28.04.2009 23:45 Uhr

Von Menschen und Maschinen

Es ist Showtime im Camp Nou. Wenn am Dienstag Abend das Halbfinal-Hinspiel der Champions League angepfiffen wird, erwartet die knapp 100.000 Zuschauer im Stadion und Millionen Fans an den TV-Bildschirmen ein echter Leckerbissen. Der FC Barcelona spielte sich bislang genüsslich durch die Königsklasse, überstand die letzte Runde gegen Bayern München gar mit halber Kraft und gilt daher als das Maß der Dinge in der derzeitigen europäischen Fußballlandschaft. Der Vorjahresfinalist aus London dagegen steigerte sich nach schwachem Beginn kontinuierlich und hat unter Trainerguru Guus Hiddink die alte Form wiedergefunden. Nur eine Niederlage mussten die Blues in 15 Spielen unter dem neuen Coach einstecken (>> Spiele des FC Chelsea). Geht es nach dem FC Barcelona, kommt am Dienstag die zweite hinzu.


Woche der Wahrheit für Barca


Der Frühling ist traditionell die Zeit der Entscheidung im Fußball. Eine lange Saison neigt sich dem Ende entgegen, einzelne Spiele entscheiden über Erfolg und Misserfolg. Über weite Strecken dieser Spielzeit aber sah es so aus, als setze der FC Barcelona die uralten Gesetze der Spannung außer Kraft. Denn die Katalanen marschierten, ja tanzten sich förmlich dermaßen leichtfüßig durch ihre Spiele, dass manch ein Gegner am liebsten bereits vor dem Anpfiff kapituliert hätte. Barcelona hatte noch Anfang des Jahres zeitweise satte 12 Punkte Vorsprung vor dem großen Rivalen Real Madrid und waren auch in der Champions League vorzeitig für die KO-Runden qualifiziert (>> Spiele des FC Barcelona). Dann aber gab es einen kleinen Knick. Während man sich in Europa noch relativ locker erst gegen Lyon und dann gegen den FC Bayern durchsetzte, zeigte die Mannschaft von Trainer Guardiola zuletzt die ein oder andere schwächere Vorstellung in der Liga. Auch wenn das Wort "schwach" bei Barca etwas anderes bedeutet als bei den meisten anderen Clubs: Barcelona verlor gegen Atletico Madrid, siegte dann sieben Mal in Folge. Doch weil die Katalanen nun beim FC Valencia erst kurz vor Schluss das 2:2 schossen und die Konkurrenz aus Madrid regelmäßig siegt, ist der Vorsprung Barcas auf überschaubare vier Punkte geschmolzen.

Die Woche begann also nicht allzu gut für Barcelona. Sie könnte sich aber als echter Saison-Killer erweisen. Denn gegen den FC Chelsea muss Barca nun seinen Machtanspruch in Europa unter Beweis stellen - und tritt nur wenige Tage später zum "classico" in Madrid an! Kein Wunder also, dass das Säbelrasseln in den spanischen Medien immer lauter wird. In Barcelona aber bleibt man ganz ruhig und beantwortet das Rauschen im Blätterwald mit der ureigenen Gelassenheit. Von der "wichtigsten Woche der Saison" sprach Josep Guardiolay. Um dann nachzuschieben: "Wir sind wie Maschinen". Das klingt nicht gerade nach schlotternden Knien. Die Katalanen wollen den Titel in der Königsklasse, daraus machen sie keinen Hehl. Zur katalanischen Selbstsicherheit trägt denn auch ein Luxusproblem bei: Guardiola weiß nicht, wen er aufstellen soll. Er hat zu viele gesunde Spieler. Dennoch schätzen Mannschaft und Trainer die Partie am Dienstag Abend durchaus richtig ein und sprechen mit höchstem Respekt vom Gegner.


Chelsea ist bereit


Nach dem Missverständnis mit dem Brasilianer Luiz Felipe Scolari übernahm beim FC Chelsea Startrainer Guus Hiddink das Ruder. Und siehe da: Hiddink hauchte der Mannschaft wieder Leben ein, unter Scolari vollkommen indisponierte Spieler wie etwa Didier Drogba laufen plötzlich wieder zur Höchstform auf. Dass die Blues weiterhin mit sechs Punkten Rückstand nur auf Rang drei der Premier League liegen und mit dem Titel wohl nichts mehr zu tun haben werden, ist noch eine Altlast der Scolari-Ära. In Zeiten der finanziellen Knappheit, die ja bekanntlich auch den Milliardärsclub aus London nicht verschont, ist daher der Titel in der Königsklasse ums wichtiger geworden. Dass Hiddinks Mannschaft mittlerwiele wieder furios aufspielen kann, bewies sie in der vergangenen Runde. Beim so heimstarken FC Liverpool glänzte Chelsea und siegte 3:1, bevor man sich im Rückspiel in einer verrückten Partie beim 4:4 endgültig durchsetzte. Doch die Blues wissen, dass sie in Barcelona Außenseiter sind.

Dementsprechend dürfte auch die Taktik der Gäste ausfallen. Man darf nicht erwarten, dass Chelsea Barcelonas Offensivfußball mitspielt. Im Gegenteil: Die Insulaner werden eher offensiv verteidigen, um die Barca-Spieler weit weg vom eigenen Tor zu halten, und dann auf das ein oder andere Kontertor hoffen. Der Trainer hat mehrere taktische Varianten im Kopf, verraten tut er nur so viel: "Ich habe das Match schon zweimal durchgespielt und nicht verloren" Allerdings hat Guus Hiddink ein entscheidendes Problem: Außenverteidiger Ashley Cole, so etwas wie der Philipp Lahm des FC Chelsea, ist im Hinspiel gesperrt. Nun stellt sich für den Niederländer die Frage, wen er gegen Lionel Messi stellen soll. Wie beim Untergang des FC Bayern bleibt ihm nur ein gelernter Rechtsverteidiger. Der Portugiese José Bosingwa soll voraussichtlich den kleinen Wirbelwind der Gastgeber stoppen - ganz so schlecht wie Christian Lell dürfte der Nationalspieler dabei jedoch nicht aussehen. Gleichfalls ist kaum anzunehmen, dass der FC Chelsea im Camp Nou untergehen wird. Die Fußballfans in aller Welt erwartet vielmehr ein Spiel auf des Messers Schneide. - Joshka -

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