17.02.2010 23:45 Uhr

Kloses «skandalöses» Tor lässt Bayern hoffen

München (dpa) - Dusel statt Fußballzauber in der Champions League: Nicht die eigene Brillanz, sondern ein krasser Fehler des Schiedsrichters haben beim FC Bayern München im Achtelfinal-Hinspiel gegen den AC Florenz für «Glücks»-Gefühle gesorgt.

Ein irreguläres Tor von Miroslav Klose musste gegen den AC Florenz kurz vor Schluss herhalten, um die Hoffnungen des deutschen Rekordmeisters auf den Einzug ins Viertelfinale der Champions League am Leben zu erhalten. Während die Italiener das schnell vom «Skandal-Spiel» redeten, mussten auch die Bayern nach ihrem 2:1 (1:0)-Sieg die entscheidende Mithilfe des norwegischen Referees Tom Henning Ovrebo eingestehen. «Wir haben Glück gehabt, denn unser Siegtor war klar Abseits», sagte Trainer Louis van Gaal. Fiorentinas Juan Vargas gab den Unparteiischen auf den Weg, sich besser «umgehend die Augen untersuchen lassen.»

Ein Aufschrei der Entrüstung ging auch durch die italienischen Gazetten. «Was für ein Diebstahl in München», titelte die Sportzeitung «La Gazzetta dello Sport», die «Tuttosport» beschäftigte sich ausgiebig mit dem «skandalösen» 2:1. «Das ist eine Schande», meinte Vorstand Andrea Della Valle. Kapitän Riccardo Montolivo offenbarte, «dass wir uns schon etwas verarscht fühlen». Selbst Torschütze Klose hatte eine Minute vor Schluss nach Ivica Olics Kopfballvorlage «das Gefühl, im Abseits» gestanden zu haben. Trotzdem meinte der Stürmer: «Tor ist Tor. Ich habe auch schon Tore geschossen, wo ich nicht im Abseits stand und es wurde gewunken. Das gleicht sich am Schluss aus.»

Ovrebo ließ weiterlaufen, Klose nickte ein und konkretisierte die bajuwarische Hoffnung aufs Viertelfinale: Im Florenzer Stadio Artemio Franchi genügt ihnen am 9. März ein Remis. «Beim Rückspiel wird es unheimlich schwer. Wir wissen, dass das Stadion ein Hexenkessel ist», sagte Klose. «Es ist klar, dass Florenz jetzt offensiver spielen muss», betonte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Van Gaal bezifferte die Chancen auf «50:50 - vielleicht ein bisschen mehr für uns». Auch der späte Glücksmoment konnte die weitgehend blutleere Vorstellung des Rekordmeisters nicht aus dem Bewusstsein verdrängen. «Wir haben nicht gut gespielt außer in den letzten fünf Minuten», sagte Kapitän Mark van Bommel.

Behäbig und hektisch hatten sich die Bayern präsentiert, ganz anders als zuletzt in der Bundesliga. Besonders weh tat der zwischenzeitliche Ausgleich durch Per Kroldrup (50. Minute), der Arjen Robbens (45.+3/Foulelfmeter) Führungstreffer egalisiert hatte. Dank der Auswärtstor-Regel reicht den Italienern im Rückspiel schon ein 1:0-Sieg. «Ein Gegentor ist in diesem Modus immer gefährlich», sagte Torwart Jörg Butt, «wir haben zu ungeduldig gespielt.»

«Wir haben es nicht geschafft, den Ball flüssig in den eigenen Reihen laufen zu lassen. Wir hatten zu viele Ballverluste», bemängelte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger. «Die Mannschaft war wohl etwas überrascht, sie hatte einen verunsicherten Gegner erwartet», gestand Rummenigge. Der Tabellenelfte der Serie A aber präsentierte sich trotz einer Schwächeperiode in der Liga auf Augenhöhe. «Florenz hat taktisch sehr gut gespielt und sein System geändert. Das haben wir im Hirn nicht lösen können», meinte van Gaal.

Fehlpässe en masse und Nachlässigkeiten in der Abwehr prägten das Spiel der Münchner, die auch nach der Roten Karte des Italieners Massimo Gobbi (73.) keinen spielerischen Glanz ausstrahlten und nie zu einem geordneten Spiel fanden. Erst kurz vor Schluss brachten die Bayern noch etwas Stimmung in die mit 66 000 Zuschauern gefüllte Allianz Arena: Kloses 2:1 hätte in der Nachspielzeit bei drei Großchancen noch gut und gerne das 3:1 folgen können, aber die späten Versuche blieben erfolglos.

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