31.10.2016 14:36 Uhr

Ibras Krise bei ManUnited: Gott-los

Zlatan Ibrahimović steckt in einer persönlichen Tor-Krise
Zlatan Ibrahimović steckt in einer persönlichen Tor-Krise

Auch unter José Mourinho steckt ManUnited im Mittelmaß fest. Ein Gesicht der Krise ist Star-Stürmer Zlatan Ibrahimović. Seine großen Vorschusslorbeeren konnte der selbsternannte "Gott" bislang nicht rechtfertigen.

Als Zlatan Ibrahimović im Juli seinen Wechsel zu Manchester United bekannt gab, schickte er Grüße an United-Legende Eric Cantona: "Er sollte wissen, dass ich in Manchester nicht König werden will, ich werde Gott in Manchester!" Für seine markigen Sprüche war der Schwede schon länger bekannt. Zum Problem werden diese allerdings, wenn ihr Urheber seine Leistung nicht auf den Platz bringt.

Der Saisonstart mit drei Siegen in Serie und vier Toren in vier Partien ließ hoffen. Ibrahimović schien im "Ibrakadabra"-Modus zu sein. Doch mittlerweile wurden die Red Devils und ihr hochdekorierter Angreifer von der Realität eingeholt.

Platz acht, 15 Punkte, fünf Zähler hinter einem Europa-League-Platz: Die aktuelle Situation Uniteds ist erschreckend. In zehn Ligaspielen erzielte das Team nur 13 Tore. In den letzten drei Ligaspielen blieben die Red Devils sogar komplett ohne eigenen Treffer.

Arm fast gebrochen, aber wieder nicht getroffen

Den Höhepunkt dieser Torkrise erreichte die Mannschaft am Samstag gegen den Abstiegskandidaten aus Burnley. Satte 37 Mal schoss United auf das Tor von Keeper Tom Heaton. Allein zwölf Versuche verzeichnete Ibrahimović.

Bezeichnend war eine Szene aus der zweiten Halbzeit. Der Schwede packte einen kraftvollen Seitfallzieher aus kurzer Distanz aus, doch Heaton parierte stark. "Zum Glück hat mich der Schuss getroffen, aber er brach fast meinen Arm", gab der Torwart anschließend zu.

Nicht einmal mit der Brechstange gelang dem 35-Jährigen ein Treffer. Dabei war er in den vergangenen Jahren bei PSG in der Ligue 1 stets sehr erfolgreich. Alleine in der vergangenen Saison knipste er 38 Mal in 31 Spielen.

Flaute seit 42 Torschüssen

Ganz anders sieht seine Bilanz in der laufenden Spielzeit aus: Den vier Treffern zu Saisonbeginn folgte in der Liga eine absolute Flaute. Seit seinem letzten Tor in der Premier League hat der Mann aus Malmö satte 42 Schüsse auf das gegnerische Gehäuse abgegeben - ohne Erfolg. Sechs Liga-Spiele ohne Treffer markieren Ibrahimovićs längste Durststrecke seit 2007, damals noch im Trikot von Inter.

Den extrovertierten Lautsprecher holen seine selbstbewussten Ankündigungen nun ein. "Ibrahimović ist keinesfalls wie Cantona", kritisierte Frankreichs Welt- und Europameister Emmanuel Petit und ergänzte: "Cantona war stark, besonders gegen große Gegner. Er hat sich ihnen in den Weg gestellt. Ibra steckt dagegen viel ein, aber wehrt sich nur manchmal." Auf der Insel werden Stimmen laut, Ibrahimović sei über seinen Zenit hinaus.

Ibrahimovićs Mannschaftskollegen, die immerhin die restlichen 25 Schüsse gegen Burnley versiebten, halten dagegen weiterhin zu ihrem Stürmer. "Ich denke, wenn ein Spieler zurückkommen und diese Situation überstehen kann, dann ist er es, wegen seiner Einstellung, seines Charakters und seiner Arbeitseinstellung", sagte Mittelfeldspieler Ander Herrera: "Ich habe keinen Zweifel, dass er sehr viele Tore für uns schießen wird."

Selbstbewusstsein aus der Europa League?

Damit könnte Ibrahimović schon im nächsten Spiel am Donnerstag in der Europa League gegen Fenerbahçe beginnen. Auch wenn die Partie in der Türkei stattfindet, haben die Istanbuler das Potential zum Aufbaugegner für Ibra und Co. United gewann das Hinspiel deutlich mit 4:1. Ibrahimović saß da allerdings die vollen 90 Minuten auf der Bank.

Doch immerhin: Seinen bislang letzten Treffer erzielte er im Europapokal. Ende September schoss der Mittelstürmer die Red Devils zum 1:0-Sieg gegen Zorya Lugansk.

In der Premier League ist sein Team in den kommenden Wochen dringend auf Tore des Torjägers a.D. angewiesen. Gegen Swansea, Arsenal und West Ham müssen Punkte her. United braucht eine Serie.

Ein erneutes Verpassen der Champions League kann sich der Klub nicht erlauben. Dafür sind die in die Verbesserung des Kaders investierten Summen zu groß - und die Ansprüche bei den erfolgsverwöhnten Engländern sowieso. Sollte Ibrahimović die Mannschaft nicht zurück in die Königsklasse führen, würde er garantiert nicht zum "Gott" von Manchester werden.

Florian Pütz

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten