24.03.2016 15:10 Uhr

Arnautović als überragender Papa

Marko Arnautović ist beim Training des ÖFB-Teams in bester Laune
Marko Arnautović ist beim Training des ÖFB-Teams in bester Laune

Die Rolle als doppelter Papa hat am aktuellen Erfolgslauf von Marko Arnautović einen wichtigen Anteil. "Man hat eine ganz andere Sicht der Dinge und macht keine Sachen, die ich mir noch früher geleistet habe", beschrieb der ÖFB-Teamspieler vor den Länderspielen am Samstag (ab 17:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen Albanien und am Dienstag (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen die Türkei im Wiener Ernst Happel-Stadion seine Vorbildfunktion als Vater.

Beim Medientermin am Donnerstag im Hotel & Spa Larimar in Stegersbach präsentierte sich der Offensivspieler von Stoke City auch verbal in Hochform. Mit seiner zweistelligen Torbilanz in der englischen Premier League und als Schlüsselspieler der Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation entwickelte sich der 26-Jährige vom früheren "Enfant terrible" zu einem unumstrittenen Führungsspieler.

Bist Du als zweifacher Familienvater jetzt reifer als früher, Marko? Erfüllen Dich Deine Pflichten als Papa und bist Du stolz, dass Du diesen 'Job' so gut erledigst? "Moment. Ich mache den 'Job' nicht gut. Ich mache es überragend", bestand Arnautović auf weltfussball-Nachfrage auf ein eigenes Sonderlob. "Aber natürlich hat mir die Paparolle eine andere Sicht ermöglicht. Wenn man zwei Kinder hat, dann musst Du einfach besser aufpassen."

"Irgendwann können sie lesen und da muss ich hoffen, dass Google nicht funktioniert"

Seine Töchter Emilia mit dreieinhalb Jahren und Alicia mit acht Monaten haben das Leben des Marko Arnautović nachhaltig verändert. "Die Kinder werden ja auch erwachsen und sehen, was der Papa so treibt. Wenn sie mal in einer Zeitung lesen können, dann soll es keine negativen Schlagzeilen von mir dort geben. Wenn ich so weitergemacht hätte wie früher, dann wäre es nicht schön, wenn Google funktioniert."

Dort sind immer noch Skandalgeschichten präsent wie jene, wo der Floridsdorfer im Juni 2012 bei einer Polizeikontrolle in Wien mit der Aussage "Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen" auffiel. Mittlerweile passt Arnautović bei jedem Satz genau auf. Er hört sich die Frage der Journalisten an, überlegt kurz und antwortet erst dann. Er wirkt nicht nur reifer, sondern tritt auch erwachsener auf.

"Meine ältere Tochter ist nach Spielen oft die Erste, von der ich eine spaßige Nachricht bekomme. Ich habe zwei gesunde Kinder und habe vorgelegt. Jetzt müssen die anderen Teamspieler erst mal nachlegen", kann er einen "Babyboom" in der Nationalmannschaft seinen Kollegen nur empfehlen.

"Jetzt ist der Ball einfach im Tor"

Aber nicht nur abseits des Spielfelds, sondern auch sportlich gab es Zeiten, in denen der Edeltechniker negativ behaftet war. Die Fans pfiffen, seine Trainer waren unzufrieden und er haderte mit sich selbst. "Vor drei Jahre habe ich in Bremen nicht gespielt und war nicht glücklich. Aber Stoke hat mich dann da rausgeholt und zum Leben erweckt. Dafür bin ich dem Verein sehr dankbar."

Arnautović fand in England den Spaß am Fußball wieder, bereitete Treffer ideal vor und ist mittlerweile auch selbst oft als Torschütze zur Stelle. "Momentan ist der Ball einfach im Tor. Ich tauche jetzt sehr viel im Strafraum auf und versuche, bei jedem Angriff diese Wege zu gehen. Das macht sich einfach bezahlt", skizzierte er gegenüber weltfussball sein Erfolgsrezept.

Mit Stoke City gibt es in der Premier League noch sieben Saisonspiele, die er bestmöglich absolvieren möchte. Aktuell liegt man auf Rang acht, doch es soll noch "so weit wie möglich raufgehen." Ein Startplatz in der Europa League reizt, zudem möchte der ÖFB-Legionär im Saisonfinish "gesund und fit durchkommen."

"Freut mich von den überragenden Leistungen meiner Mitspieler zu hören"

Nach dem Meisterschaftsende in England geht es mit Österreich zur Europameisterschaft. Der Erfolgslauf von Teamkapitän Christian Fuchs mit Leicester City, jener von David Alaba mit dem FC Bayern oder von Marc Janko mit dem FC Basel sind natürlich auch an Arnautović nicht spurlos vorübergegangen: "Es freut mich, von den überragenden Leistungen meiner Mitspieler zu hören. Jetzt gilt es, diese Qualitäten in der Nationalmannschaft zu bestätigen. In der EM-Qualifikation ist es uns ja ganz gut gelungen."

Der erste Länderspielgegner im EM-Jahr 2016 heißt am Samstag Albanien und beim ÖFB-Team zeigt man sich gewarnt. "Das ist eine spielerisch gute Mannschaft, die auch bei der Europameisterschaft dabei ist. Die haben in der Qualifikation in Portugal gewonnen, was phänomenal ist. Ein Teamchef aus Italien verspricht eine starke Defensive mit einer guten Taktik. Da wird es schwer, durchzukommen und uns erwartet sicher ein schwieriges Spiel. Aber wir werden versuchen, Lösungen zu finden."

"Wir reden nicht jetzt schon groß. Sonst gibt es, wenn's nicht klappt, Länge mal Breite"

Arnautović ist vorsichtiger als früher geworden. Als er auf die EM und das Viertelfinale als Ziel angesprochen wird, verfinstert sich seine Miene. "Ihr wollt jetzt wahrscheinlich von uns hören, dass wir Europameister werden. Aber Ungarn ist nicht umsonst bei der EM. Island hat auch eine Supertruppe gegen die wir ja schon einmal 'nur' 1:1 gespielt haben und über Portugal brauchen wir ohnehin nicht reden. Deshalb sind wir lieber vorsichtig. Das wird richtig hart. Wir reden nicht vom Viertelfinale oder ähnlichen Sachen. Sonst gibt es, wenn's nicht klappt, Länge mal Breite."

Auch Teamchef Marcel Koller ist kein Freund davon, große Töne zu spucken. Beim Schweizer genießt Arnautović vollstes Vertrauen. "Er hat großen Einfluss auf die Mannschaft. Er ist glücklich. Wir sind glücklich. Er redet viel mit den Spielern und es gibt Regeln, die jeder einhalten muss. Er ist wie der Vater einer Familie und wird sind sehr froh, dass er seinen Vertrag verlängert hat."

Eine Vertragsverlängerung ist momentan auch für das Stoke-Aushängeschild ein Thema. Der Verein möchte Arnautović, dessen Vertrag noch bis 2017 läuft, unbedingt langfristig binden. "Ich weiß was ich Stoke verdanke. Aber ich habe immer gesagt, ich möchte von solchen Gesprächen nichts wissen. Nur mein Management - also mein Bruder - redet mit euch. Wenn es dann so weit ist, dann wird man es hören. Aber was in der Zukunft passiert, das weiß niemand."

Vielleicht bringt die Zukunft ja auch ein drittes Kind? Ein Arnautović-Hattrick bei der EM und im Privatleben. Schöne Schlagzeilen und dann darf auch die Google-Suche funktionieren.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Stegersbach

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