22.05.2010 23:45 Uhr

0:2 gegen Inter: FC Bayern verpasst das Triple

Madrid (dpa) - Trauer statt Triumph - der FC Bayern München hat das historische Triple verpasst. Der deutsche Fußball-Meister und -Pokalsieger verlor in Madrid das Finale der Champions League gegen Inter Mailand mit 0:2 (0:1) und vergab damit die Chance auf den dritten Titel in dieser Saison.

«Wir waren nicht gut genug, um unser Spiel zu spielen», räumte Bayern-Coach Louis van Gaal ein. Auch Sportdirektor Christian Nerlinger machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl: «Inter war eiskalt und effektiv. Wir haben gehemmt gespielt.» Die größte Chance, dem Spiel eine Wende zu geben, verpasste Thomas Müller, der kurz nach Wiederbeginn das mögliche 1:1 verpasste.

Vor 74.954 Zuschauern im ausverkauften Bernabeu-Stadion besiegelte Diego Milito (35./70. Minute) mit seinen Toren die vierte Niederlage der Bayern in einem europäischen Landesmeister-Finale nach 1982, 1987 und 1999. Inter eroberte dagegen erstmals seit 45 Jahren wieder die wertvollste Trophäe des europäischen Club-Fußballs und machte nach Meisterschaft und Pokalsieg den Dreifach-Triumph perfekt.

«Ich denke, dass wir in der ersten Halbzeit zu ängstlich gespielt haben. Wir waren nicht mutig genug. Fehler werden in so einem Spiel betraft», gab Abwehrspieler Philipp Lahm zu Protokoll. «Das war nicht ihr Tag heute. Wer gegen Inter gewinnen will, muss anders spielen», merkte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer kritisch an. Torhüter Jörg Butt gab zu: «Man muss fairerweise sagen, dass Inter verdient gewonnen hat.»

Mit ihrer Final-Niederlage gegen einen starken Gegner verpassten die Bayern zudem die Chance, Italien von Rang drei in der Fünfjahreswertung der UEFA zu verdrängen. Somit wird das Land des Weltmeisters auch in der Saison 2011/2012 vier Starter in der Königsklasse stellen, die Bundesliga drei.

Eine Woche nach der 4:0-Gala im Pokal-Finale gegen Werder Bremen warteten 20.600 mitgereiste Bayern-Anhänger vergeblich auf eine weitere Fußball-Fiesta ihrer Mannschaft. Denn gegen die vom früheren Münchner Lucio glänzend dirigierte Abwehr der Mailänder gab es für Arjen Robben & Co. trotz klarer Feldvorteile kein Durchkommen. Der Elf von Louis van Gaal gelang es ohne den gesperrten Franck Ribéry nicht so perfekt wie zuletzt, über den Ballbesitz auch die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Zudem zeigte sich die Innenverteidigung mit Daniel van Buyten und Martin Demichelis nicht frei von Schwächen, wenn Inter seine überfallartigen Angriffe inszenierte.

Denn das vor allem für seine Defensivkunst bekannte Team von José Mourinho zeigte im Finale ein ganz anderes Gesicht. Angriffsfußball statt Catenaccio hieß zunächst die Devise beim italienischen Meister und Pokalsieger, der in Wesley Sneijder einen überragenden Dirigenten hatte und durch Effektivität glänzte. Auch der Argentinier Javier Zanetti zählte in seinem 700. Spiel für Inter zu den Aktivposten.

Nach nervösem Beginn setzte Robben die ersten Akzente im Offensiv-Spiel der Münchner. Der niederländische Dribbelkünstler, der bei seiner Rückkehr an die frühere Wirkungsstätte von Inter-Verteidiger Cristian Chivu häufig nur durch Fouls gestoppt werden konnte, setzte sich in der 10. Minute auf dem rechten Flügel energisch durch. Doch Olic erwischte die Hereingabe nicht richtig und verzog den Ball. Auf der Gegenseite prüfte Robbens Landsmann Wesley Sneijder Jörg Butt mit einem Freistoß aus gut 30 Metern (18.).

Ein weiter Abschlag von Inter-Schlussmann Julio Cesar war dann der Ausgangspunkt des zu diesem Zeitpunkt überraschenden 0:1. Sneijder lenkte den Ball weiter auf den Argentinier Milito, der im Laufduell seinen bereits mit Gelb belasteten Landsmann Demichelis abschüttelte und Butt mit einem Schuss aus 14 Metern überwand. Das fünfte Champions League-Tor des 30-Jährigen machte aus einem taktischen Stellungskampf einen offenen Schlagabtausch, in dem die Italiener zunächst die besseren Chancen besaßen. In der 43. Minute vereitelte Butt gegen Sneijder das 0:2 und damit die drohende Vorentscheidung gegen die durch den Rückstand geschockten Münchner.

Mit Entschlossenheit und Wut im Bauch kamen die Bayern zum zweiten Durchgang aus der Kabine. Nur 17 Sekunden nach Wiederbeginn eröffnete sich Müller unverhofft die große Gelegenheit, doch der glücklose Jung-Nationalspieler brachte den Ball nicht an Julio Cesar vorbei. Im direkten Gegenzug verhinderte die nächste Glanztat von Butt einen weiteren Treffer der Italiener durch Goran Pandev. Mit Miroslav Klose für Altintop entwickelten die Bayern mehr Druck und standen bei Chancen von Müller (63.) und Robben (65.) dicht vor dem Ausgleich. Doch als Milito den hüftsteifen van Buyten im Strafraum umkurvte und den Ball ins Tor schlenzte, war die Partie endgültig verloren.

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