05.11.2016 14:39 Uhr

Chelsea in Topform: Wieder auf Augenhöhe

Die Blues sind zurück in der Spur
Die Blues sind zurück in der Spur

Hohn und Spott prasselten auf den FC Chelsea ein, als der Klub vor fünf Wochen beim Stadtrivalen Arsenal unterging. Heute redet an der Stamford Bridge keiner mehr über die Schmach, denn das Team ist zurück in der Spur - Antonio Conte sei Dank.

Würden die Blues-Fans dem November skeptisch gegenüberstehen - man könnte es ihnen nicht verübeln. Der Grund dafür ist durchaus kurios, denn bislang steht und fällt die Form des Meisters von 2015 quasi mit dem Monatswechsel. Verlustpunktfrei im August, sieglos im September, im goldenen Oktober wieder mit perfekter Ausbeute. Was für ein Wechselbad der Gefühle. Wer abergläubisch ist, könnte nun den nächsten Absturz befürchten, doch der sportliche Trend zeigt in eine andere Richtung - und zwar steil nach oben.

Vier Premier-League-Siege in Serie, nur noch einen Punkt Rückstand zum Spitzentrio und zuletzt 11:0 Tore dürften auch den letzten Zweifler davon überzeugt haben, dass Chelsea wieder zum Kreis der Meisterschaftsanwärter zählt. Hauptverantwortlich für den Aufschwung sind die cleveren Maßnahmen von Antonio Conte, der seinem Ruf als gewiefter Taktiker mal wieder alle Ehre macht.

Hazard und Costa - Totgesagte leben länger

In die Karten spielt dem Übungsleiter dabei die Wiederauferstehung eines totgeredeten Duos. Im Vorjahr war kaum jemand so sehr Zielscheibe der Kritiker wie Eden Hazard. Nach der Meisterschaft 2015 und der folgenden Auszeichnung zum Spieler der Saison folgte ein Absturz sondergleichen. Den Belgier begleitete zwischenzeitlich eine Torflaute von 20 Partien, am Ende der Spielzeit standen bei ihm lediglich fünf Treffer zu Buche. Unter Conte erlebt der Dribbelkünstler seine ganz persönliche Wiedergeburt, wie ein Blick auf die Zahlen beweist: Die Torquote der Vorsaison erreichte der Nationalspieler schon nach zehn Spielen.

Ähnlicher Kritik musste sich auch Teamkollege Diego Costa unterziehen. Der einstige Atlético-Torjäger galt als Sorgenkind und sorgte oftmals nur noch wegen unsportlicher Aktionen für Schlagzeilen. Seit dem Trainerwechsel erscheint der Exzentriker nicht mehr so dünnhäutig und trifft plötzlich wieder nach Belieben. Mit acht Toren aus zehn Partien führt er vor Kun Agüero die Torschützenliste der Premier League an. Spekulationen um eine Rückholaktion des verlorenen Sohnes Romelu Lukaku erteilt Conte deshalb eine Absage: "Wir haben in Diego bereits einen kompletten Stürmer". Vielleicht dachte er dabei an das Zaubertor des 28-Jährigen am vorigen Wochenende.

Umstellungen greifen - taktisch wie personell

Ebenso wichtig wie die wiedererstarkten Stars waren jedoch die Maßnahmen, die Conte nach der 0:3-Demütigung beim FC Arsenal in die Wege geleitet hat. Zum einen wäre da die Systemänderung vom instabilen 4-1-4-1 hin zur typisch italienischen 3-4-3-Formation. Schon vor der Saison war die Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr erwartet worden, in den letzten Partien hat der ehemalige Trainer der Squadra Azzurra diesen Plan schließlich umgesetzt. Mit riesigem Erfolg, wie die letzten Begegnungen gezeigt haben. An der von Gary Cahill angeführten letzten Reihe, die von Neuzugang N'Golo Kanté und Nemanja Matić grandios abgesichert wird, ist derzeit kein Vorbeikommen.

Zudem hat Conte Mut bewiesen und bei personellen Entscheidungen auch vor großen Namen keinen Halt gemacht. Plötzlich spielen einstmals unantastbare Leistungsträger nur noch die zweite Geige: John Terry und Cesc Fàbregas sind ebenso wie Branislav Ivanović nicht zuletzt aufgrund ihrer Verletzungsanfälligkeit aus der Mannschaft gerutscht. Stattdessen zählten Victor Moses und Pedro überraschend zum Stamm, obwohl beide im Sommer als Wechselkandidaten gegolten hatten. Auch 23-Millionen-Pfund-Transfer Marcos Alonso hat sich nach mäßigem Start seinen Platz erkämpft. Kein Zweifel - die Schachzüge des Trainers sind aufgegangen.

Auf Augenhöhe mit der Konkurrenz

Vor dem Duell mit dem FC Everton ist die Stimmung im Chelsea-Lager gelöst, ohne dabei den nötigen Respekt vor den spielstarken Toffees zu vergessen.

Siegen Hazard und Co. dennoch, wäre der "Monatsfluch" gebrochen und die Tabellenführung in greifbarer Nähe. Ob ManCity oder Arsenal, Liverpool oder Tottenham - die Blues begegnen der Konkurrenz endlich wieder auf Augenhöhe.

Fabian Benterbusch und Heiko Lütkehus

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