Wir haben gegen eine saustarke Leverkusener Mannschaft gespielt, da akzeptieren wir diesen Punkt."

Nach dem direkt verwandelten Freistoß von Leon Goretzka (34.) waren auch drei Zähler und der Sprung auf Platz fünf möglich gewesen, doch der Confed-Cup-Sieger vergab selbst die große Chance zur Entscheidung, als er aus fünf Metern völlig frei den Ball über die Latte drosch (56.). "Wenn ich nicht vor dem Tor so in Panik gerate und in die Nordkurve schieße, ist die Sache gegessen", meinte der Nationalspieler selbstkritisch: "Den hätte meine Oma gemacht."

Weinzierl-Aus belastet Schalker Finanzen

So glich der eingewechselte Leon Bailey aus (61.), und Schalke droht nach drei Spielen in Folge ohne Sieg mit insgesamt nur zehn von möglichen 21 Punkten aus den ersten sieben Runden wieder graues Bundesliga-Mittelmaß. Wie in der Vorsaison, als Tedescos Vorgänger Markus Weinzierl krachend scheiterte. Die Entlassung des einstigen Wunschtrainers von Sportvorstand Christian Heidel belastet die Schalker Finanzen enorm: Peters erklärte das Minus von 6,7 Millionen Euro im ersten Halbjahr vor allem mit den Abfindungen für Weinzierls Trainerteam.

Dass der Traditionsklub trotz des Viertelfinaleinzugs in der Europa League und im DFB-Pokal ein Minus erwirtschaftete, alarmiert: Neben den Europacup-Millionen fehlen vor allem Transfereinnahmen. Nach den Verkäufen von Julian Draxler (2015) und Leroy Sané (2016) für insgesamt fast 90 Millionen Euro droht Heidel im kommenden Sommer der ablösefreie Weggang der Nationalspieler Goretzka und Max Meyer. Schon Sead Kolašinac hatte er vor dieser Saison umsonst zum FC Arsenal gehen lassen müssen.

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