04.05.2014 09:36 Uhr

Aaron Hunt: Kein Typ, der weint

Aaron Hunt ließ sich nach dem Spiel von den Werder-Fans feiern
Aaron Hunt ließ sich nach dem Spiel von den Werder-Fans feiern

Schon kurz nach seinem rührseligen Abschiedsmarathon im Bremer Weserstadion gab Aaron Hunt wieder den abgeklärten Pragmatiker. Mehr als eine halbe Stunde lang genoss das Vereins-Urgestein die Ovationen der Werder-Anhänger, schüttelte nach seinem perfekten Abgang mit einem Doppelpack zum 2:0 über Hertha BSC gefühlt "jedem Einzelnen aus der Ostkurve" die Hand.

Zum Äußersten wollte er es dabei dennoch nicht kommen lassen: "Ich bin nicht so der Typ, der weint", berichtete Hunt und gab einen seltenen Einblick in sein Gefühlsleben. "Natürlich ist es emotional, aber das Leben geht weiter, es ist nur Fußball, es gibt wichtigere Sachen."

Doch kalt ließ ihn sein letzter Heimauftritt voller persönlich denkwürdiger Momente nach 13 Jahren und 214 Bundesligaspielen keineswegs. Mit dem Megafon gab Hunt auf dem Zaun den Vorsänger, schwor sein Team im Kreis nach der Partie noch einmal ein. Sohn Fin Ashley hatte den dreimaligen Nationalspieler erstmals an der Hand auf den Rasen begleitet. Mit einer Mischung aus Demut und Wehmut feierte der 27-Jährige seine beiden Treffer (48./90.+1 Minute) - still streckte er nur beide Hände zur Seite aus. Es werde "einem vor Augen geführt, bei aller Freude für ihn, was uns nächstes Jahr fehlen wird", sagte Bremens Coach Robin Dutt.

Ersatz dringend gesucht

Wer die nun vakante Position des Offensivantreibers und mit Nils Petersen besten Saison-Torschützens (7 Treffer) besetzen soll, ist noch völlig offen. "Er hat viele Spiele für uns entschieden, er ist der Kreativspieler, der uns gut zu Gesicht gestanden hat", sprach Kapitän Clemens Fritz bereits in der Vergangenheitsform vom Teamkollegen. "Klar ist Aaron ein Qualitätsverlust, den müssen wir versuchen, aufzufangen. Das werden wir aber auch hinbekommen."

Ähnlich zuversichtlich äußerte sich auch Sport-Geschäftsführer Thomas Eichin. Er hat angesichts der frühen Ablehnung des Vertragsangebots - mit kolportierten 2,6 Millionen Euro Jahresgehalt - "jetzt ein bisschen Zeit" für die Suche. "Ich wünsche Aaron alles Gute auf seinem Weg", betonte sein langjähriger Begleiter Fritz und fügte nach kurzer Pause hinzu: "Wo immer der hinführt." Es gebe noch keine Tendenz, keine Unterschrift, keine Zusage, erklärte der Abwanderer. Es "sieht so aus", dass sich ein mögliches Engagement bei Besiktas Istanbul zerschlagen hat. "Ich werde schon nächstes Jahr noch irgendwo Fußball spielen", erklärte Hunt.

Einstelliger Tabellenplatz möglich

Dabei hilft er zunächst selbst noch mit, dass Eichin möglicherweise bei Anwerbungsversuchen möglicher Nachfolger mit größeren monetären Reizen locken kann. Vor dem Saison-Finale bei Bayer Leverkusen hat Werder sogar noch einen einstelligen Tabellenplatz im Blick - und auch noch die Hoffnung auf höhere Zahlungen aus dem TV-Geldtopf.

Bei zwei Punkten Vorsprung muss Berlin vor dem letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund noch fürchten, in der Abschlusstabelle hinter die Hanseaten zu rutschen. "Wir hatten zu wenig Durchschlagskraft, um das Tor zu erzielen und punktemäßig hier etwas mitzunehmen", klagte Hertha-Coach Jos Luhukay nach der sechsten Niederlage nacheinander in Bremen. Ganz anders das Behauptungsvermögen des gefeierten Heldens Hunt, der seine Abschiedstour durchs Stadion zu fast ironischem Liedgut startete. Aus den Lautsprechern schallte "Lebenslang grün-weiß".

dpa

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten