Jürgen Klopp verzog die Mundwinkel und wurde ganz ernst. "Ich bin wirklich nicht interessiert", sagte der Liverpool-Coach am Freitagabend nach dem 2:1-Prestigesieg im Spitzenspiel bei Ex-Meister Chelsea, der die erste Saisonpleite hinnehmen musste. Klopp war nach dem neuerlichen Auswärtserfolg und der Ausbeute von zehn Punkten nach fünf Runden zu seinen Titelambitionen gefragt worden.

Und die Begründung lieferte Kloppo gleich mit: "Dieselbe Frage habe ich vergangene Saison nach unserem 3:1-Erfolg gegen Chelsea gestellt bekommen. Meine Antwort war: "Sind Sie verrückt? Daran erinnere ich." Er will weiterhin kleine Brötchen mit den Reds backen, obwohl sein Team schon viermal auswärts antreten musste, dabei auch bei Arsenal (4:3) gewann und vor Wochenfrist Meister Leicester City (4:1) an der Anfield Road entzauberte.

Klopp weiter: "Wir haben zehn Punkte, das ist fantastisch. Ich bin wirklich zufrieden mit dieser Zählerzahl nach dem schwierigen Programm zum Auftakt." Klopp sieht sich inzwischen angekommen in der Premier League: "Ich weiß, wir können guten Fußball spielen, wir kennen unsere Stärken und können diese in die Waagschale werfen, aber wir müssen dies Woche für Woche bringen, oder sogar alle drei Tage."

Klopp bringt Conte erste Niederlage bei

Einziger Ausrutscher des ehemaligen englischen Rekordmeisters war das 0:2 beim Aufsteiger Burnley am zweiten Spieltag. Aber ansonsten kann sich die Bilanz sehen lassen, schließlich holte die Klopp-Truppe auch bei Tottenham Hotspur ein 1:1-Remis.

Gegen Chelsea brachte Dejan Lovren die Gäste an der Stamford Bridge in Führung (17.), ehe Jordan Henderson mit einem sehenswerten Distanzschuss zum 2:0 traf (36.). Diego Costa konnte für die Hausherren nur noch verkürzen (62.).

Für die Mannschaft von Neo-Chelsea-Coach Antonio Conte ist es die erste Niederlage des Saison. Für ihn war es ein denkwürdiger Abend, denn erstmals seit 2013 und der 1:2-Pleite von Juventus gegen Sampdoria verlor er als Vereinstrainer wieder ein Heimspiel.

Klopps Handschrift wird immer deutlicher

Liverpool befindet sich hingegen nun im Bereich der Spitzengruppe. Nächster Ligagegner ist Hull City. Die Handschrift Klopps in Liverpool ist deutlich erkennbar. Im "Sky"-Interview erklärte der ehemalige Dortmunder Meister-Coach: "Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir uns dafür entschuldigen müssen, dass wir die größte Laufleistung aller Teams bringen." Aber es geht nicht nur um das berühmte Gegenpressing.

Klopp meinte nach dem Chelsea-Match: "Nicht die Intensität ist allein ausschlaggebend: wir müssen Lösungen finden, um den Gegner in Schach zu halten. Die erste Halbzeit war nicht einmal so intensiv. Wir hatten oft den Ball, konnten diesen laufen lassen, haben einfachen Fußball gespielt. Der intensivste Fußball ist gefragt, wenn man einen Fehler macht und man hinterherrennen muss. So ist es beim Gegentor passiert. Das müssen wir noch abstellen, aber wir laufen nicht wie verrückt über den Platz."