06.02.2015 15:13 Uhr

Lienens schwierige Kiez-Mission

Ewald Lienen geht optimistisch in die Rückrunde
Ewald Lienen geht optimistisch in die Rückrunde

Für Ewald Lienen beginnt mit dem FC St. Pauli am Samstag die schwierige Mission Klassenerhalt. Die Erfahrung des 61-Jährigen könnte dabei ein Trumpf sein.

Ewald Lienen ist spät dran. Einzelgespräche haben den 61 Jahre alten Trainer des FC St. Pauli aufgehalten, der nach Jahren im Ausland plötzlich wieder im "Überlebenskampf" der 2. Bundesliga mitmischt. Der akribische Arbeiter greift in seine schwarze Ledertasche, holt einen Tablet-PC und sein berühmtes Notizbuch heraus. Die Kiez-Mission wird ihm alles abverlangen.

"Was jetzt in der 2. Liga kommt, ist Überlebenskampf. Die Konkurrenten werden genauso mit dem Rücken zur Wand stehend alles rausholen, was möglich ist", sagt Lienen, der am Samstag mit seinem Team beim direkten Konkurrenten SV Sandhausen ran muss: "Aber wir sind darauf vorbereitet. Und ich habe ein gutes Gefühl, dass wir dazugelernt haben."

Nach Jahren im Ausland mit Stationen bei AEK Athen und Otelul Galati (Rumänien) war der Bundesliga-Dauerbrenner kurz vor Weihnachten auf einmal zurück. Die Kiezkicker steckten trotz des Wechsels von Roland Vrabec zu Thomas Meggle tief im Schlamassel fest, das Klub-Präsidium bat den als "Zettel-Ewald" bekannten Coach, erstmals seit 2011 wieder einen deutschen Klub zu übernehmen. Und zwar exakt den Klub, zu dem er womöglich am besten passt.

Soziales Engagement "fest verankert"

Der FC St. Pauli stehe für eine Philosophie, die nicht allein auf sportliche Erfolge, sondern auch auf gesellschaftspolitische Themen abziele, erklärt Lienen: "Das soziale Engagement ist fest verankert, viele Leute finden hier ihre Heimat." Auch die expliziten politischen Ansichten kann der frühere Stürmer, der als Spieler in der Friedensbewegung aktiv war, vorbehaltlos unterschreiben: "Das ist mir natürlich sehr sympathisch."

Doch all die Gemeinsamkeiten abseits des Platzes stünden derzeit nicht im Zentrum des Interesses, stellt Lienen klar. "Der sportlichen Leitung ging es darum, jemanden zu holen, der wirklich helfen kann. Da muss man die Kirche im Dorf lassen."

Gewohnte Akribie

Helfen will Lienen dem Tabellenvorletzten mit gewohnter Akribie. Der Defensivschwäche hat er sich vor den verbleibenden 15 Spielen angenommen, St. Pauli haftete bislang mit 39 Gegentoren das wenig erbauliche Etikett als schlechteste Abwehr der Liga an. Doch dies soll nicht bedeuten, dass die Hamburger künftig Zerstörerfußball spielen werden: "Wir wollen den Ball behalten, Angriffe abschließen, Tore schießen. Je besser wir Fußball spielen, desto weniger müssen wir verteidigen."

Ein Faktor im Abstiegskampf könnte die Erfahrung des Coaches werden. Während viele Konkurrenten auf junge, noch recht unerfahrene Trainer setzen, kann Lienen auf insgesamt rund 40 Jahre im Bundesligageschäft zurückschauen. "Man hat viele Dinge schon erlebt, mit denen man dann unaufgeregter umgeht als der eine oder andere junge Kollege", sagt er. Und fügt entschlossen an: "Wir werden alles dafür tun, dass es klappt."

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>> Lienen vor Zweitliga-Start optimistisch

sid

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