06.06.2017 09:07 Uhr

Chance oder Gefahr? Löws Neulinge im Check

Jogi Löw schaut sich den Kreis der Neulinge ganz genau an
Jogi Löw schaut sich den Kreis der Neulinge ganz genau an

Mehr als 80 Spieler haben unter Bundestrainer Joachim Löw in der Nationalmannschaft debütiert - nicht für jeden endete die Karriere in Deutschlands erster Auswahl glücklich: Spieler wie Jan Schlaudraff, Oliver Sorg, Christian Günter, Sebastian Jung, Marvin Compper oder Tobias Weis setzten sich nie durch und wurden von Löw in der Folge links liegen gelassen.

Khedira, Kroos, Müller, Özil, Hummels, Boateng, Gomez müssen nicht, Gündoğan, Reus, Sané, Götze, Höwedes, Weigl und Neuer können nicht mit zum ungeliebten Confed Cup. Ein Umstand, den die Topstars offen mit einem Lächeln kommentierten. Statt der etablierten Stars setzt Löw beim anstehenden WM-Vorbereitungsturnier sowie dem Freundschaftsspiel gegen Dänemark (ab 20:45 Uhr im weltfussball.de-Liveticker) und der WM-Quali-Partie gegen San Marino (Samstag) also notgedrungen auf einen weitestgehend unerfahrenen Kader - gleich sieben Spieler könnten ihr Debüt feiern. 

weltfussball blickt auf die Neulinge und ihre mögliche Zukunft im DFB-Dress.

Kevin Trapp ist eigentlich gar kein Neuling im Kreise des DFB. Der Torhüter war bereits Ende 2015 mit der Mannschaft von Joachim Löw unterwegs. Im Testspiel gegen Frankreich (0:2) kam er damals allerdings nicht zum Einsatz. Das Länderspiel nur wenige Tage später gegen die Niederlande wurde wegen einer Terrorwarnung abgesagt.

Nun erhält Trapp seine zweite Chance, nachdem er bei Paris Saint-Germain seinen zwischenzeitlich verlorenen Stammplatz zwischen den Pfosten zurückerobert hat. Ohne Zweifel gehört Trapp zu den besten deutschen Keepern. Ob er sich vor der WM aber noch an Manuel Neuers Ersatzleuten Marc-André ter Stegen und Bernd Leno vorbeischieben kann, ist fraglich.

Tendenz: Mit Leno und ter Stegen ist die Konkurrenz hinter Neuer groß, aus der dritten Reihe drängt bereits Timo Horn ins Team. Eine große Nationalmannschaftskarriere wird Trapp nicht mehr erleben.

Marvin Plattenhardt gehört zu den Überraschungen im Confed-Cup-Kader. Auf der Position des linken Verteidigers hat Plattenhardt durch eine gute Saison mit 27 Startelfeinsätzen und drei Toren für Hertha BSC auf sich aufmerksam gemacht. Auf seiner Position hat er unter anderem den Kölner Jonas Hector vor sich, der schon bei der EM eine Bank war. Und auch Youngster Benjamin Henrichs gehört zu seinen Konkurrenten. 

Tendenz: Wird seine Spielminuten beim Confed-Cup bekommen und sich für weitere Länderspiele empfehlen. Für die WM reicht es am Ende aber nicht.

Diego Demme hat sich als Stammspieler von Vizemeister Leipzig eine Nominierung für die Nationalmannschaft durchaus verdient. 30 Bundesligaspiele absolvierte er über die vollen 90 Minuten und erzielte dabei sogar einen Treffer. Viel wichtiger aber ist seine starke Laufleistung von rund zwölf Kilometern pro Spiel. Ein Mittelfeldmotor, der gut ins Konzept von Löw passen kann.

Im Zentrum der Nationalmannschaft hat der Neuling allerdings riesige Konkurrenz, wenn die Top-Spieler dabei sind. Und schon beim nun anstehenden Turnier in Russland wird Demme kein Stammspieler sein. Dort werden wohl eher Leon Goretzka oder Sebastian Rudy den Vorzug vor dem Leipziger bekommen.

Tendenz: Hat keine reelle WM-Chance, weil das deutsche Mittelfeld in der Breite bereits gut besetzt ist.

Kerem Demirbay wurde beim Hamburger SV brutal unterschätzt und fand sein Glück erst durch den Wechsel zu 1899 Hoffenheim. Dort erzielte der 23-Jährige sechs Tore in 28 Spielen und hatte großen Anteil am Einzug der TSG in die Champions-League-Qualifikation. 

In der Offensivreihe droht ihm aber dasselbe Schicksal wie Diego Demme. Schließlich hat Demirbay nominell Mesut Özil vor sich. Mit guten Leistungen in Russland und einer konstanten nächsten Saison in der Europa League wäre ein Reservistenplatz bei der WM aber nicht unmöglich.

Tendenz: Es wird eng für Demirbay. Aber glänzt er beim Confed-Cup, ist alles für ihn möglich.

Amin Younes konnte sich bei Borussia Mönchengladbach nicht durchsetzen, spielte beim Europa-League-Finalisten Ajax Amsterdam jedoch eine überragende letzte Saison. Der 23-Jährige Dribbelkünstler ist als Einzelkönner eine gute Ergänzung für das DFB-Team.  

Dort haben sich andere Jungspunde wie Julian Brandt aber bereits das Vertrauen des Bundestrainers erarbeitet. Ob er gegen seine Konkurrenz bestehen kann, wird sich erst in Russland zeigen.

Tendenz: Hat Potenzial für die bekannte Löw'sche Überraschung im WM-Kader.

Lars Stindl gehört trotz seiner erst 28 Jahre fast schon zum alten Eisen im DFB-Kader. Neben all den Youngsters bringt er Champions-League-Erfahrung mit und darf deswegen im besten Fußballeralter in der Nationalmannschaft debütieren.

Als Leader in Gladbach mit elf Toren in 30 Bundesligaspielen ist die Nominierung durchaus gerechtfertigt. Schließlich wurde seine Berufung dank der guten Leistungen am Niederrhein längst als hinfällig bewertet. 

Tendenz: Ein guter Anführer für die jungen Wilden beim Confed Cup, für die WM ist die Konkurrenz in der Offensive aber sehr groß. Vielleicht reicht es noch für das eine oder andere Qualifikationsspiel. 

Sandro Wagner galt in der Hinrunde noch als Tormaschine der TSG Hoffenheim. In der Rückrunde kam diese aber ins Stottern. Lediglich einen Treffer erzielte Wagner in der Rückrunde und blieb bei elf Treffern in 31 Ligaspielen. 

In Hinrundenform ist der gebürtige Münchner sicherlich auch ein Kandidat für die Nationalmannschaft nach dem Confed Cup. Andernfalls hat Joachim Löw, der generell lieber vom klassischen Strafraumstürmer absieht, aber auch andere Optionen im Angriff.

Tendenz: Muss sich nach der schwachen Rückrunde steigern und das Vertrauen von Löw rechtfertigen. Doch selbst dann hat er für die WM das Nachsehen gegen Mario Gomez. Schließlich kann es unter Löw im Sturmzentrum nur einen geben.

In einer ähnlichen Situation befinden sich auch Spieler wie Niklas Süle, Benjamin Henrichs und Timo Werner, die aber bereits unabhängig vom Confed Cup das Vertrauen vom Bundestrainer bekamen und schon je ein Länderspiel bestreiten durften. Der kleine Vertrauensbonus und das junge Alter des Trios könnten ein Hinweis für eine längere Zeit in der Nationalmannschaft sein.

Florian Pütz

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