26.06.2014 12:59 Uhr

Japan: Aguirre soll Trainer Zaccheroni beerben

Sang- und klanglos hat sich das japanische Team von der WM verabschiedet. Auch weil der ehemalige Dortmunder Shinji Kagawa nur selten zu seiner Leistung fand. Kurz nach dem Rücktritt von Trainer Alberto Zaccheroni wurde der Mexikaner Javier Aguirre als Favorit auf die Nachfolge des Italieners gehandelt.

Nach Alberto Zaccheronis ehrenvollem Abschied von den Blauen Samurai ließ Japans Fußball-Verband JFA bei der Suche nach einem neuen Nationaltrainer keine Zeit verstreichen. Binnen Stunden soll die JFA-Spitze nach Nippons WM-Vorrundenaus Mexikos Ex-Trainer Javier Aguirre ein Sechs-Millionen-Euro-Angebot bis 2018 gemacht haben. Japanische Medien spekulierten außerdem über Serbiens früherer Superstar Dragan Stojkovic und den Argentinier Jose Pekerman von Japans Gruppengegner Kolumbien als Kandidaten für Zaccheronis Nachfolge.

Die Demission von Zaccheroni hatte sich letztlich schnell vollzogen. "Ich wollte uns nach vorne bringen und die Qualifikation für das Achtelfinale schaffen", sagte der 61-jährige in Itu: "Ich übernehme die volle Verantwortung."

Zaccheroni als Italien-Coach im Gespräch

Um einen neuen Job muss Zaccheroni sich wohl keine Sorgen machen. In seiner Heimat wird er bereits als Nachfolger des ebenfalls zurückgetretenen Cesare Prandelli bei der Squadra Azzurra gehandelt. Seine bisherige Mannschaft jedenfalls konnte in Brasilien auch nicht ansatzweise die Erwartungen der Fans erfüllen.

Shinji Kagawa war denn auch untröstlich. "Worte können meine Gefühle nicht beschreiben", sagte der ehemalige Dortmunder nach dem 1:4 gegen Kolumbien und dem damit feststehenden Vorrunden-Aus der Japaner. Mit leiser Stimme, den Blick nach unten gerichtet, stand der 25-Jährige unzähligen Reportern aus seinem Heimatland Rede und Antwort. Dabei sah man dem offensiven Mittelfeldspieler deutlich an, wo er eigentlich hin wollte - nur noch weg.

"Ich bin sehr enttäuscht, dass dies jetzt das Ende der WM ist", sagte Kagawa, der in einer aufopferungsvoll kämpfenden, aber letztlich wie so häufig abschlussschwachen Mannschaft noch einer der Besten war. Doch trotz seiner deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zu seinen zwei bisherigen Auftritten zog der Star von Manchester United ein selbstkritisches Fazit: "Ich habe bei der WM nicht das gezeigt, was ich kann."

Erwartungen an Kagawa waren hoch - zu hoch?

Dabei waren die Erwartungen an den "Messi Japans" trotz zweier enttäuschender Spielzeiten in England ungeheuer hoch gewesen - bei seiner ersten WM konnte er sie aber eigentlich zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Die Last der Verantwortung lastete schwer auf seinen Schultern.

Als erstes Team hatte sich Japan für die WM in Brasilien qualifiziert. Mit nur einem Punkt aus drei Spielen schieden die Japaner nun als eines der ersten aus - als Letzter in einer nicht gerade stark besetzten Gruppe mit Griechenland, der Elfenbeinküste und eben den Kolumbianern. Besonders bitter: Ein Sieg gegen Kolumbien hätte zum Weiterkommen gereicht.

Aber nicht nur an Kagawa, auch an Zaccheroni war Japans enttäuschender Auftritt nicht spurlos vorbeigegangen. Auf einer emotionalen Pressekonferenz nach dem Spiel kämpfte der Coach teilweise mit den Tränen. Seine Äußerungen klangen da fast schon wie eine Abschiedsrede - am Mittwoch war es dann soweit. Zaccheroni hatte die Japaner seit 2010 betreut und war mit ihnen 2011 Asienmeister geworden.

Zaccheroni äußert sich nicht zu seiner Zukunft

"Als ich vor vier Jahren angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich in Japan solche Erfahrungen machen werde", sagte der Trainer-Routinier: "Das Land, die Menschen, die Kultur haben mir unglaublich viel gegeben - mehr als ich ihnen zurückgeben konnte."

Auf die unausweichliche Frage nach seiner Zukunft hatte er direkt nach der Begegnung nicht konkret geantwortet. Eigentlich sollte erst nach der Rückkehr nach Japan eine Entscheidung fallen. "In Erinnerung von Brasilien bleibt mir, dass wir die ersten beiden Spiele nicht unsere Leistung gebracht haben", erklärte er. Dieses Team, so Zaccheroni, hätte deutlich mehr erreichen können.

Mehr dazu:
>> Zaccheroni nicht mehr Japans Teamchef

sid

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