11.06.2017 12:32 Uhr

England feiert Kane - Schottland hadert

Harry Kane (r.) hatte in Glasgow das letzte Wort
Harry Kane (r.) hatte in Glasgow das letzte Wort

Schottlands Teammanager Gordon Strachan feuerte seine Wasserflasche fluchend zu Boden, wenige Meter entfernt hüpfte Englands Coach Gareth Southgate vor Freude wie ein Flummi durch den Glasgower Hampden Park. Das irre Finale beim 2:2 (0:0) im "Battle of Britain" ließ die Emotionen fast überkochen.

"Das war wohl das emotionalste Spiel in meiner Trainerkarriere", erklärte Strachan nach der in letzter Minute verpassten Sensation. Southgate schwärmte dagegen über den "Comeback-Charakter" seiner Elf: "Das ist ein großer Moment für die Mannschaft."

Es war ein Drama in drei Akten, das sich im ältesten Duell der Fußballgeschichte abspielte. Zunächst herrschte Langeweile, dann schien der überlegene Favorit nach einem Tor von Arsenal-Angreifer Alex Oxlade-Chamberlain (70. Minute) auf der Siegerstraße, ehe alle Beteiligten in den letzten sechs Minuten inklusive Nachspielzeit eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebten.

Kane krönt "verrücktes Finale"

Zunächst drehte Leigh Griffiths mit einem Doppelschlag (87./90.) die Partie, doch Tottenham-Star Harry Kane riss die "Bravehearts" mit seinem Ausgleich in der 93. Minute brutal aus ihren Träumen. "Ich bin unglaublich stolz, das Team heute angeführt zu haben. Es war ein verrücktes Finale", sagte Englands Kapitän. "König Kane" oder "Kane hat das letzte Wort" titelten die englischen Sonntagszeitungen.

Der Torjäger selbst gab sich bescheiden. Viel wichtiger sei die weiterhin "gute Ausgangsposition, denn die Qualifikation ist alles, was zählt", betonte Kane. Die seit Oktober 2009 in nunmehr 35 Qualifikationsspielen ungeschlagenen Engländer führen die Tabelle in der Gruppe F mit 14 Punkten weiter vor der Slowakei (12) und Slowenien (11) an.

Die Schotten haben als Vierter mit acht Zählern nur noch geringe Aussichten auf die Russland-Reise im kommenden Jahr. "Ich bin zu müde, um darüber nachzudenken, wo wir stehen könnten", haderte Strachan deshalb mit dem Ausgang der Partie. "Ich will nur noch nach Hause." Sein Team verpasste den ersten Sieg gegen England in diesem Jahrtausend und den möglichen ersten Heimerfolg seit 1985.

"Wie das Duell eines Schwergewichtsboxers gegen einen Mittelgewichtler"

Der Gastgeber hatte dem großen Nachbarn einen Fight auf Biegen und Brechen geboten, der am Ende nicht ganz belohnt wurde.

"Die Energie, die Kraft und die Geschwindigkeit von England sind phänomenal. Sie spielen auf einem anderen Level. Es sah aus wie das Duell eines Schwergewichtsboxers gegen einen Mittelgewichtler", beschrieb Strachan den Spielverlauf. "Aber meine Jungs haben sich auf ein anderes Niveau gepusht, um ein gutes Ergebnis für ihr Land zu erzielen. Umso enttäuschter sind sie."

Sein englischer Kollege hob vor allem den Charakter seiner Spieler nach den späten Gegentoren hervor. "Ich habe Teams in solchen Momenten fallen sehen. Wir haben die Mentalität gezeigt, die es brauchte", lobte Southgate. Er sieht die "Three Lions" auf einem guten Weg nach Russland: "Wir sind in der Pole Position und haben es in der eigenen Hand."

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