Die Rollen im Rückspiel des Halbfinals der Champions-League 2008/09 sind klar verteilt. Manchester United tritt als klarer Favorit die Reise nach London ins Emirates Stadium an. Zwar lässt die knappe 0:1-Hinspielniederlage Arsenal theoretisch noch alle Möglichkeiten, wer aber gesehen hat, wie die junge Elf von Arséne Wenger vor einer Woche wie das Kaninchen vor der Schlange 90 Minuten in Schockstarre verharrte, wird den Gastgebern auch vor eigenem Publikum nicht mehr als eine Außenseiterrolle zubilligen können. Manchester genügt ein Remis zum Weiterkommen, ein Tor der Red Devils in London und die Gunners müssen gleich deren drei oder mehr gegen die nur schwer auszuhebelnde Abwehr des Titelverteidigers erzielen. In Auswärtsspielen der Champions-League ist die Mannschaft seit fast sechs Stunden ohne Gegentor.

Wenger verbreitet Zuversicht

"Ich bin überzeugt, wir können ManU 2:0 schlagen, wir sind lediglich 90 Minuten vom Endspiel entfernt", gibt sich Arsenal-Coach Wenger zuversichtlich. Wichtig sei es, mit 1:0 in Führung zu gehen, um den Druck auf Manchester zu erhöhen. "Dann wissen sie, dass ein weiterer Treffer von uns ihr Out bedeuten könnte". Die eigene schlechte Leistung im Old Trafford hat Wenger dabei schon lange beiseite geschoben und verweist vielmehr darauf, dass Manchester nach dem Führungstreffer nicht nachgelegt habe: "Wir werden dafür sorgen, dass sie das bereuen."

Ebenso wie Manchester hat auch Arsenal ein statistisches Pfund, mit dem sie wuchern können: Seit mittlerweile 24 Spielen sind sie in der Champions-League daheim ungeschlagen, die letzte Heimniederlage gab es im April 2004, ebenfalls gegen einen Konkurrenten aus der Premier League. Das 1:2 gegen Chelsea bedeutete damals das Aus im Viertelfinale. In den fünf CL-Heimspielen in dieser Saison gab es nicht einmal einen Gegentreffer. Das letzte gegnerische Tor gelang vor 13 Monaten - wie konnte es anders sein - mit Dirk Kuyt von Liverpool einem Ligakonkurrenten. Auch vor Jahresfrist war für die Gunners gegen ein Team von der Insel im Viertelfinale Endstation.

Giggs: 800. Pflichtspieleinsatz für ManUtd

Mit einer gewissen Portion Ehrfurcht vor der Heimstärke der Gunners tritt Manchester United die Reise in Londons Norden an, denn die Red Devils konnten seit der Saison 2004/05 nicht mehr bei Arsenal gewinnen (>> zum direkten Vergleich Arsenal FC - Manchester United). Auch das Heimspiel in dieser Saison konnte Arsenal durch zwei Tore von Samir Nasri mit 2:1 für sich eintscheiden. Sir Alex Ferguson geht davon aus, dass es ein enges Match wird: "Da treten zwei gute Mannschaften gegeneinander an, die sich nichts schenken werden." Der Coach schließt nicht aus, dass sein Team nachsitzen muss, um das Finale zu erreichen: "Es kann gut sein, das es zum Elfmeterschießen kommt."

Gegen die junge Mannschaft der Gastgeber - im Schnitt 23 Jahre alt gegenüber 27 Jahre bei Manchester United - baut Ferguson wieder auf die Erfahrung seines Dauerbrenners. Gegen Arsenal wird Ryan Giggs zum 800. Mal für die Red Devils auflaufen. Mit 14 Jahren holte ihn Ferguson zu Man Utd, zusammen prägten sie die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte. Gemeinsam holten sie 29 Titel in den letzten 19 Jahren, darunter 2x die Championsleague, 1x den Weltpokal und 10x die englische Meisterschaft (>> zur Titelübersicht von Manchester United). Mit dem League Cup konnte in dieser Saison schon ein Titel eingefahren werden, mit Meisterschaft und Champions-League winken zwei weitere. Mit der Titelverteidigung könnte Manchester United Geschichte schreiben: Noch nie es es einem Titelträger seit Einführung der Champions-League in der Saison 1992/93 gelungen, die Trophäe im folgenden Jahr zu verteidigen. Manchester United ist noch zwei Spiele von diesem Triumph entfernt.