24.06.2014 09:00 Uhr

Spaniens Abschied als Start für neue Ära

David Villa hatte Tränen in den Augen
David Villa hatte Tränen in den Augen

Anders als zuletzt gewohnt hat sich Spanien ohne viel Scheinwerferlicht von der großen Fußball-Bühne verabschiedet. Die in ungewohnter schwarzer Spielkleidung angetretene "Roja" betrieb zum Ausklang der gescheiterten WM-Titelverteidigung in Brasilien mit einem 3:0 in einer bedeutungslosen Partie gegen Australien Imagepolitur. Nun soll der Wiederaufbau mit altem und neuem Personal erfolgen.

Dass ausgerechnet David Villa und Fernando Torres den entthronten Weltmeister gegen müde Australier auf Kurs brachten, passte ins Bild. Unter dem damals nicht zu bändigenden Sturmduo holten die Iberer bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz den ersten großen Titel nach langen Jahren. 22 Treffer haben die beiden gemeinsam bei WM- oder EM-Endrunden erzielt. Der mit einem Fersler erfolgreiche Villa verabschiedete sich in Curitiba nach 97 Länderspielen und 59 Toren nun würdig aus der Seleccion.

Kommt die Rücktrittswelle?

"Ich bin froh über mein Tor, aber wir reisen traurig nach Hause", sagte Spaniens Rekordtorschütze, der nach seinem Austausch Tränen vergoss. Er würde nur allzu gerne weiter für das Team stürmen, betonte der ab kommendem Jahr in New York spielende 32-Jährige. "Aber das wäre sehr schwierig. Es ist nur natürlich, dass es jetzt hier ein Ende findet", meinte Villa. Xabi Alonso, Xavi Hernandez und Iker Casillas werden seinem Beispiel wohl folgen, obwohl noch keiner der langjährigen Leistungsträger diesen Schritt ankündigte.

Mit Spannung darf erwartet werden, welche Entscheidung Vicente del Bosque trifft. Der Erfolgscoach wiederholte auch nach dem WM-Kehraus bereits Bekanntes. "Der Präsident, der Generalsekretär und ich sprechen miteinander und suchen mit Einfühlvermögen und Vernunft die beste Lösung für unseren Fußball", sagte Del Bosque. Eine Entscheidung könnte schon in den nächsten Tagen fallen - oder noch länger auf sich warten lassen.

In Curitiba deuteten die Zeichen eher auf Abschied. Del Bosque wirkte ungewohnt angespannt, nachdem er selbst nach den bitteren Niederlagen gegen die Niederlande (1:5) und Chile (0:2) zwischendurch immer wieder gelächelt hatte. Drei Stunden vor dem Heimflug nach Madrid war sein Gesicht aber nun wie versteinert. Der 63-Jährige, dessen Vertrag eigentlich bis zur EM 2016 befristet ist, bemühte sich aber redlich, die Positiva hervorzustreichen.

Talente stehen in den Startlöchern

"Heute ist das Ende eines sechsjährigen Zyklus für dieses Team, sechs Jahre, in denen wir fast jeden Monat die Nummer eins der FIFA waren", merkte Del Bosque an. Er sehe auch für die Zukunft nicht schwarz - egal ob mit ihm oder ohne ihn. Spaniens Vormachtstellung in der Fußball-Welt soll mit Brasilien 2014 nicht zu Ende gehen. "Wir haben Spieler, die noch sehr jung sind. Ich denke, wir können positiv in die Zukunft blicken, wir haben eine gute Basis."

Auf Stützen wie Andres Iniesta (29 Jahre), Sergio Ramos (27) oder David Silva (28) kann Spanien noch einige Jahre bauen. Dazu kommen erst ins beste Fußballeralter kommende Akteure wie Jordi Alba, Juan Mata, Javi Martinez oder Koke. Im Tor scheint mit David de Gea ein würdiger Nachfolger für Casillas parat zu stehen. Dazu kommen der bei der WM verletzt fehlende Thiago Alcantara oder der nicht nominierte Jungstar Isco - sowie ein schier unerschöpflicher Pool an Talenten.

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>> Spanien verabschiedet sich mit Würde

apa

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