22.11.2014 11:45 Uhr

Saido Berahino: Der Überflieger

Er ist jung, talentiert, treffsicher und der Shootingstar der Saison: Binnen weniger Monate ist West Bromwichs Saido Berahino zu Englands neuem Hoffnungsträger geworden.

Das Rampenlicht gehörte am Ende doch wieder ihm. Mit drei Toren in den beiden Spielen gegen Slowenien und Schottland bestimmte Wayne Rooney in der letzten Länderspielpause des Jahres die Schlagzeilen auf der Insel. "Wazza" ist und bleibt der aktuell größte Star der Three Lions. Die Suche nach einem Thronfolger des 29-Jährigen gestaltet sich nach wie vor zäh.

Mit Danny Welbeck und Daniel Sturridge stehen zwei potenzielle Nachfolger parat, doch weder der eine noch der andere haben bisher die nötige Konstanz, um in Rooneys Fußstapfen zu treten. Dafür schickt sich in dieser Saison ein dritter Kandidat an, Englands neuer Hoffnungsträger zu werden: Saido Berahino.

"Ein absolutes Ausnahmetalent"

Der Stürmer aus West Bromwich ist mit sieben Treffern in den ersten elf Spielen der beste englische Torjäger der noch jungen Saison. Seine rasante Entwicklung ist kein Zufall und deutete sich bereits früh an. Schon kurz nach der Flucht aus seiner Heimat Burundi und den ersten Monaten auf der Insel fiel der damals Elfjährige durch sein außergewöhnliches fußballerisches Talent auf.

"Seine Ballbehandlung war makellos. Er war ein absolutes Ausnahmetalent, das den Ball bei jeder Berührung liebkoste", erinnert sich Stephen Hopcroft, 2004 Chefscout der Jugendakademie der Baggies, an das erste Probetraining Berahinos. Hopcroft sorgte schnell dafür, dass der Stürmer in der Fußballschule West Bromwichs eine neues sportliches Zuhause fand.

Über die vierte Liga nach oben

In der Folge durchlief Berahino sämtliche Jugendmannschaften des Klubs, verbesserte sich von Jahr zu Jahr und wurde 2009 erstmals in die englische U16-Nationalmannschaft berufen. Umgehend wurde er auch im Dress der Three Lions zur festen Größe. Weitere zwei Jahre später belohnte der Verein seine Leistungen und stattete ihn mit seinem ersten Profivertrag aus.

Noch reichte es zwar nicht für einen Platz im Kader des Erstligisten, doch nach kurzen Gastspielen bei Viertligist Northampton, Drittligist Brentford und Zweitligist Peterborough kehrte der mittlerweile 20-Jährige im Sommer 2013 zu seinem Ausbildungsverein zurück. Was in den Wochen danach passierte, gleicht einem kleinen Fußball-Märchen.

Historischer Auftritt im Old Trafford

Direkt in seinem ersten Pflichtspiel als Profi schoss Berahino sein Team im League Cup mit einem Hattrick in die nächste Runde. Vier Wochen später wirbelte er im Ligaspiel gegen Manchester United durch das Old Trafford, erzielte den 2:1-Siegtreffer und bescherte den Baggies ihren ersten Sieg beim Rekordmeister seit 35 Jahren.

Kurz darauf wurde sein Vertrag ausgebessert. Aus 1.000 Euro pro Woche wurden 15.000 Euro, aus gelegentlichen Einsätzen als Joker wurden regelmäßige Einsätze in der Startelf. Zwar verlief der Rest der Saison 2013/14 für ihn mit nur fünf Toren in 32 Spielen weniger erfolgreich, dennoch hatte er seinen Platz im Team sicher.

"Saido hat die Chance, ein ganz Großer zu werden"

Dank harter Arbeit auf dem Trainingsplatz und viel Zeit im Kraftraum gelang Berahino in dieser Spielzeit der endgültige Durchbruch. Seine Tore halten den Abstiegskandidaten aus den West Midlands über Wasser. "Ich habe schon mit vielen talentierten Spielern zusammengearbeitet und Saido hat die Chance, ein ganz Großer zu werden", lobt Trainer Alan Irvine seinen Schützling, der Rekordeinkauf Brown Ideye in Rekordzeit auf die Bank verdrängt hat.

Für den Klub hat der kometenhafte Aufstieg des Neu-Nationalspielers allerdings auch eine Schattenseite: Die Leistungen des Juwels wecken Begehrlichkeiten größerer Vereine. "Wir wollen ihm so schnell wie möglich einen neuen Vertrag geben, um zu zeigen, dass er wichtiger Bestandteil unserer Zukunft ist", hofft Sportdirektor Richard Garlick auf eine baldige Vertragsverlängerung. Ob es dazu kommt ist jedoch mehr als zweifelhaft, zumal sich die Ziele der Baggies nicht mit denen des Stürmers decken.

"Früher oder später will ich in der Champions League und bei großen Turnieren spielen. Wenn ich den Klub dafür verlassen muss, dann muss ich das tun", erklärte Berahino jüngst nach seiner ersten Nominierung in die A-Nationalmannschaft. Worte, die bei den Verantwortlichen in West Bromwich nicht gut ankommen.

Topklubs stehen Schlange

"Er muss auf dem Boden bleiben und sich in Ruhe weiter entwickeln. Und vor allem braucht er Spielzeit. Zeit, die er bei uns bekommt", warnt Alan Irvine vor einem zu frühen Wechsel zu einem größeren Klub. Die stehen allerdings schon Schlange und wollen den Stürmer spätestens im kommenden Sommer verpflichten. Auf rund 20 Millionen Pfund wird sein Marktwert derzeit taxiert – im Vergleich zu den üblichen Ablösesummen auf der Insel ein durchaus realistischer Preis.

Für Berahino selbst wäre der Wechsel zu einem ambitionierten Verein der nächste logische Schritt. Die Gefahr, dass es sich dabei auch um einen Rückschritt handeln und er ein ähnliches Schicksal wie Andy Carroll, David Bentley und viele weitere hoffnungsvolle Talente erleiden könnte, sieht der Nationalspieler nicht.

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Christian Schenzel

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